Die Angst vor der Entmannung

Der folgende Beitrag ist als eine Art Doppel-Replik zu verstehen, die sich sowohl auf die am Montag erschienene und fehlerhafte Betrachtung zu geschlechtergerechter Sprache in der Schweiz als auch auf den jüngsten Antrag der Liberalen Hochschulgruppe Greifswald, das Landeshochschulgesetz zu entgendern, bezieht.

Sprachleitfäden, politische Korrektheit & der Kampf um den Zipfel

In Greifswald geht wieder die Angst vor der Entmannung um. Diesen Eindruck vermittelten zumindest die letzten schriftlichen Verlautbarungen von Patrick Kaatz, Vorsitzender der Liberalen Hochschulgruppe (LHG), und Torsten H. (JU), seines Zeichens freier Lokalreporter bei der Ostsee-Zeitung.

guillotineDer Heiland griff vor wenigen Tagen wieder zur Feder und beschwor ein düsteres Szenario schweizerischen Ursprungs herauf: Die Kastration der Sprache.

In der sich anschließenden Betrachtung schwadronierte er darüber, dass „wir Männer“ den „ersten Trend der Erneuerung […] ganz gut überstanden“ hätten – gemeint sind das in der Schriftsprache verwendete Binnen-I und das Gender-Splitting, wie es zum Beispiel in der Form ‚Schülerinnen und Schüler‚ praktiziert wird.

Mittlerweile bekomme der politisch korrekte Sprachgebrauch allerdings eine neue Qualität:

Denn seit 2009 gibt es in der Schweiz einen „Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren“. Der Höhepunkt in diesem Jahr: Die Schweizer Stadt Bern gibt einen „Sprachleitfaden für die Stadtverwaltung“ heraus. Mitarbeitergespräch, Fußgängerstreifen oder Führerschein – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Bern dürfen diese Wörter nicht mehr verwenden. Stattdessen heißt es jetzt: Fahrausweis, Zebrastreifen oder Beurteilungsgespräch. All das wäre noch zu ertragen, doch die Schweizer Entmannung unserer Sprache geht weiter: Worte wie „Vater“, seien zu geschlechtsspezifisch. Besser ist, man schreibe „Elternteil“ oder „Elter“.

Torsten H. hat soviel Angst vor der politisch überkorrekten Gender-Diktatur, dass er es nicht einmal gewagt hat, einen Blick in die beiden Leitfäden zu werfen, die er zitiert. Anders lassen sich die im Artikel zusammengeschriebenen Falschinformationen nicht interpretieren. Dabei hätte es nur einer kurzen Online-Recherche bedurft, diesen Beitrag inhaltlich korrekt zu gestalten.

Gendern hat inzwischen Geschichte

Bereits 1994 hat der Gemeinderat der Stadt Bern beschlossen, alle Direktionen anzuweisen, „die sprachliche Gleichbehandlung der Geschlechter in sämtlichen Schriftstücken der Stadtverwaltung konsequent zu verwirklichen„. Das ist modern angesichts der Tatsache, dass in der Schweiz das Frauenwahlrecht erst 1971 eingeführt und im Ausnahmefall des Kantons Appenzell Innerrhoden sogar erst 1991 wirksam wurde.

Eine Vorreiterrolle hat die Schweiz damit allerdings nicht, denn schon seit den Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden in Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Frankreich, den USA und in Deutschland Kommissionen für die Formulierung frauengerechter Berufs-, Dienstgrad- und Titelbezeichnungen eingesetzt. Die UNESCO veröffentlichte ihre Guidelines on Gender-Neutral Language und das Ministerkomitee des Europarates verabschiedete 1990 die Empfehlung On the Elimination of Sexism from Language.

Die Zielgruppen dieser Leitfäden und Richtlinien sind alle Personen, die professionell und offiziell geschriebene und gesprochene Sprache produzieren, die – ob im Kindergarten, an der Schule oder an der Universität – Sprache lehren und die in den Medien, in der Verlagsarbeit und anderswo Sprache verbreiten.

Gisela Klann-Delius benennt in Sprache und Geschlecht (2005) vier Bereiche sexistischen Sprachgebrauchs: erstens die explizite Nichtbenennung von Frauen, zweitens die Darstellung von Frauen in Abhängigkeit vom Mann, drittens die Darstellung von Frauen in ihren traditionellen Rollen mit sogenannten „typisch weiblichen Eigenschaften“ und Verhaltensweisen und schließlich viertens die herablassende Behandlung und Degradierung durch abwertende Sprache.

Doing Gender Fair — ein Leitfaden

Zurück nach Bern. Dort wurde 1996 erstmals ein Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren im Deutschen herausgegeben, der 2009 zum zweiten Mal aufgelegt wurde. Die Veröffentlichung ist also bereits 13 Jahre älter als uns Heil glauben machen will. Auf den 192 Seiten werden viele sehr dienliche Hinweise und Hilfestellungen gegeben, mit denen sich ein als gender fair charakterisierbarer Sprachgebrauch realisieren lässt. Hier werden auch geschlechtsabstrakte Personenbezeichnungen aufgeführt:

Üblicherweise haben Personenbezeichnungen im Deutschen eine geschlechtsspezifische Wortbedeutung: Ihr grammatisches Geschlecht (Genus) und ihr natürliches Geschlecht (Sexus) stimmen überein (‚Der Vater‘ und ‚der Lehrer‘ bezeichnen Männer, ‚die Mutter‘ und ‚die Lehrerin‘ bezeichnen Frauen). Daneben gibt es einige Personenbezeichnungen, die zwar ein grammatisches Geschlecht, aber keine geschlechtsspezifische Wortbedeutung haben. Ihr grammatisches Geschlecht ist willkürlich, hat also keinen Bezug zum natürlichen Geschlecht. Deshalb können sich diese Personenbezeichnungen unabhängig von ihrem grammatischen Geschlecht sowohl auf Männer als auch auf Frauen beziehen. Sie sind geschlechtsabstrakt.

Dieser theoretischen Einführung folgen einige konkrete Beispiele wie ‚die Person‘, ‚der Mensch‘, ‚der Gast‘, ‚das Opfer‘, ‚die Geisel‘, ‚die …-hilfe‘ (Haushaltshilfe, Aushilfe), ‚die …-kraft‘ (Führungskraft, Lehrkraft, Hilfskraft, Putzkraft), ‚die …-person‘ (Führungsperson, Vertrauensperson, Magistratsperson, Fachperson …), ‚der Elternteil‘ und schließlich das von Torsten Heil aus der falschen Publikation (nämlich gerade nicht dem Sprachleitfaden für die Stadtverwaltung) zitierte ‚elter‚, dessen eingeklammerter Hinweis ’sehr selten‘ natürlich unterschlagen wurde.

Außerdem werden in diesem Leitfaden die Vor- und Nachteile geschlechtsabstrakter und geschlechtsneutraler Bezeichnungen diskutiert und entsprechende Verwendungsvorschläge unterbreitet.

Aktionsplan Bern

Der 2010 erschienene Sprachleitfaden für die Stadtverwaltung ist übrigens aus dem Aktionsplan zur Gleichstellung von Frauen und Männer in der Stadt Bern entstanden. Er soll die Stadtverwaltung bei der Umsetzung des Grundsatzes der diskriminierungsfreien und geschlechtergerechten Kommunikation unterstützen und ist Teil des Berner Kommunikationskonzepts, an dessen Grundsätze sich der Gemeinderat und die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung bei der Kommunikation halten sollen und die über diskriminierungsfreie Kommunikation weit hinaus gehen, da sie noch viel mehr Aspekte als nur Geschlechtergerechtigkeit beinhalten.

Spottschrift in gewohnt herablassender Tonalität

feminism

Torsten H. beendet seine Spottschrift, in der von den Veröffentlichungszeiträumen über die zitierten Quellen, den Dekontextualisierungen und dem offensichtlichen Fehlen des entsprechenden Hintergrundwissens eigentlich alles schiefgegangen ist, was von einem Journalisten erwartet wird, mit der gewohnt herablassenden Tonalität der Greifswalder Lokalredaktion – „Kleiner Hinweis: Gleichberechtigung ist nicht identisch mit Geschlechtslosigkeit„.

Ohne das sprachschöpferische Engagement der feministischen Linguistik würden Frauen heutzutage wohl noch immer zum Kaufmann – vielleicht auch zum weiblichen Kaufmann – ausgebildet; nicht zur Kauffrau.

Es geht nicht darum, Geschlecht abzuschaffen, sondern dessen Unsichtbarmachung zu beenden. Denn Sprache wird nicht nur von unmittelbarer Realität geformt, sondern umgekehrt bestimmt und verändert sie unsere Wirklichkeit. Die Frage ist also, wem eigentlich unser vor Patriarchalismen strotzendes Sprachsystem gehört.

Liberale Hochschulgruppe beantragt „Entgenderung“

Unlängst äußerte sich auch die Liberale Hochschulgruppe aus Greifswald zum Thema geschlechtergerechte Sprache und schlug eine Art Entgenderung des Landeshochschulgesetztes Mecklenburg-Vorpommern vor, in dessen aktueller Fassung die beide Geschlechter ansprechenden, doppelten Formulierungen verwendet werden. Sie sollen gestrichen und durch die Nennung eines Geschlechts ersetzt werden.

Patrick Kaatz, Vorsitzender der Liberalen Hochschulgruppe, zitiert sich in der von ihm geschriebenen Pressemitteilung zum Thema selbst und argumentiert gegen die geschlechtergerechte Überfrachtung von Gesetztestexten:

„Ein Gesetz ist das Werkzeug eines Juristen. Überflüssige Wendungen erschweren, insbesondere für Laien, den Umgang mit dem Gesetzestext. Wir verzieren doch auch nicht die Werkzeuge eines Zimmermannes.“

Um den Gleichberechtigungsgedanken nicht völlig aus dem Gesetz zu verbannen, solle zu Beginn mitgeteilt werden, dass die gewählte Form alle Geschlechter umfasse. Diese Lösung wird generisches Maskulinum genannt. Hierbei wird also jedes Mal die maskuline Form verwendet, die aber ausdrücklich alle Geschlechter miteinbeziehen soll.

Das mag theoretisch funktionieren, in der Praxis wird es hingegen komplizierter und Studien zeigten, dass das generische Maskulinum bei den Rezipienten Erwartungen in Richtung geschlechtlicher Männlichkeit auslösten – eine neutrale Bezeichnung wirkt anders.

(Foto: arfism)

Schon 1990 wurde übrigens der Bericht Maskuline und feminine Personenbezeichnungen in der Rechtssprache von der interministeriellen Arbeitsgruppe Rechtssprache vorgelegt, dessen Empfehlung 1993 vom deutschen Bundestag beschlossen wurde. Darin wird unter anderem ans Herz gelegt, „auf die Verwendung des generischen Maskulinums in der Amtssprache ganz, in der Vorschriftensprache so weit wie möglich zu verzichten, wenn Gründe  der Lesbarkeit und der Verständlichkeit dem nicht entgegenstehen (Deutscher Bundestag, Drucksache 12/2775).

Wäre nicht das generische Femininum eine Lösung?

Im konkreten Antrag der LHG findet sich noch ein Satz, mit dem die Liberalen progressiv und trotzdem pragmatisch an die Gesetzesänderung treten könnten: „Auf welche [sic!] Geschlecht hierbei abgestellt wird, bleibt dem Gesetzgeber überlassen„. Ein generisches Femininum, also die grundsätzliche Verwendung der – alle Geschlechter einbeziehenden –  femininen Formulierung im Landeshochschulgesetz, wäre zwar ein starkes Signal, ist aber letztlich ähnlich problematisch wie sein maskulines Pendant.

Da Ästhetik für Gesetzestexte ohnehin zweitrangig ist, schlage ich die schrecklich aussehende Unterstrich-Lösung (z.B. Studienbewerber_Innen) vor, die sich von den beiden generischen Varianten dadurch unterscheidet, dass sie nicht auf einer angenommenen Zweigeschlechtlichkeit fußt, sondern explizit auch alle (Zwischen)Geschlechter miteinbezieht.

Statt eine Entgenderung offizieller Texte zu fordern, wäre es darüberhinaus für die Sache der Geschlechtergerechtigkeit viel dienlicher, wenn sich die LGH zum Beispiel darum kümmerte, dass endlich auch die letzten Formulare der Universität geschlechtergerecht formuliert würden, wie zum Beispiel die Datenschutzbelehrung der Uni-Angestellten.

Personalbogen Uni Greifswald

Ist bei den Liberalen schon Wahlkampf?

