Peinlich: OZ kopiert beim SZ-Magazin

Es geht steil bergab bei der Greifswalder Lokalredaktion der Ostsee-Zeitung. Nachdem der gestrige Beitrag Die Angst vor der Entmannung aufzeigen sollte, dass der genderspöttische Beitrag Torsten H. schlicht und ergreifend falsch, dekontextualisierend und uninformiert war, war gestern Nacht die Überraschung um so größer, als der wiederauferstandene OZ-Kritiker kaiderChef auf einen vor zweieinhalb Monaten im Magazin der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Artikel aufmerksam machte.

Beim Lesen von Christian Zaschkes Beitrag Entmannt. Warum muss der Mann verschwinden? Die neue Sprache der  Gleichberechtigung soll ohne Geschlecht auskommen wird die Ähnlichkeit zu Torsten H.’s Text offensichtlich. Hier wurde also ungeprüft und ohne Quellenangabe übernommen. Praktizierte der Student diese Arbeitsweise auch bei der Anfertigung seiner Hausarbeiten, begäbe er sich ernsthaft in Gefahr, exmatrikuliert zu werden.

Eine Gegenüberstellung seines Artikels und des inhaltlich ebenso falschen Beitrags von Christian Zaschke fördert die Erkenntnis zu Tage, dass H. kaum einen Satz selbst erdacht hat:

Plagiat ostsee-Zeitung

Im Kopf hallt noch das Geplapper von der vierten Gewalt nach, nur hier und da von den Hilferufen der Zeitungsbranche überlagert. Sollen wir für solche Meisterleistungen ernsthaft Geld ausgeben?

35 Gedanken zu „Peinlich: OZ kopiert beim SZ-Magazin

  1. Muhahahahaha, ich lach mich tot! Was hat Torte sich da bloß gedacht? Wie kann man denn so dämlich sein und beim Plagieren die Ursprungssätze beinahe unverändert übernehmen? Also seine noch zu schreibende Magisterarbeit würd ich auch dann mal genauer unter die Lupe nehmen 😉

  2. So einfach kommt mensch in der OZ also zum ersehnten Zeilengeld. Das nenne ich doch mal „easy money“. 😉

    Ich könnte Torsten noch ein paar gute, aktuelle Zeitungsartikel (aus jw und dem ND) empfehlen, wo er nur noch die Satzstellung etwas ändern müsste. – Denn wenn’s so leicht ist, Inhalte in die OZ zu kriegen, schick ich ihm gerne regelmäßig Links von den besagten Blättern zu. 🙂

  3. Danke für den Vergleich – wieder mal ein schlagendes Argument, weshalb man sich nicht auf das Niveau der OZ herabbegeben sollte … Ne, aber solch dreister Diebstahl kann nur vorkommen, wenn die zuständigen Redakteure entweder die überregional bedeutende Presse nicht lesen – oder die Ergebnisse ihrer Schreiber nicht wirklich überprüfen.

  4. wäre ich oz-leser, wäre ich möglicherweise weniger über das plagiat verärgert als über die tatsache, dass der schreiber seine leserschaft offenbar für derartig unbedarft und beschränkt hält, dass er (auch noch bei peinlich offensichtlichster abtipperei) glaubt, niemand würde je was merken. ich würde aus persönlicher beleidigung mein abo kündigen.

    oder beruft man sich auf „great minds think alike“?

  5. Klar, da wird bestimmt ein Aufschrei durch die OZ-Leserschaft gehen… Warum sollte ein Trash-Blatt Einbußen bei der Auflage erleiden, wenn es Trash druckt?

  6. Ich würde neben der Benachrichtigung der SZ auch noch eine Beschwerde beim Bundespresserat erwägen. Wäre ja nicht die erste gegen die OZ, ich erinnere nur mal an die Vorkommnisse während der Debatte um den Uni-Namen. Eine Zeitung, die ein unangefochtenes Meinungs-Monopol in einer Region beherrscht, stellt eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie dar!

  7. @Stefan
    Mit ihrer Auflage von täglich ca. 15.000 Exemplaren und der um einiges höheren Reichweite, dürfte die OZ das Meinungsmonopol noch auf lange Sicht inne halten.

  8. Meinungsmonopol? (Ähnlich sinnfreies Wort wie Lufthohheit).
    Das Wort suggeriert doch Abhängigkeit, dass man das Blatt gefälligst ernstzunehmen hat, weil gibt ja nichts anderes. Tut das denn jemand? Meinungen hören, hinterfragen, sich seine eigene bilden – das kann ja wohl jeder selbst. Also gar nicht mal so blöd dieser Werbespruch vom OZ-Idol: „Bild dir deine Meinung“.

    Und außerdem:
    Da sich die OZ doch stetig bemüht, Skandale aufzudecken, die keine sind, ist es doch nett, dass zum Ausgleich eigene/echte Skandale produziert werden. Bekommt man dann zwar immer nur hier zu lesen, aber immerhin.

