Punktlandung: Ein Song für Greifswald

Greifswald sucht den Superstar! Am Sonntagabend werden im Café Koeppen zehn Songs präsentiert, die der Hansestadt auf den Leib geschrieben wurden. 

Es ist wohl eines der unterhaltsamsten Programme, die hierorts in den letzten Jahren erdacht und auf die Bühne gebracht worden sind: Der musikalische Wettbewerb „Ein Song für Greifswald“ bohrt dicke Bohlen und spendiert dem quotenstarken Fernsehformat Casting-Show eine Kleinkunstkur. Zehn Greifswalder geben ihre musikalischen Liebeserklärungen an ihre (Wahl)Heimat zum Besten.

song für greifswald

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Mit dabei sind unter anderem Patricia Hochbinder Fassheim („David am Ryck“), Lucas Schwarz („Ist Wieck ein Feuer“) und Marie Waschniak („Die Dicke Marie“), die ihre Perspektiven auf Greifswald und seine Kruppkollegen vertonen. In den Hauptrollen sind Hannes Rittig und Katja Klemt zu erleben, die während ihrer Auftritte vom Pianisten Artur Apinyan (Artur und Band) begleitet werden — geschmackvoll, auf den Punkt, aber niemals zu dominant. Das Publikum stellt die Jury und wählt am Ende des Abends den besten Song aus und  — so viel sei an dieser Stelle bereits verraten — diese Auswahl fällt nicht leicht. Punktgenauer als mit GSDS lässt sich ein grauer Sonntagabend im November hier kaum rumkriegen, versprochen!

Fakten: 08.11. | 19 Uhr | Koeppen | 13 / 9 EUR

Das Programm der 13. Greifswalder Kulturnacht

Singende Balkone, Wipfeltreffen oder Live-Ambient auf dem früheren Thälmann-Platz — mit einem abwechslungsreichen Programm wird heute an knapp fünfzig verschiedenen Orten die Greifswalder Kulturnacht gefeiert.

Es bleibt zu hoffen, dass das regnerische Wetter den zahlreichen Veranstaltungen, die für die 13. Greifswalder Kulturnacht angekündigt werden, keinen Strich durch die Rechnung machen wird. Fast fünfzig Orte sind in diesem Jahr an dem abwechslungsreichen Programm beteiligt, darunter sind einerseits so bekannte Adressen wie das Koeppenhaus, Polly Faber, das Caspar-David-Friedrich-Zentrum oder die Museumswerft, andererseits aber auch völlig neue Anlaufstellen, bei denen man nicht unbedingt damit rechnen würde, mit kulturellen Erzeugnissen konfrontiert zu werden.

kulturnach greifswald(Danny Krüger, Medien-Informatik-Schule an der Wirtschaftsakademie Nord, Ausschnitt)

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Greifswalder Koeppentage 2015

Vor genau 109 Jahren wurde Wolfgang Koeppen in Greifswald geboren. Mit den Koeppentagen erinnert ein jährlich stattfindendes Literaturfestival an Leben und Werk des Schriftstellers, der zu einem der bedeutendsten Romanciers der deutschen Nachkriegsliteratur werden sollte.

Unter dem Titel „Der geborene Leser, für den ich mich halte…“ präsentiert das Koeppenhaus anlässlich der diesjährigen Koeppentage vom 23. Juni bis zum 1. Juli ein wohlkuratiertes Programm. Dazu gehören zwei Ausstellungseröffnungen, Lesungen und Gesprächsrunden mit zeitgenössischen Autoren wie Judith Schalansky und Hans-Ulrich Treichel, ein Vortrag mit dem Leiter des Günter Grass Hauses in Lübeck und eine literarische Friedhofsführung.

koeppentage greifswald 2015 Die Koeppentage beginnen am Dienstagabend um 19 Uhr mit einer Ausstellungseröffnung des Wolfgang-Koeppen-Archivs der Universität Greifswald, die Einblicke in das passionierte, nicht auf den Bereich der Literatur beschränkte Leserleben Wolfgang Koeppens gewährt und anhand von Fundstücken aus seiner vielseitigen Privatbibliothek aufzeigt, wie Rezeption und Produktion von Literatur bei Koeppen ineinander übergehen. Eine thematische Einführung liefern Philip Koch und Archivleiter Prof. Eckhard Schumacher.