Patrick Kaatz wäre natürlich nicht Patrick Kaatz, beendete er sein Statement nicht mit einer entsprechenden Polterei:

„Grundsätzlich steht die LHG einem vorgeschriebenen „Gendern“ (Verwendung von jeweils beiden Geschlechtern beim Schreiben oder Sprechen) ablehnend gegenüber. Ein solch massiver Eingriff in die menschliche Individualität erinnert an das „Neusprech“ in George Orwells „1984“. Auch dort wurde mittels Sprache versucht, Ideologie in den Menschen zu verankern.

Hier sei nochmals an die wortschöpferische Kraft der geschlechtergerechtigkeitsinteressierten Linguistik verwiesen, die sich schon durch diese Produktivität grundlegend von der reduktionistischen Intention des Orwellschen Neusprech unterscheidet. Ob der verordnete Abbau struktureller Diskriminierungen als ideologisch motivierter und „massiver Eingriff in die menschliche Individualität“ oder der LHG-Antrag eher als vorwahlkämpferisches Gebell liberaler Freigeister, die einmal tüchtig auf den Putz hauen wollen, zu verstehen ist, sei jeder selbst überlassen.

Gespannt sein dürfen wir jedenfalls auf die Reaktion der Liberalen Hochschulgruppe, wenn der Antrag vom StuPa nicht angenommen wird, denn eine Null-Toleranz-Position gegenüber Gender-Formulierungen im Landeshochschulgesetz wird bereits angekündigt: „Eine solche Beeinflussung wird durch Liberale nicht toleriert werden“.

*Update* 02.12.2010

Wie sich dann sehr schnell herausstellte, hat Torsten H. seinen Text gar nicht selbst geschrieben oder recherchiert, sondern stattdessen fast wortgleich aus dem Magazin der Süddeutschen Zeitung übernommen, mehr dazu hier.

____________

Über den Antrag der LHG ärgerten sich auch die jungen Grünen und veröffentlichen ebenfalls einen eigenen Artikel dazu.

Da ich auf dem Fleischervorstadt-Blog das Binnen-I und den Unterstrich aus sprachästhetischen Gründen nicht verwende, sondern inzwischen relativ willkürlich zwischen generischem Maskulinum und Femininum wechsle, sei darauf hingewiesen, dass diese Formulierungen alle Menschen einschließen sollen.

30 Gedanken zu „Die Angst vor der Entmannung

  1. Hey Joachim,

    erstmal Gratulation zu dem umfangreichen Text. Viel recherchiert, auch wenn es mich immer noch nicht so wirklich überzeugt. Übrigens auch danke, für die Korrektur – wir haben immer so wenig Zeit, das gegenzulesen (Studium und so, Ehrenamt). Ich hatte bei der Herausgabe der PM damals echt überlegt, Dich in den Presseverteiler aufzunehmen. Vielleicht mach ich das in Zukunft 😉

    Eine Anmerkung: Wer will den Antrag denn ins Stupa bringen? Der liegt längst woanders.

    Frage: Du verwendest selbst nicht die Dopplung oder alternative Formen, worauf Du ja, wie von uns für das LHG gefordert, sogar noch gesondert hinweist. Wo ist also Dein Problem, wenn wir ähnliches in Gesetz schreiben lassen wollen? Und wieso verwendest Du die entsprechenden Formen eigentlich nicht?

    Du hast übrigens den Sinn unseres Antrages sogar selbst genannt: „wenn Gründe der Lesbarkeit und der Verständlichkeit dem nicht entgegenstehen“ Ich verweise wieder auf meinen Liebling: § 55 LHG M-V

    Das Wort des Tages: geschlechtergerechtigkeitsinteressierten (40)

    Bei dem Orwell verweise ich mal auf das Zitat, denn dort steht „erinnert an“, nicht „ist gleich“.

    Das Abschlusszitat ist aus dem Kontekt gerissen und bezieht sich auf die Unterbrechung und beständige Hinweisung eines Redners/Schreibers / einer Rednerin/Schreiberin (hab ich aus dem Leitfaden gelernt ;-)) auf die Anwendung geschlechtergerechter Sprache. Wir haben bei den JuLis einige ehemalige Grüne (http://bit.ly/eHPDSB), für die das teilweise sogar Ausstiegsgründe waren. Nicht die Genderung an sich, sondern die Bevormundung. Heißt Du das ernsthaft gut?