    Da dacht sich die OZ halt, da kräht doch kein Hahn nach wenn’mer da einfach aus dem Artikel von vor 2 Monaten alles abkupfern … . Und plötztlich kräht da dann doch EIN Hahn nach – was wirklich wunderbar ist! Also Hut ab vor dem Entdecker-Hahn. Aber die Gockel, die dann im Nachhinein so derbst rumhacken, also ob sie den Skandal schon vor zwei Monate entdeckt hätten … find ich sehr komisch. Gibt’s ja womöglich doch so eine Art Meinungsmonopol, aus dem sich jedoch freiwillig bedient wird – wegen der eigenen Bequemlichkeit.

    “Wer nichts weiß, muss alles glauben.”
    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  9. Natürlich ist das eine dreiste Kopie und der Autor wird sicherlich durch die öffentliche Anprangerung genug gestraft sein. Dennoch möchte ich auch darauf hinweisen, dass man von einem Autoren nicht auf eine ganze Zeitung und die Arbeitsmoral aller Redakteure bei der OZ schließen sollte.

  10. @ JS
    In Phrasenargumente steckt wenig Kraft. Der Autor hat plagiiert, das bestreite ich nicht. Auch die Infobox ist aus Wikipedia abgeschrieben, auch keine feine Art. Aber ich plädiere nochmal dafür, dass man dadurch nicht auf alle Autoren schließen sollte. Nur weil ein Autor in der OZ veröffentlicht, ist er nicht gleich ein Plagiator oder eine Helene Hegemann.

  11. @Hansestädter: Sicher ist nicht die ganze OZ gemeint. Aber es ist schon auffällig wie BF, EO, PH, CM oder nun leider auch TH versuchen mit unrühmlichen, unfundierten und leider auch kopierten Artikeln in konstanten Zeitabschnitten die Auflage zu steigern bzw. die Seiten zu füllen. Da fallen mir auch spontan ein Dutzend Beispiele ein.

    Mein Liebling darunter: PH forderte die Greifswalder auf montags in Brünzow zu tanken. Da sei der Kraftstof doch günstiger. Mein Taschenrechner sagte mir, dass man mehr tanken müsste als in einen Normaltank mit 50 Litern hineinpasst, um den Kraftstoff-Einsatz für die Fahrt nach Brünzow wieder herauszubekommen. Vom Zeitaufwand und CO² ganz zu schweigen.

    Und trotz der Platzhalter-Artikel ist der Lokalteil am Montag nahezu verwaist. Gott sei Dank möchte man da vielleicht meinen.

    Da hat man sich in HRO mit dem Weggang von RA bestimmt mehr versprochen. Zumindest ist von der reinen Pro-CDU Berichterstattung im Lokalteil nicht mehr allzu viel übrig, oder gibt es da Gegenbeispiele?

  12. Also zumindest EO hat meines Wissens nach noch nicht für die OZ plagiiert. Er macht ja ganz offensichtlich jetzt sein eigenes Ding und diese stadthistorischen Artikel mag ich eigentlich. Ansonsten Krawall, Skandal, Hochmut und Abschreibe. Wer das fordert und fördert, sei einmal dahingestellt.

  13. Aber EO schreibt auch gerne solche Artikel wie zuletzt über das Freizeitbad: Erst die reißerische Überschrift: „Gefahr jahrelang ignoriert“, danach ein paar Anschuldigungen und am Ende relativiert sich alles, so dass man sich fragt: „Wozu diese Überschrift?“

  14. „Es geht steil bergab bei der Greifswalder Lokalredaktion“

    Ich sehe das anders: Die Redaktion ist längst unten angekommen. Da hilft auch nicht, dass nun ein Freier Gestohlenes anbot und dafür letztendlich von den Lesern bezahlt wurde. Der Hehler ist wie der Stehler, lautet ein Sprichwort.
    Anerkennenswert ist allein, dass die Redaktion stets die Seiten füllt. Das ist ernst gemeint, denn anhaltende Materialnot muss erfinderisch machen.

    Was mir u.a. an der Arbeitsweise der Redaktion auffällt, sind kaum bearbeitete Pressemitteilungen, deren Quelle nicht angegeben wird, auch eine Art Diebstahl und das Sichschmücken mit fremden Federn. Das ist seit Jahren Alltag in der Redaktion, zuletzt hier beobachtet:
    http://ostsee-zeitung-blog.blogspot.com/2010/12/der-schein-vom-eigenen.html

    Dabei ist es doch nicht schlimm, sondern sozusagen journalistisches Gesetz, wenigstens zu schreiben, „wie XY mitteilte“. Allerdings könnte dann nicht länger verborgen werden, wie hoch der Anteil verwursteter Pressemitteilungen und wie niedrig die Zahl der eigenen Beiträge ist. Damit bin ich wieder am Anfang angelangt:
    Die Redaktion ist längst unten angekommen.

