Das Wochenende lässt sich gut an und hält eine mannigfaltige Mischung kultureller Angebote bereit. Wer sein erstes DIY-Festival in diesem Jahr erleben will, fährt bis Sonntag zum Wagenplatz Alt Ungnade. Allen anderen seien die Workshops, Lesungen, Theatervorstellungen, Ausstellungen, Konzerte und Partys empfohlen, die an diesem Wochenende in Greifswald stattfinden werden. Eine Übersicht.
Seichte Unterhaltung und Klamauk ist ja nicht so meins. Zwar hab ich in meinem Leben auch schon mal gelacht, aber das meiste, was der Allgemeinheit als lustig gilt, ertrage ich lieber in grenzdebilen Zuständen und verbinde dies mit der innigen Hoffnung, vom süßen Schlaf erlöst zu werden.
Manchmal kommt man jedoch nicht umhin, sich der Komödie – in diesem Fall eher der Tragikomödie – zu stellen. So geschehen am letzten Wochenende, als mein Chef wieder seiner wahren Berufung folgte und sich beim Sommertheater zum Henry machte. Im Hof des Café Koeppen wurde auch bei der zweiten Aufführung jede Sitzgelegenheit von einem sehr gemischten Publikum in Beschlag genommen, um sich Die geheimen Leben von Henry und Alice anzusehen.
Derzeit bemühen sich zwei Greifswalder Initiativen um Spenden für die Verwirklichung kultureller Projektideen. Aus dem Umfeld des Nordischen Klangs erwuchs vor einigen Wochen ein Aufruf beim Crowdfunding-Portal Startnext, um Mittel für die Produktion einer Episode des Weird Girl Project in der Hansestadt zu akquirieren. In einem anderen, gestern gestarteten Spendenersuch geht es um die Finanzierung eines Theaterstücks von Sarah Kane im Koeppenhaus.
Bis zum 7. Februar ließ das Theaterportal nachtkritik.de seine Leserinnenschaft über die besten Inszenierungen des zurückliegenden Jahres abstimmen. Zur Wahl stand dabei 48 Stücke, unter anderem Ute Koschels Umsetzung des dänischen Dogma-Klassikers Das Fest. Die Inszenierung am Theater Vorpommern gehörte bei der Abstimmung, an der über 4000 Wählende teilnahmen, zu den zehn besten Stücken.
In einemArtikel zur Auswertung der Wahl konstatiert Nachtkritiker Wolfgang Behrens einen Überraschungserfolg zahlreicher vermeintlicher Außenseiter — zum Beispiel des St. Pauli Theaters, des Staatstheaters Nürnberg, des Theater Vorpommerns und des Theaters Biel-Solothurn — gegenüber den etablierten Schwergewichten der Branche. Die Gründe hierfür vermutet er in der engen Bindung zwischen dem Publikum und den überregional weniger beachteten lokalen Theatern. Im Fall der Greifswalder Inszenierung kommt laut Behrens diesen Bindungen aufgrund der Nichtverlängerungen vieler Ensemble-Mitglieder eine noch gewichtigere Rolle zu.
Die zehn Gewinner der Abstimmung, die damit symbolisch am virtuellen nachtkritik-Theatertreffen 2013 teilnehmen, sind:
Das Fest von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov (Theater Vorpommern Greifswald)
Der (kommende) Aufstand nach Friedrich Schiller (Oldenburgisches Staatstheater)
Der Revisor von Nikolai Gogol (Residenztheater München)
Glaube Liebe Hoffnung von Ödön von Horváth (Wiener Festwochen, Volksbühne Berlin)
Immer noch Sturm von Peter Handke (Staatstheater Nürnberg)
Krieg und Frieden nach Leo Tolstoi (Ruhrfestspiele Recklinghausen, Centraltheater Leipzig)
Mit wem soll ich jetzt schweigen nach Peter Bichsel (Theater Biel-Solothurn)
Murmel Murmel von Dieter Roth (Volksbühne Berlin)
P project von Ivo Dimchev (ImPulsTanz Wien, HAU Berlin)
The King’s Speech von David Seidler (St. Pauli Theater Hamburg)
Die nachtkritik, eines der bedeutendsten deutschen Internetportale in Sachen Theater, ruft ihre Leserinnenschaft zum virtuellen Urnengang auf und bittet zur Abstimmung über die zehn wichtigsten Inszenierungen der vergangenen zwölf Monate.