    Beste Grüße

    PJK

    PS: Wir befinden uns noch nicht im Wahlkampf. Nur das LHG ist ja gerade fällig. (Bsp. haben die Grünen hier Wahlkampf, wenn sie gegen den Castor mobil machen?) Aber freu Dich schon mal auf unser nächstes, größeres Projekt. Weiß nur nicht, ob wir das dieses Jahr noch schaffen. Würde mich freuen, wenn Du dich dann wieder kritisch damit auseinandersetzt.

  2. Meine Welt sind die Paragraphen,
    erfüllt von Verordnungen und Strafen.
    Die Wirklichkeit ist dort beschrieben,
    inklusive Ursache, Gründe und Trieben
    Mehr brauch man nicht, mehr kann ich nicht,
    das verrät die Ehrlichkeit in meinem Gesicht.
    Ich mache mir die Welt, nicht so wie sie mir gefällt
    sondern so, wie sie sich juristisch darstellt,
    ihr könnt mich einfach nicht verstehen
    und deshalb möget ihr doch eurer Wege gehen.

    Oh weh oh weh,
    ihr kennt mich –
    und meine Freiheitskämpfer von der LHG

  3. @PJK:

    Eine Anmerkung: Wer will den Antrag denn ins Stupa bringen? Der liegt längst woanders.

    Mein Fehler, ich ging davon aus, dass der erst durchs StuPa ginge.

    Frage: Du verwendest selbst nicht die Dopplung oder alternative Formen, worauf Du ja, wie von uns für das LHG gefordert, sogar noch gesondert hinweist. Wo ist also Dein Problem, wenn wir ähnliches in Gesetz schreiben lassen wollen?

    Ihr wollt das generische Maskulinum einführen. Mein Problem damit ist im Text erläutert, Stichwort: Binäres Geschlechtersystem.

    Und wieso verwendest Du die entsprechenden Formen eigentlich nicht?

    Auch das steht im Text:
    „Da ich auf dem Fleischervorstadt-Blog das Binnen-I und den Unterstrich aus sprachästhetischen Gründen nicht verwende, sondern inzwischen relativ willkürlich zwischen generischem Maskulinum und Femininum wechsle…“

    Binnen-I und Unterstrich sehen nicht schick aus. In Gesetzestexten ist aber diese ästhetische Kategorie irrelevant. Viel wichtiger ist, dass alle vom Gesetz Betroffenen mit einem Begriff gefasst werden, der niemanden außen vor lässt. Deswegen schlug ich Euch die Variante mit Unterstrich vor, ansonsten bitte generisches Femininum!

    Du hast übrigens den Sinn unseres Antrages sogar selbst genannt: “wenn Gründe der Lesbarkeit und der Verständlichkeit dem nicht entgegenstehen” Ich verweise wieder auf meinen Liebling: § 55 LHG M-V

    Es ist ein Gesetzestext. Mit Unterstrich oder generischem Femininum sind es weniger Zeichen und ein umfassenderes Adressat_Innenspektrum 🙂

  4. Toller Artikel, danke Jockel!

    Es wird einem doch immer wieder brutal ins Gedächtnis gerufen, in was für einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft wir leben müssen. Der Ruf nach Demokratie klingt für mich wie Hohn, wenn auf der anderen Seite suggeriert wird, dass man nur ein vollwertiger und ernstzunehmender Mensch ist, wenn ein paar Gramm runzelige Haut zwischen den Beinen baumelt.
    Was bilden sich Männer darauf ein? Warum kriegen wir diesen Schwachsinn nicht oder nur schwer aus unseren Köpfen? Was ist an Macht so geil und was hat das mit Schwänzen zu tun? Naja, ich möchte nicht alle Fragen, die mir durch den Kopf gehen, hier niederschreiben. Aber darf ich noch einen Link einfügen? Ich mach es mal. Wieder ma ein Rether 🙂

    http://www.youtube.com/watch?v=gv2dS6IE4ow

  5. Ich hab zuletzt Sarah Kane gelesen, sie bedient sich einer sehr rüden „männlichen“ Sprache, nicht zart einfühlsam, sondern direkt grob gewalttätig, rüde plump, triebgesteuert. Trifft auf beide geschlechter zu.
    Sprache zeigt immer etwas auf, zur Sprache gehört im echten leben auch Gestik, Mimik etc… in der heutigen Zeit wird sehr viel versteckt, umerzogen von unserer Körperlichkeit, es ist ein zwischenmenschlicher konsens der gefunden wird, jeder für sich, man bringt sich ein, zieht sich zurück, oder schwebt dazwischen. Your choice every minute, ich wollt mal hallo sagen, hallo mensch.