Schumacher hat zusammen mit Katharina Krüger die Koeppen-Ausgabe der literaturwissenschaftlichen Fachzeitschrift TEXT+KRITIK herausgegeben. Beide Herausgebenden werden den „Abend für Wolfgang Koeppen“ moderieren, der im Anschluss an die Ausstellungseröffnung um 20 Uhr beginnen wird. Als Gäste werden Raimund Fellinger, langjähriger Cheflektor im Suhrkamp Verlag, und die ebenfalls wie Koeppen in Greifswald geborene Schriftstellerin Judith Schalansky (Der Hals der Giraffe) angekündigt. Die Autorin wird einen Text lesen, in dem sie sich und ihr Schreiben in ein Verhältnis zu Koeppen setzt. In der darauf folgenden Gesprächsrunde wird Koeppen als Schriftsteller, Briefautor und Leser vorgestellt.

Judith Schalansky Greifswald Judith Schalansky (Foto: Fleischervorstadt-Blog, 2015)

„Lesen mit Koeppen“ heißt die Devise, wenn die beiden Schauspieler Christian Holm und Katja Klemt am Mittwoch jene Autoren in Auszügen vorstellen werden, denen Koeppen besonders nahe stand. „Greifswalder Koeppentage 2015“ weiterlesen

Vernissage: Kunst im Block

Seit April bespielen Kunstschaffende insgesamt zehn Wohnungen in einem leergezogenen Aufgang in der Makarenkostraße und bringen im Rahmen eines vom Quartiersbüro Schönwalde II initiierten Zwischennutzungsprojektes bis Ende Juni eine für diesen Ort ungewohnte Dosis Kultur in das Plattenbauviertel. Ende Juni endet Kunst im Block, doch bis dahin werden noch mehr als zehn Veranstaltungen in der Makarenkostraße stattfinden.

Kunst im Block FlyerHeute Abend wird zunächst zur großen Vernissage eingeladen, bei der ab 18 Uhr in Augenschein genommen werden kann, was die beteiligten Künstler und Künstlerinnen (Anne Amelang, Christoph Both-Asmus, Astrid Brünner, Urs Bumke, Martin Holz, Felix Lies, Eugen Kunkel, Emma Meyer, Jay Neumann, Johanna Nikulski-Dirks, Lena Lapschina, Enrico Pense, Marc Oliver Rühle, Cindy Schmid, Franziska Stolzenau, Pauline Stopp, Iris Vitzthum und Studierenden der Medien- und Informatikschule) in ihren Ateliers geschaffen haben.

Die Ausstellungseröffnung wird von einer Performance zu den Achtziger Jahren begleitet, die das Greifswalder Studententheater und das polnische Teatr Brama unter der Regie von Katja Klemt und Daniel Jacewicz erarbeitet haben. Weiterhin darf mit einem Auftritt der SynthiBros und zwei Vorträgen von Tilman Meynig und Christoph Both-Asmus (Wildnis & menschliche Entwicklung, Treewalker) gerechnet werden. Das komplette Juni-Programm ist auf dem Projektblog von Kunst im Block abrufbar.

Einen oberflächlichen Eindruck von Kunst im Block gewinnt man im folgenden Fernsehbeitrag von Greifswald TV.

Fakten: 13.06. | ab 18 Uhr | Makarenkostr. 43

Mehr als nur Krawall und Remmidemmi

 Ein Gastbeitrag von Hubertus Ass

Seichte Unterhaltung und Klamauk ist ja nicht so meins. Zwar hab ich in meinem Leben auch schon mal gelacht, aber das meiste, was der Allgemeinheit als lustig gilt, ertrage ich lieber in grenzdebilen Zuständen und verbinde dies mit der innigen Hoffnung, vom süßen Schlaf erlöst zu werden.