  15. Sicherlich ist es gegenüber dem Leser nicht schön PM als eigene Artikel zu verkaufen. Dagegen sind aber Unternehmen auch froh, wenn ihre PM erstens abgedruckt werden und zweitens derart, dass es so aussieht als wäre die „Story“ von „Journalisten“ recherchiert worden, was die Sache glaubwürdiger erscheinen lässt. Und dem gemeinen Leser ist es glaube ich relativ egal ob der Kern nun einer PM oder einer Recherche entspringt.
    Fatal finde ich es allerdings, wenn in Artikeln die auf einer PM basieren, Anschuldigungen ungeprüft übernommen werden und somit teilweise Personen diffamiert werden.

  16. Von Axel Hochschild stammt diese PM http://www.cdu-greifswald.de/index.php?ka=1&ska=1&idn=146, die fast 1:1 in der OZ abgedruckt wurde. In der Blogosphäre wird der Hintergrund der Tätlichkeit anders dargestellt. Hätte die OZ recherchiert, hätte der Artikel so vermutlich nicht erscheinen können. Die Behauptung, Greifswald sei fest im Griff linksextremistischer Chaoten, wäre durch den Blick in die Polizeistatistik zu bestätigen oder zu widerlegen gewesen. Welche Haltung zum grassierenden Extremismus haben eigentlich die anderen Gruppierungen der Bürgerschaft?
    Als neulich das virtuelle Greifswald die NPD quasi durch die Stadt jagte und vertrieb, wurde darüber in den Blogs berichtet, die OZ war dies keine Zeile wert. Ist die OZ also auch unter Fischer wieder CDU-hörig und dem Ruf der Stadt verpflichtet?
    Die Grünen veröffentlichten auf ihrem Blog eine PM über das rechtswidrige fotografieren einer Gedenkveranstaltung http://blog.gruene-greifswald.de/2010/11/26/prssemitteilung-polizeiaufnahmen-auf-gedenkveranstaltung-waren-unzulassige/. Daburna hatte sich auf seinem Blog auch mit dem Thema auseinandergesetzt. Die OZ hat die PM ignoriert und auch sonst nicht darüber berichtet. Angesichts der Anti-Atomdemos hat dieses Thema aber durchaus eine gewisse Relevanz für die Bewohner der Region.
    Dafür darf nach dem Überfall auf den Tätowierladen in der Fleischerstr. der mutm. Täter seine Tat noch während des laufenden Ermittlungsverfahrens ausbreiten.

  17. „ist es gegenüber dem Leser nicht schön PM als eigene Artikel zu verkaufen“

    Das hat nichts mit schön oder hässlich zu tun, sondern mit Grundlagen des Journalismus, gegen die permanent verstoßen wird. Wenn schon keinerlei Recherche geleistet wird, sollte wenigstens die Quelle genannt werden. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob das den Lesern egal ist oder nicht.
    Die OZ hat sich mit solch einer Arbeitsweise auf das Niveau eines Anzeigenblättchens begeben, für das die Leser allerdings nicht fast 21 Euro monatlich zu zahlen haben.

  18. „Und dem gemeinen Leser ist es glaube ich relativ egal ob der Kern nun einer PM oder einer Recherche entspringt.“

    Das ist der größte Schwachsinn, den ich zu diesem Thema gehört habe. Es ist doch wohl glasklar, dass der Leser oder die Leserin darüber informiert sein möchte, woher der Text kommt! Eine Pressemitteilung vermittelt einen Sachverhalt immer in eine gewisse Richtung dar und verkauft ggf. etwas als gut, ohne dass vielleicht auch nach den Nachteilen gefragt wird, das ist ganz normale PR. Es ist Fakt, dass eine Recherche Grundlage eines jeden guten Journalismus ist, die wichtigsten Fakten klar und deutlcih der Leser_innenschaft darzustellen, ohne tendenziös zu werden. Aber klar, diesen Anspruch hat nunmal nicht jede_r…wzbw.
    Wenn du, Alex, das wirklich denkst, dann tust du mir leid und hast keine wirkliche Ahnung, was es mit Anspruch und Grundlagen des Journalismus auf sich hat.

  19. @dyMont: Glasklar, wirklich? Wieso tue ich dir leid, wenn ich darüber ähnlich denke wie du? Ich habe lediglich gesagt, dass es dem durchschnitts-Leser relativ egal ist. Und das glaube ich immer noch. Du sagst ja auch, dass nicht jeder den von dir genannten Anspruch hat, ich sage: die Minderheit. Davor sagte ich, dass die Tarnung von PM als eigene Recherchen suboptimal ist. Richtig ist aber, dass ich keinen Grundkurs in „Anspruch und Grundlagen des Journalismus“ besucht habe, bin ich jetzt ein schlechterer Mensch? Dennoch fasse ich keine Bild an und lese die OZ äußerst kritisch.

  20. Danke für die ‚Enthüllung‘. Ich habe gehört, dass Torsten Heil in Zukunft nicht mehr für die Ostsee-Zeitung Greifswald schreiben wird. Wer hätte gedacht, dass man heutzutage noch Dinge verändern kann?

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