  6. Hallo Joachim,

    kurzes Missverständnis: Mit entsprechende Formen meinte ich die bislang im LHG M-V verwendete, nämlich: Absolventen und Absolventinnen. Also diese Dopplung war gemeint und warum Du diese nicht verwendest.

    Binnen-I besteht Konsens – unästhetisch. Aber eben genau der Punkt liest sich auch im Gesetz schwierig, zumindest aber unangenehm.

    Generisches Maskulinum oder Femininum – was am Ende im Gesetz steht, ist mir persönlich egal, solange es nur eine Form ist. So steht es letztendlich im Antrag. Der Vorzug der männlichen Form wurde als Wunsch erhoben und hat daher als „kann“-Regelung seinen Eingang auch nur in die Begründung gefunden („scheint [..] vorzugswürdig“).
    Beide Geschlechter werden durch die Präambel berücksichtigt.

    Beste Grüße

    Patrick

  7. @PJK:
    Wie gesagt, steht im Text:

    „Da Ästhetik für Gesetzestexte ohnehin zweitrangig ist, schlage ich die schrecklich aussehende Unterstrich-Lösung (z.B. Studienbewerber_Innen) vor, die sich von den beiden generischen Varianten dadurch unterscheidet, dass sie nicht auf einer angenommenen Zweigeschlechtlichkeit fußt, sondern explizit auch alle (Zwischen)Geschlechter miteinbezieht.“

    Kriege bitte jetzt keinen Schreck: es gibt mehr als zwei Geschlechter. Durch das Gender-Splitting (‚Absolventen und Absolventinnen‘) wird nur das herrschende Verständnis eines binären Geschlechtersystems reproduziert, alle dazwischen fallen raus, fühlen sich nicht angesprochen, werden begrifflich nicht gefasst.

  8. Hi Joachim,

    danke nochmal für den Hinweis. Aber keine Angst, hab Fleischhauer auch gesehen und mich daher nicht erschreckt 😉 Wobei mir einige Hintergründe zum Transgender fehlen: Handelt es sich dabei um eine eigene Wahrnehmung oder doch schon um ein biologisches Geschlecht?

    Beim Gesetzestext geht es übrigens nur zweitrangig um die Ästhetik. Der Mangel an solcher erschwert aber Lesbarkeit und Verständnis (insbesondere, wie gesagt, wenn man wirklich mal ein komplettes Gesetz durcharbeitet), wodurch das Ganze Hand in Hand geht (daher kann ich Deinem Ästhetikargument so bedingungslos zustimmen).

    VG

    PJK

  9. Ohne Scheiss, das ist wirklich der größte Bullshit den PJK hier von sich gibt und kann wirklich nur von einem angehenden Juristen kommen.
    Gesetzestexte sehen immer Scheisse aus, sind immer schwer verständlich und sind von den herrschenden Eliten zum Zweck ihres Machterhaltes geschaffen worden. Natürlich braucht eine Gesellschaft eine Rechtsordnung, aber das was wir hier in Deutschland haben, ist viel zu häufig die juristische Legitimation von Unrecht. Und die Manifestation von Unterdrückung. Daher fordere ich, keine Gnade für Jurist_innen und die Aufführung aller möglichen Identitäten, Augen- und Haarfarben. Falls dies nicht geschieht werde ich mich niemals auch nur irgendeines Deliktes schuldig bekennen, weil die entsprechende Rechtsnorm nicht auf bisexuelle Transfrauen mit rosa Augen und blauem Haar zutrifft.
    note to myself: Gendern von Gesetzestexten durchsetzen, dadurch Juristen ihr Handwerkszeug entreissen, Weltherrschaft erlangen, gerechte Rechtsordnung installieren.

  10. @PJK:
    Transgender ist ein Sammelbegriff, unter dem vieles subsummiert werden kann, dazu können natürlich auch Leute gezählt werden, die ihr biologisches Geschlecht gewechselt haben, bzw. dabei sind. Hier gibts was zu lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Transgender

    Mir ging es aber auch nochmal darum, dass Thema Intersexualität, Zwischengeschlechtlichkeit und binäres Geschlechtssystem in den Raum zu werfen. Heinz-Jürgen Voß hat zum biologischen Geschlecht promoviert und sehr interessante Erkenntnisse dazu anzubieten: http://www.heinzjuergenvoss.de/

    Ich finde Gender-Splitting übrigens nicht unästhetisch.

