Herrlicher Klamauk trotz Anlaufschwierigkeiten — „Charleys Tante“ am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt 

Was soll man als Student aus reichem englischen Hause tun, wenn man für ein Rendezvous eine Aufsichtsperson — ja gar eine Anstandsdame — benötigt und ebenjene nicht anwesend ist? Was soll man tun, wenn die Gelegenheit für eine Verabredung nur einmal greifbar ist? Eine ebenso unterhaltsame wie skurrile Antwort auf diese Fragen liefert derzeit die Inszenierung  von Brandon Thomas‘ Bühnenklassiker Charleys Tante, welche am vergangenen Samstag in Greifswald vor nahezu ausverkauftem Haus Premiere feierte.

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Endgeil! – Wolfgang Herrndorfs TSCHICK beendet Spielzeit am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt

Wer am vergangenen Donnerstagabend im ausverkauften Rubenowsaal des Theater Vorpommern in Greifswald der letzten Premiere dieser Spielzeit – der Bühnenfassung des Jugendromans TSCHICK von Wolfgang Herrndorf – beiwohnte, hatte das große Vergnügen, einen Höhepunkt des ersten Jahres unter der Leitung des neuen Intendanten Dirk Löschner erleben zu können.

EIN STÜCK ÜBER JUGEND — EIN STÜCK ÜBER FREUNDSCHAFT

Maik Klingenberg (Felix Meusel), 15 Jahre alt und somit mitten in den Wirren der Pubertät, ist ein ziemlicher Außenseiter in der Klasse: gemieden, ohne Spitznamen und nicht zuletzt ausgeschlossen von der Geburtstagsfeier seiner angebeteten Klassenkameradin. Sein neuer Mitschüler Tschick (Dennis Junge), ein Jugendlicher mit russischem Migrationshintergrund und einschlägiger Vergangenheit, entwickelt sich für Maik erst zu einem Verbündeten, dann — in den Sommerferien — schließlich zu einem sehr guten Freund, mit dem er in einem geklauten blauen Lada eine Art Roadtrip erlebt, der seinesgleichen sucht. „Endgeil! – Wolfgang Herrndorfs TSCHICK beendet Spielzeit am Theater Vorpommern“ weiterlesen

Familien, Feste und Verdrängung: Uta Koschel inszeniert „Das Fest“ am Theater Vorpommern

Ein Theaterbericht von Ferdinand Fantastilius

kolumne 17vierSchon vor dem Fest herrscht etwas Katerstimmung… Ein wenig ermattet, aber auch zufrieden über die Fertigstellung wirkt das Team kurz vor der Premiere… Fest gemacht und losgeworden…

Mit endlos ähnlichen Wortwurstwolken könnte man als Rezensent einsteigen.

Die Verlockung, die prekäre Situation des scheidenden Altensembles am Theater Vorpommern mit seiner letzten gemeinsamen Großinszenierung „Das Fest“ zusammenzujauchen, ist einfach zu groß. Jedoch, man merkt es den drei zum Gespräch Geladenen an: sie scheinen es langsam leid zu sein, auf elends und ewig zum Intendantenwechsel und den Nichtverlängerungen befragt zu werden. In jedem Fall ist es für sie, zwischen den Stühlen stehend, kein Einfaches, über ihren zukünftigen Nicht-Chef Worte zu verlieren, die als kompromittierend oder gar wehleidig ausgelegt zu werden drohen.

PROMOTIONSPROFIS IN DER PROVINZ

Die journalistische Zunft ist bekannthin ja immerstets auf der Suche nach knalligen Aufhängern, emotionalen Türöffnern und punchigen Headlines. Unten den speckigen Berichterstatterjacken kocht sie, die Lust an der Landung eines  publizistischen Riesencoups. In den luziden Träumen eines jeden Journalisten rauscht es wild im Blätterwald.

Stattdessen jedoch: müdes Zettelrascheln fahler Reporter auf der Pressekonferenz. Die anwesenden Presseinfo-Umformulierer sind angetreten, um die letzten Fakten für ihre Setzkastenartikel zu sammeln, klickern fahrig mit Kulis in ihren Schreibtischschreiberlingspranken, bevor die Fest-Macher (punch!) im Raum erscheinen um von – nach Zusammenjauchung jiepernden – Journalisten mit „Ja, erzählt doch mal, wie war das so“-Fragen beworfen zu werden.

Das Fest Inszenierung Uta Koschel Szenenbild

Am runden Tisch im Dachbüro haben sich die Regisseurin Uta Koschel, die leitende Dramaturgin Catrin Darr und der Schauspieler Hannes Rittig eingefunden. Die Regisseurin, ein sanftes, in Augenringe und hennarotes Haar getauchtes Wesen, spricht mit sonorer Stimme und valiumhafter Gelassenheit über ihre letzte Inszenierung als Gastregisseurin am Theater Vorpommern. Von 1996 bis 2003 war sie sieben Jahre fest am Haus. Über das Schauspiel kam sie letztlich zur Regie. Zahlreiche Stücke hat sie bereits inszeniert. „Familien, Feste und Verdrängung: Uta Koschel inszeniert „Das Fest“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen