Seit im Herbst letzten Jahres der Wettbewerb zur Kunst im öffentlichen Raum am Karl-Marx-Platz ohne konkrete Empfehlung der Jury zu Ende ging, hat die Debatte um Kunst im Greifswalder Stadtbild an Fahrt aufgenommen. Wohin sie steuert, kann sich morgen zeigen.
An 7. Dezember wird im Rathaus ein Konzept für den zukünftigen Umgang mit (temporärer) Kunst im öffentlichen Raum in Greifswald präsentiert. Der Vorschlag wurde nach einem Beschluss der Bürgerschaft von Studierenden des Caspar-David-Friedrich-Instituts unter Leitung von Prof. Christian Frosch und Cindy Schmiedichen in Zusammenarbeit mit Anett Hauswald vom Kulturamt der Stadt Greifswald erarbeitet.
In Seminaren und Exkursionen wurden dafür verschiedene Konzepte bundesweit untersucht und diskutiert. Es wurde künstlerisch gearbeitet und schließlich eine Podiumsdiskussion in Greifswald organisiert, zu der sich Anfang November mehrere renommierte Experten und Künstler im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg zusammenfanden, um über wesentliche Fragen im Zusammenhang mit Kunst, „die etwas Anderes tut, als in einem Museum auf ihrem Arsch zu sitzen“ (Claes Oldenburg), zu diskutieren.
Kunst im öffentlichen Raum als Zumutung im positiven Sinne
Was soll Kunst im öffentlichen Raum leisten? Was muss sie leisten? Welche Qualitäten brauchen oder wünschen wir uns an öffentlichen Orten? Wer entscheidet über den öffentlichen Raum? Inwieweit ist Partizipation erwünscht oder sinnvoll — insbesondere dann, wenn sich Kunst als kritisch und individuell versteht?
Pauschal lassen sich solche Fragen kaum klären und so wurden die Redebeiträge der Diskutierenden sehr anschaulich durch die Präsentation verschiedener konkreter Ansätze für den Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum ergänzt. Lorenz Kallenbach, einer der Organisatoren des Zukunftsvisionen-Festival in Görlitz, beschrieb Kunst im öffentlichen Raum dabei als „Zumutung im positiven Sinne“. Ein schöner Gedanke, den hoffentlich auch diejenigen teilen, die sich sonst weniger für zeitgenössische Kunst interessieren.
Rolf Wicker (Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle), der sehr kurzweilig von seinem Projekt der „Temporären Kunsthalle Lelkendorf“ berichtete, wies in diesem Zusammenhang dann auch deutlich darauf hin, wie wichtig die Unterstützung durch die Politik für eine positive Haltung der Bevölkerung ist. Bleibt zu wünschen, dass die Greifswalder Bürgerschaftsmitglieder bereit sein werden, dem Team und seinem Konzept sowie potentiellen KünstlerInnen diesen Rückhalt zu geben um damit die Hansestadt Greifswald um einen kulturellen Höhepunkt zu bereichern.
Zur Präsentation des erarbeiteten Konzeptes für den zukünftigen Umgang mit (temporärer) Kunst im öffentlichen Raum in Greifswald sind alle Interessierten eingeladen.
Foto: Florian Mehlis (Ausschnitte)
Fakten: 07.12. | 18 Uhr | Bürgerschaftssaal (Rathaus)