Gleich zwei wissenschaftliche Arbeiten wurden gestern mit dem diesjährigen Genderpreis der Universität Greifswald ausgezeichnet. Ihre Autorinnen studieren Rechtswissenschaften und Geschichte.
Seit 2006 werden wissenschaftliche Arbeiten an der Universität Greifswald, die die Geschlechterperspektive in besonderer Weise berücksichtigen, mit einem Preis gewürdigt. Bislang hieß diese Auszeichnung Universitätspreis, in diesem Jahr wurde die mit 500 Euro dotierte Ehrung in „Genderpreis“ umbenannt.
(Übergabe des Genderpreises 2015 – v.l.n.r.: Prorektor Prof. Micha Werner, Prof. Dr. Sylvia Stracke, Rektorin Prof. Johanna Eleonore Weber, Lydia Krasemann, Sarah Baudis und Ruth Terodde. Foto: Jan Meßerschmidt, Universität Greifswald)
Die Senatsgleichstellungskommission wählte aus zehn „durchweg sehr guten“ wissenschaftlichen Arbeiten zwei Seminararbeiten aus, die die Jury gleichermaßen durch die wissenschaftlich fundierte und innovative Herangehensweise beeindruckten. Zu den beiden Preisträgerinnen gehört die Jura-Studentin Sarah Baudis, die sich dem Thema Intersexualität aus rechtswissenschaftlicher Sicht beschäftigt hat: „Bis in die 1990er Jahre war eine gängige medizinische Behandlungspraxis, intersexuell geborene Kinder nach der Geburt zum Mädchen oder Jungen zu operieren, ohne dass die Eltern oder die Kinder über die Intersexualität aufgeklärt wurden. Diese medizinische Behandlungspraxis ist zwar im Wandel, allerdings werden Kinder immer noch aufgrund der elterlichen Einwilligung operiert. Diese Operation stellt jedoch einen massiven Eingriff in die körperliche Integrität und das Persönlichkeitsrechts des Kindes dar. Ein Eingriff, der die weitere Entwicklung des intersexuell geborenen Kindes enorm prägt und vor allem laut meiner Recherchen von Betroffenen stark kritisiert wird.“
Sarah Baudis entwickelte im Rahmen ihrer Seminararbeit einen eigenen Lösungsansatz, welcher den Betroffenen Operationen erst bei Volljährigkeit ermöglichen und andere Personen davon abhalten soll, diese Entscheidungen zu treffen.
Die zweite Preisträgerin ist die Lehramtsstudentin Lydia Krasemann, die im Rahmen ihres ersten Staatsexamens eine Arbeit über Gisela von Bayern schrieb und darin die Königin Ungarns, eine bislang eher vernachlässigte Frauenfigur der Geschichte, überzeugend in den Kontext des frühen Mittelalters stellte: „Ziel der Arbeit war, sich genauer anzuschauen, welche Verdienste sie bei der Christianisierung Ungarns hatte und welches Schicksal ihr nach der Vertreibung aus Ungarn zu Teil wurde.“
Eingereicht werden konnten aktuelle wissenschaftliche Abschlussarbeiten sowie Promotionsarbeiten aus allen Fakultäten der Universität Greifswald einschließlich der Universitätsmedizin.
Puh, zum Glück hat sich diesmal noch ein Mann aufs Bild geschlichen, somit bleibt uns Zeter und Mordio hoffentlich erspart ;).
😉