Im Vorfeld verständigten sich Korrespondenten und Redakteure der Plattform demokratisch auf 48 Inszenierungen, die ihnen wichtig erschienen und auf die nun bei der Abstimmung bis zu zehn Stimmen verteilt — und nicht kumuliert — werden können. Zur Wahl steht dabei auch die Umsetzung des Dogma-Klassikers Das Fest, den Gastregisseurin Uta Koschel im Frühjahr 2012 in Greifswald inszenierte.
(Vincent Leifer, Theater Vorpommern)
Nachtkritikerin Juliane Voigt sah bei der Premiere einen „finalen Gipfelsturm des durch den designierten Intendanten gekündigten Personals an diesem Haus“ — es war der letzte große gemeinsame Streich der Ensemble-Mitglieder, deren Arbeitsverträge vom neuen, nach Frischwind jagendem Intendanten Dirk Löschner nicht verlängert wurden. Die Abstimmung von nachtkritik läuft bis zum 7. Februar und ist hier zu finden. Mitwählen darf jeder, eine Registrierung ist dafür nicht notwendig. Die Ergebnisse werden am darauffolgenden Tag bekanntgegeben.
Schon vor dem Fest herrscht etwas Katerstimmung… Ein wenig ermattet, aber auch zufrieden über die Fertigstellung wirkt das Team kurz vor der Premiere… Fest gemacht und losgeworden…
Mit endlos ähnlichen Wortwurstwolken könnte man als Rezensent einsteigen.
Die Verlockung, die prekäre Situation des scheidenden Altensembles am Theater Vorpommern mit seiner letzten gemeinsamen Großinszenierung „Das Fest“ zusammenzujauchen, ist einfach zu groß. Jedoch, man merkt es den drei zum Gespräch Geladenen an: sie scheinen es langsam leid zu sein, auf elends und ewig zum Intendantenwechsel und den Nichtverlängerungen befragt zu werden. In jedem Fall ist es für sie, zwischen den Stühlen stehend, kein Einfaches, über ihren zukünftigen Nicht-Chef Worte zu verlieren, die als kompromittierend oder gar wehleidig ausgelegt zu werden drohen.
PROMOTIONSPROFIS IN DER PROVINZ
Die journalistische Zunft ist bekannthin ja immerstets auf der Suche nach knalligen Aufhängern, emotionalen Türöffnern und punchigen Headlines. Unten den speckigen Berichterstatterjacken kocht sie, die Lust an der Landung eines publizistischen Riesencoups. In den luziden Träumen eines jeden Journalisten rauscht es wild im Blätterwald.
Stattdessen jedoch: müdes Zettelrascheln fahler Reporter auf der Pressekonferenz. Die anwesenden Presseinfo-Umformulierer sind angetreten, um die letzten Fakten für ihre Setzkastenartikel zu sammeln, klickern fahrig mit Kulis in ihren Schreibtischschreiberlingspranken, bevor die Fest-Macher (punch!) im Raum erscheinen um von – nach Zusammenjauchung jiepernden – Journalisten mit „Ja, erzählt doch mal, wie war das so“-Fragen beworfen zu werden.
Am runden Tisch im Dachbüro haben sich die Regisseurin Uta Koschel, die leitende Dramaturgin Catrin Darr und der Schauspieler Hannes Rittig eingefunden. Die Regisseurin, ein sanftes, in Augenringe und hennarotes Haar getauchtes Wesen, spricht mit sonorer Stimme und valiumhafter Gelassenheit über ihre letzte Inszenierung als Gastregisseurin am Theater Vorpommern. Von 1996 bis 2003 war sie sieben Jahre fest am Haus. Über das Schauspiel kam sie letztlich zur Regie. Zahlreiche Stücke hat sie bereits inszeniert. „Familien, Feste und Verdrängung: Uta Koschel inszeniert „Das Fest“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen →