Eilmeldung: Senat entscheidet gegen Ernst Moritz Arndt

Der akademische Senat der Universität Greifswald hat heute mit 24 Ja-Stimmen für die Ablegung des Namens Ernst-Moritz-Arndt und damit gegen den umstrittenen Namenspatron votiert. Elf Senatsmitglieder stimmen gegen den Antrag, ein Senatsmitglied enthielt sich. Nach vier langwierigen Debatten wird Arndt an der Universität Greifswald Geschichte.

Arndt Abstimmung Greifswald

22 Gedanken zu „Eilmeldung: Senat entscheidet gegen Ernst Moritz Arndt

  1. Ich verstehe die Diskussion darüber nicht und kann auch nicht nachvollziehen, warum da laufend drüber diskutiert wird und jetzt so entschieden wurde. Ihr müsst Euch mal vorstellen, wann Arndt gelebt hat. Das war vor mehr als 160 Jahren! Wer keine Ahnung hat, wie lange das her ist, dem sei hier mitgeteilt, die Leute hatten damals noch nicht mal ein Fahrrad. Nur um mal deutlich zu machen, dass damals das Leben anders war. Da waren sämtliche Wissenschaftler der Ansicht, dass man Nationen nicht vermischen könnte. Wenn Ernst Moritz Arndt tatsächlich ein Nazi gewesen sein soll, dann müssten jetzt alle Schulen und Gymnasien, alle Straßen und Häuser in der Republik, die diesen Namen tragen, umbekannt werden und nicht nur die Uni. Also was soll bitte der Quatsch? Und wenn ich die Begründungen lese, dann wird mir ganz übel: „Die Antragsteller begründeten ihren Antrag damit, dass das Festhalten am umstrittenen Namenspatron Arndt die Gewinnung internationaler Studierender und Wissenschaftler sowie die Darstellung der Universität als ein Ort fortschrittlicher Wissenschaft erschwert.“ Wie bitte, was erschwert? Die internationalen Studenten, ach ne Studierenden, und Wissenschaftler wissen doch größtenteils nicht mal, wer Arndt war. Das wissen ja die meisten hier nicht mal. Und ich wusste es auch nicht, als ich angefangen habe, hier zu studieren (ist schon zwanzig Jahre her). Das ist also sowas von egal. Und die Wissenschaftler die interessiert doch auch nur das Geld, sind doch nur wenige, die echt nicht aufs Geld schauen und noch gemeinnützige Interessen haben.
    Also wo wir schon dabei sind, ich fordere eine Abstimmung zum Abriss des Rubenow-Denkmals, was zwar teuer saniert wurde, aber den Arndt mit drauf hat. Das schreckt die ganzen Studenten, ach ne Studierenden, total ab und von daher muss das jetzt weg. Und die Arndt-Schule gleich mit, da versteht man, wieso einige Kinder schon nicht zur Schule wollen, die haben so viel schlechtes von Arndt gehört.

    1. wie oft willst du diesen text noch in den unterschiedlichsten foren hineinkopieren?

      und ja, ich gebe dir recht, auch die arndt-schule sollte ihren namenspatron kritisch beleuchten und sich fragen, ob das zeitgemäß ist.