  11. in der tat sehr interessant, vielen dank für den hinweis.

    auch wenn das bemühen um nicht-diskriminierende sprache hier seltsame früchte trägt:

    in den anmerkungen zu diesem aufsatz
    http://www.schattenblick.de/infopool/geist/philo/gpthe011.html
    liest man, dass der autor das generische femininum benutzt:

    „(1) In diesem Aufsatz werden verallgemeinernde geschlechtsspezifische Bezeichnungen stets weiblich genutzt.“

    …was ja ganz unproblematisch wäre, würde er nicht an mancher stelle im text offenbar die notwendigkeit spüren, dann doch zu präzisieren:

    „Bedeutsam sind in diesem Zusammenhang auch Überlegungen zu Zeugung und Vererbung. Diese stellten für antike (männliche) Naturphilosophinnen, von denen uns Schriften überliefert sind, einen prominenten Zugang zu Geschlechterbetrachtungen dar.“

    „antike (männliche) naturphilosophinnen“ ist in meinen augen eine in vielerlei hinsicht misslungene konstruktion. für meine begriffe hätte man entweder (ehrlich) schreiben sollen: „antike naturphilosophen“, und hätte dabei der tatsache rechnung getragen, dass es keine einzige biologisch weibliche antike naturphilosophin gibt, von der wir irgendwas überliefert hätten, oder man hätte (mutig) im generischen femininum „antike naturphilosophinnen“ schreiben sollen – dies führt, wie auch die erste variante, ebenfalls nicht zu missverständnissen, da ja ohnehin nur biologisch männliche personen gemeint sein können. aber diese präzisierung durch die hintertür ist sprachlich mindestens unästhetisch, ganz abgesehen davon, dass sie völlig überflüssige inhaltliche unsauberkeiten schafft.

  12. @wayne

    Schade, dass ich nicht weiß, was Du beruflich machst oder studierst, sonst würde ich Dir da ein Beispiel suchen.
    Deine Pauschalisierung von Gesetzestexten teile ich übrigens nicht, da es genügend Fälle gibt, die eindeutig sind oder in denen man mit den Grundkenntnissen der Subsumtion schon sehr viel anfangen kann. Was Deine Systemkritik mit der Schreibweise einer Norm zu tun haben soll, verschleiert sich mir.

    Jedoch will ich Dich auch drauf hinweisen, dass es Leute gibt, die ihren Beruf oder ihr Studium ernst nehmen (Joachim z. B., der immer so nett meine Texte kontrolliert, sodass ich dann die Originale korrigieren kann) und Du hier dem Juristen nur unnötig Arbeit aufbürdest. Ich kann mich natürlich einerseits mit der Entzifferung der Norm beschäftigen – oder mit ihrer Auslegung und Anwendung auf die Realität. Da, wie Du selbst schreibst, die Rechtsordnung unerlässlich ist, würde ich darauf abstellen, dass Letzteres wohl die wichtigere Aufgabe des Rechtsanwenders ist.

    Im übrigen brauchst Du nicht auf den angehenden Juristen abstellen, denn der Antrag ist in der LHG durchgesprochen worden. Dumm daran: Mit Ausnahme der Theologie haben wir aus jeder Fakultät Mitglieder, die sich ihrerseits mit ihren speziellen Kenntnissen einbringen. Daneben hat mich dieses Problem schon zu Berufszeiten gestört – und da war ich noch weit von Jura entfernt.

    @Joachim

    Hmm… Wird durch die Betonung verschiedener Geschlechter nicht eigentlich gerade auf Geschlechtlichkeit abgestellt? Ich weiß, es hab ich schon häufiger erwähnt, aber ich sehe mich in erster Linie als mich, dann als Mensch und irgendwo weit dahinter können wir mal über Mann, Liberaler, Deutscher etc. sprechen – wenn es denn noch von Relevanz wäre. Umgekehrt ist ja mit Ausnahme der Gesetzestexte in denen es explizit erwähnt wird, auch jeder Mensch im Geltungsbereich des Gesetzes gemeint und es wird nicht noch mal gesondert auf Deutsche, Türken, Franzosen etc. abgestellt. Misst man der Geschlechtertrennung nicht also noch einmal gesonderte Bedeutung zu, in dem man beide so offensichtlich trennt (deutlicher als durch Erwähnung aller geht ja nun wirklich nicht)?

