Mit einer ungewöhnlichen Aktion will die Initiative „Betten für Flüchtlinge“ auf die Situation in der Feldstraße aufmerksam machen, wo seit über zwei Wochen 46 Menschen in einer Turnhalle untergebracht sind.
„Nehmt doch gefälligst selbst welche auf, wenn euch die Asylanten so am Herzen liegen!“ Man liest diesen Satz mehr oder minder variiert in zahlreichen Diskussionsforen, wo energisch über die deutsche Asylpolitik debattiert wird. Die resignierten Schilderungen einer Greifswalder Bekannten, die genau das über Wochen ergebnislos versucht hat, klingeln noch vernehmlich im Hinterohr. Seit mehr als zwei Wochen harren 46 Menschen in einer Turnhalle, die jetzt Übergangsunterkunft heißt, auf Veränderung: auf ein anderes Quartier, damit sie den Ort, der ihnen so gut wie keine Privatsphäre bieten kann, verlassen können.
(Foto Turnhalle: Landkreis VG)
Der Initiative „Betten für Flüchtlinge“ mahlen die Mühlen der Verwaltung zu langsam. Obwohl seit Monaten Zimmer angeboten werden, sei der Landkreis nicht in der Lage, den Flüchtlingen schnell eine menschenwürdige Unterkunft bereitzustellen. Darauf wollen die Flüchtlingshelfer mit der Aktion „Bettentausch“ reagieren, für die bis zum 11. November 46 männliche Personen gesucht werden, die bereit sind, für die Nacht zum Donnerstag ihr Bett mit den Flüchtlingen zu tauschen. Schlafsack, Pyjama und Zahnbürste sind selbst mitzubringen. Um die Situation längerfristig zu verbessern, sucht „Beds for Refugees“ weiterhin potenzielle Gastgeber, die bereit sind, ein Zimmer für ein paar Tage oder Wochen zur Verfügung zu stellen und die Flüchtlinge als persönliche Gäste empfangen.
Keine Frage — es ist aktionistisch, was da am Mittwoch um 17 Uhr an der Turnhalle stattfinden soll, aber festgefahrene Situationen müssen vielleicht auch manchmal ein bisschen angeschubst und in Bewegung gebracht werden. Das Problem, viele Menschen binnen kurzer Zeit angemessen unterzubringen, löst man auf diese Weise zwar nicht, die widrigen Umstände jedoch, die das Ausharren in der sich verstetigenden Übergangsunterkunft begleiten, können durch Initiativen wie die Aktion „Bettentausch“ kurzfristig gemildert werden. Nicht zuletzt ist das, was am Mittwoch stattfinden wird, auch eine Geste der Menschlichkeit — etwas, das in diesen turbulenten Tagen leider nicht mehr selbstverständlich ist.
Weitere Infos zur Bettenvermittlung für Flüchtlinge per E-Mail an betten-fuer-fluechtlinge[ät]riseup.net oder über das Infotelefon: 0157-53471140.