    2. Danke Anni für Ihren Text.
      Wer E.M. Arndt mit dem Antisemitismus gleichsetzt, hat wohl in der Schule im Fach Geschichte gefehlt.
      Dieser Mann war einer der wichtigsten Männer für Vorpommern, Abschaffung der Leibeigenschaft in Vorpommern und für Deutschland in der Zeit der napoleonischen Fremdherrschaft und der Freiheitskriege, der je in Vorpommern geboren wurde.
      Es ist eine Schande und eine große Dummheit das Studenten die max. 4 oder 5 Jahre hier in Vorpommern sind, sich gegen E.M. Arndt aussprechen und dann auch noch den Senat dazu bringen diesen Ehrennamen abzulegen.
      Wer Arndts Worte aus dem Zusammenhang im Verhältnis zu den Juden im Jahre 1813 reist begeht auch eine Lüge. Denn, auch eine halbe Wahrheit ist eine Lüge.
      E.M. Arndt hat sich nur aus Verzweiflung gegen die Juden ausgesprochen, wegen deren Kollaboration mit dem Unterdrücker der europäischen Völker, Napoleon Bonaparte.
      Bei den 24 Senatoren die sich gegen den Namen E.M. Arndt entschieden haben, muss man wohl oder übel hinterfragen ob diese Personen sich in der deutschen Geschichte auskennen.
      Von einem Senator der Universität, müsste man dies eigentlich annehmen oder haben diese Damen und Herren nur dem Druck von außen nachgegeben?
      Oder will man uns Vorpommern nur einfach unsere restliche Identität nehmen.
      Meine Hochachtung den Senatoren die sich für die Beibehaltung des Names entschieden haben.

      1. „Dieser Mann war einer der wichtigsten Männer für Vorpommern“

        DAS wirft nicht gerade ein gutes Licht auf die intellektuelle und gesellschaftliche Position Vorpommerns…

        1. dieser Text ist nur „du…“, der Verfasser kann sich nicht in die Welt von vor 200 Jahren versetzen, schade!
          Nachhilfe in Geschichte Klasse 8: Vorpommern und Rügen ist ein Anhängsel Schwedens.
          Diese Anhängsel nennt sich seit 1648 „schwedisch Vorpommern“ und reicht von Damgarten bis Anclam damals mit „c“ geschrieben.
          Dieser Landstrich kommt durch den Wienerkongreß und den folgenden Verhandlungen an Preussen und wird damit nach ca. 180 Jahren wieder Deutsch.
          E.M. Arndt war einer der wenigen denen Bildung in der Zeit der Leibeigenschaft in Vorpommern zu teil wurde.
          Dies nach heutigen Maßstäben ab zu tun und zu schreiben „Das wirft nicht gerade ein gutes Licht auf die intellektuelle und gesellschaftliche Position Vorpommerns ..“ ist wohl kaum zu glauben es ist kein Zeichen für eine gute Allgemeindbildung; es tut mir sehr leid!

      2. „Oder will man uns Vorpommern nur einfach unsere restliche Identität nehmen.“

        Entschuldigen Sie, aber finden Sie das bei näherer Betrachtung nicht selber ein bisschen arm? Arndt als das letzte Zipfelchen vorpommerscher Identität? Und wer konkret nimmt sie ihnen weg? Die 24 Senatoren?

        Genau diese dauerhafte Opfermentalität ist es, was einer angemessenen und reifen Auseinandersetzung im Wege steht. Immer nur weinen und klagen, statt mal zu versuchen, nach vorn zu blicken. Immer einen Schuldigen suchen für das eigene Unvermögen, in der Moderne anzukommen, sich Problemlagen wirklich zu stellen und in letzter Konsequenz auch mal Entscheidungen, die der eigenen Meinung entgegenlaufen, anzuerkennen.
        Wenn beispielsweise überregional darüber berichtet wird, dass die NPD und ihr Netzwerk in M-V recht stark sind und hier versuchen, den Rechtsstaat zu unterhöhlen, sind nicht etwas die Nazis und ihr Wirken das Problem, sondern die bösen Medien, die die armen Menschen hier oben wieder durch den Dreck ziehen müssen. Es gibt eine Art kollektiven Abwehrreflex, der nie durch etwas anderes begründet wird, als durch das Gefühl, mal wieder die „Arschkarte“ zugelost bekommen zu haben.
        Ich würde sagen, dass eben jene Opferrolle bei so manchen viel mehr Teil vorpommerscher Identität ist, als Ernst Moritz Arndt und seine Schriften es jemals war.

        1. Vielleicht sind wir uns ja einig, daß es Verlierer und Gewinner des DDR-Beitritts gab? M-V hat von ersteren sicher mehr als andere Bundesländer. Ausdrücke wie „gefühlte Arschkarte“, „Opferrolle“ oder „Opfermentalität“ triefen dermaßen von Arroganz und Unkenntnis, daß ich einen westdeutschen Migrationshintergrund bei dir vermute.