Sommertheater Koeppen

Manchmal kommt man jedoch nicht umhin, sich der Komödie – in diesem Fall eher der Tragikomödie – zu stellen. So geschehen am letzten Wochenende, als mein Chef wieder seiner wahren Berufung folgte und sich beim Sommertheater zum Henry machte. Im Hof des Café Koeppen wurde auch bei der zweiten Aufführung jede Sitzgelegenheit von einem sehr gemischten Publikum in Beschlag genommen, um sich Die geheimen Leben von Henry und Alice anzusehen.

EINE SCHRECKLICH KLEINE FAMILIE „Mehr als nur Krawall und Remmidemmi“ weiterlesen

Intendantenwechsel: Ein Ensemble verabschiedet sich

Vor gut einer Woche verabschiedeten sich die nichtverlängerten Mitglieder des Ensembles nach der letzten Vorstellung der Koschel-Inszenierung Das Fest von ihrer Spielstätte und vom Greifswalder Publikum. Mit dem Arbeitsbeginn des neuen Intendanten Dirk Löschner endet ihr Engagement am Theater Vorpommern.

TOSENDER BEIFALL ZUR LETZEN EHRE

theater vorpommern greifswaldDer Regionalsender Greifswald TV zeichnet in einem ungewohnt umfangreichen Portrait ihr Wirken nach. Darin sind auch die emotionalen Abschiedsszenen festgehalten, in denen nach der letzten Aufführung ein sichtlich ergriffenes Publikum „ihr“ scheidendes Ensemble — unter anderem  Eva-Maria Blumenrath, Marta Dittrich, Anke Neubauer sowie Grian Duesberg — feierte.

Diese Aufnahmen wurden mit Archivmaterial ergänzt und mit aktuelleren Interviews verwoben, in denen die Schauspieler Katja Klemt, Hannes Rittig und Christian Holm sowie die Dramaturgin Catrin Darr und Schauspieldirektor Matthias Nagatis auf ihre Arbeit in Greifswald zurückblicken, eine Prognose zur Zukunft des Schauspielhauses jedoch vermeiden und über die eigene wenig zu sagen vermögen. Willkommen in der Prekarität!

Bessere Nachrichten als das Beschäftigungsende dieser Menschen gibt es indes für die Freundinnen des TresenLesens: Die seit 2004 im Café Koeppen beheimatete Lesereihe bleibt erhalten und wird unter anderem Namen weitergeführt. Katja Klemt, Hannes Rittig, Christian Holm, Eva-Maria Blumenrath, Marta Dittrich, Anke Neubauer und Grian Duesberg bleiben dann also vorerst doch noch zu erleben sein.
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LÖSCHNER WIRD BRELIEREN

Unterdessen präsentierte das Theater Vorpommern das vom Illustratoren Michael Hahn neuentwickelte Design. Er wird ab der kommenden Spielzeit alle grafischen Arbeiten des Theaters verantworten.

Passend zur thematischen Leitlinie dieser Spielzeit, kein risiko, soll das neue Logo für einen „ebenso anspruchsvollen wie risikobereiten Umgang mit dem schwer zu bändigenden Element Feuer“ stehen. So richtig mag der Funke allerdings nicht überspringen.

kein risiko theater

Das Programm für die kommende Spielzeit steht bereits fest. Die beiden Löschners bringen mehrere Stücke aus Stendal mit — hervorhebenswert dabei der Auftritt des Intendanten selbst, der sich in seiner Rolle als Jaques Brel-Chanteur bereits in Stendal bewährte. Und wer unmittelbar nach der TanZZeiT 2013 mit Bandscheibenvorfall, einem „Abend für Leute mit Haltungsschäden“, aufwartet, beweist wenigstens Humor.

(Abbildungen: Michael Hahn, Theater Vorpommern)