          Hier fehlte jetzt nur noch die Frage, wann denn endlich der Ernst-Thälmann-Ring umbenannt wird, damit auch der letzte Vorpommer endlich in der „Moderne“ ankommt.

              1. Es gäbe genug zu tun, jedoch braucht es für die Lutherstraße, Arndtstraße und Steinstraße auch Bürgerinnen, die ein Interesse an einer Umbenennung haben. Bei der Universität ist das nachvollziehbar, eine Schule hingegen — um bei Arndt zu bleiben — bringt selten die notwendige kritische Masse hervor, die es hierfür bedarf.

  2. Die Universität trug diesen Namen erst seit 1933. Ein kurzer Zeitraum in der Geschichte der Hochschule, die 1456 gegründet worden war und die längste Zeit so hieß, wie sie jetzt wieder heißen soll: Universität Greifswald. Ich finde das gut. Man kann über Arndt lange streiten und ich finde es auch verkehrt, heutige Maßstäbe unterschiedslos an Menschen anzulegen, die vor 200 Jahren gelebt haben. Aber Arndt ist einfach auch nicht bedeutend genug, um eine Universität nach ihm zu benennen und über all die Fragwürdigkeiten hinwegzusehen, die mit seinem Werk verbunden sind. Wer beschäftigt sich heute noch mit Arndt? Welcher Student hat irgendwas von ihm gelesen?

    Der Senat hat das gut gemacht, keine große Glocke, eine kurze hochschulöffentliche Diskussion, trocken bürokratisch und die Zweidrittelmehrheit knapp erreicht. Das war dieses Mal das richtige Verfahren und jetzt ist dieses Thema endlich vom Tisch. Zu Arndt sollte man forschen, man sollte seine Bücher lesen und diskutieren, für eine solche große Ehrung besteht aber kein Anlass. Auf dem Rubenowdenkmal vor dem Hauptgebäude bleibt er ja.

  3. Der Senat ereifert sich an Schriften Arndts, bzw. Auszügen und Passagen aus selbigen
    (als hätte er weiter nichts zu tun) und ist doch unfähig, sie zu begreifen, sie im gesamtgesellschaftlichen – und persönlichen Bezug zu Arndt – im Zusammenhang seiner Zeit zu betrachten.
    Wissenschaftler einer solchen Uni sollten die Gabe haben, über den Tellerrand zu gucken !
    Künftige Studenten – glaubt man- werden nun nicht mehr abgeschreckt , weil die Nazis ihn gut fanden und die Kommunisten ihn gut fanden…. bei solchem Schwachsinn fällt mir nichts mehr ein; so geht es vielleicht auch den Studenten, die abgeschreckt werden von der Kleingeistigkeit, die dieser Idee innewohnt.

    1. Stimmt, die sind alle doof und deine Meinung ist die richtige. Es gibt nämlich richtige und falsche Meinungen.

      Es ist übrigens cool, wenn die Entscheidung gefallen ist und man sich zurücklehnen kann, ohne noch groß zu argumentieren.

    2. Ein Namenspatron ist aber nicht dazu gedacht, ständig den Versuch anzuregen, ihn in seinem historischen Kontext zu verstehen, an ihm herumzudeuteln und zu versuchen, krampfhaft Aussagen als für die Gegenwart wertvoll umzuinterpretieren.
      Ein Namenspatron eröffnet im besten Falle auf den ersten Blick eine Vorstellung, welchen Werten sich die Hochschule verschrieben hat, welches Andenken sie mit dem Namen ehren will.
      Was wäre das bei Arndt? Nationalismus? Auflehnung gegen Fremdherrschaft? Blut und Eisen? Judenhass? Wirklich äußerst passende Werte und Ideen für eine Hochschule mit internationalen Ambitionen im Jahr 2017. Ein Patronat ist eine Art Schirmherrschaft, ein Vermächtnis, etwas Stiftendes. All das kann man von Arndt nicht behaupten, er sorgt für Streit, Unfrieden, Entzweiung.

      Nicht zu vergessen, was 1933 als Auftrag des Patronats gedacht war:

      „Nur wenn wir so denken [wie Ernst Moritz Arndt], werden wir auch im Sinne des Führers unseres Volkes handeln, der es immer von neuem bezeugt hat, dass für den Aufstieg Deutschlands nicht in erster Linie Wirt­schaftsprogramme, Organisationsfragen und äußerliche Dinge entscheiden, sondern dass Deutschland nur dann einer besseren Zukunft entgegengeführt werden kann, wenn eine geis­ti­ge Erneuerung das Volk erfasst. Das, was Ernst Moritz Arndt gewollt hat, geht zum guten Teil in unseren Tagen in Erfüllung.“ (Prof. Dr. Heinrich Laag, Juni 1933 anlässlich der Namensverleihung)

      Vielleicht kann mir jemand auf die Sprünge helfen, was ging denn 1933 so in Erfüllung? Das Abschütteln der Leibeigenschaft in Pommern?

  4. Ich möchte wissen wer auf die Idee kam den Namen zu streichen vielleicht kommt der Senat auf einen neuen Namen der in der NS Zeit bekannt war wie der Führer genau wie ein Grabstein aus der gewissen Zeit unter Denkmalschutz gesetzt wurde in was für eine Zeit leben wir heute in einer Demokratie oder im Nationalsozialismus wenn der Name Arndt verschwinden soll dann ändert alle Namen der Schulen und Universitäten in Adolf Hitler

  5. Den Namen gab es vor der Nazizeit aber gewisse Leute haben nichts anderes zu tun und wenn sie lange Weile haben sollen diese Menschen mal auf den Bau im Winter arbeiten

      1. beantragt wurde der Name „Ernst Moritz Arndt“ für die Uni. meines Wissens nach aber in der Weinarer Republikt und nicht in der Zeit der Naziherrschaft 1933 !!!
        Was kann die E. M. Arndt Uni dafür, dass die Nazis schon 1933 an die Macht kammen und die Weimarer Republik so langsam gearbeitet hat.

        1. Ich kopiere hier mal den historischen Abriss dazu aus der Infosammlung der Initiative „Uni ohne Arndt“ hinein:

          „Während es bei der Reichstagswahl am 06.11.1932 reichsweit für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) nicht für eine absolute Mehrheit reichte (eine solche hat sie bei Reichstagswahlen auch später nie erhalten), fuhr sie in einigen traditionellen Universitätsstädten bereits absolute Mehrheiten ein. So auch in Greifswald, wo die NSDAP mit 5.604 Stimmen stärkste Partei im Wahlkreis wurde. Unter den Greifswalder Studierenden hatten die Nazis schon seit 1930 ihre absoluten Mehrheiten bei den studentischen Wahlen sicher: So stimmten 1930 knapp 53% aller Studierenden für die Nazis, 1931 waren es schon ungefähr 60% der Stimmen. Daher verwundert es nicht, daß eine Umbenennung der Universität nach Ernst Moritz Arndt gerade in Greifswald auf „fruchtbaren“ völkischen Boden fiel.

          Am 04.04.1933 hatte der Theologieprofessor (Kirchenhistoriker) und Greifswalder Kreisführer des paramilitärischen, deutschnationalen Verbands „Der Stahlhelm“, Dr. Walter Glawe1, im Namen des Stahlhelm und im Namen der Stahlhelm-Hochschulgruppe den Antrag gestellt, Rektor und Senat möchten den preußischen Kultusminister darum ersuchen, der Universität Greifswald den Namen Ernst Moritz Arndt zu verleihen.“

          [http://www.uniohnearndt.de/hintergrund/wie-die-universitat-zu-ihrem-jetzigen-namen-kam-kurzer-abris-der-geschichte-der-namensgebung/]

          Beste Grüße!

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