    Zum Transgender. Soweit ich das herausgelesen habe, liegt hier in der Mehrheit der Fälle eine Orientierung an den klassischen beiden Geschlechtern vor. Einzige Ausnahme waren jene, die sich absichtlich keinem Geschlecht zuordnen lassen wollten, wobei wikipedia hier die Begründung schuldig bleibt. In den anderen Fällen konnten die Transgender aber tendenziell immer wieder dem einen oder anderen Geschlecht zugeordnet werden (manchmal dann halt auch beiden) oder taten dies sogar selbst. Folglich bleibt darüber hinaus nur der wirklich geringe Anteil, der eine Geschlechtszuordnung kategorisch ablehnt. Ist ihr gutes Recht, nur scheint mir dies wenig Grund eine komplette Sprachordnung auf eine absolute Minderheit auszudehnen. Ziel sollte, um an den oberen Absatz anzuknüpfen, dann doch eher eine Vermenschlichung der Sprache sein, deren Folge wäre, das jeder Mensch sich, unabhängig vom Geschlecht angesprochen fühlt. Insoweit würde ich bei Formulierungen von Studenten zu Studierende schon mitgehen, aber darüber hinaus greifen wir immer wieder künstlich in die Sprache ein, nur um ja niemanden in einer Aussage zu vergessen. Nun gut, wenn ich den Gedanken dogmatisch weiterdenke, komme ich wieder in den Grundsatz: Frei von jedem nicht zwingend notwendigen Eingriff kontra Regulierung wenn möglich…
    Hmm, d. h. Missstand gesehen, Missstand behebt sich nicht (offensichtlich) von selbst, Eingriff… (ich denke gerade mal laut), folglich kein Vertrauen in Selbstregulierungskräfte, daher Eingriff. Ok, habe den grundsätzlichen Gedanken begriffen, daher folgende Frage: Ist es nicht möglich, dass durch zunehmende Weiterentwicklung der Gesellschaft, durch gleiche Chancen, gleiche Möglichkeiten die Gleichstellung von Mann und Frau sich nicht irgendwann selbst erledigt?

    Beste Grüße und ich meld mich dann mal ab ins Wochenende

    P.

  13. @PJK

    Misst man der Geschlechtertrennung nicht also noch einmal gesonderte Bedeutung zu, in dem man beide so offensichtlich trennt

    Nein. Mit der Unterstrich-Form verwendet man einen Begriff, der ALLE einschließt. Das generische Maskulinum (wenn es denn überhaupt schon generisch ist) bezieht einfach nicht alle mit ein. Geschlecht soll ja nicht abgeschafft, sondern einfach anders begriffen werden.

    Ist es nicht möglich, dass durch zunehmende Weiterentwicklung der Gesellschaft, durch gleiche Chancen, gleiche Möglichkeiten die Gleichstellung von Mann und Frau sich nicht irgendwann selbst erledigt?

    Ich weiss ja nicht, wie lange wir damit noch warten wollen. Jahr für Jahr werden doch ungleiche Chancen und Möglichkeiten reproduziert. Guck dir z.B. doch die Einkommensunterschiede an. Oder wirf mal einen Blick in die Gremien der Uni, der Anteil weiblicher Hochschullehrenden (Im Iran übrigens vor einigen Jahren 70%) etc…

    Auf Selbstregulierungskräfte vertraue ich nicht, bin doch kein Liberaler 😉 Menschen verhalten sich doof und brauchen deswegen leider Regeln, damit ein gerechtes Zusammenleben organisiert werden kann, so sehe ich das. Wieviele würden im Land der Steuerflüchtigen noch Steuern zahlen, gäbe es keine Steuerpflicht?

    @Ralph

    oder man hätte (mutig) im generischen femininum “antike naturphilosophinnen” schreiben sollen – dies führt, wie auch die erste variante, ebenfalls nicht zu missverständnissen, da ja ohnehin nur biologisch männliche personen gemeint sein können. aber diese präzisierung durch die hintertür ist sprachlich mindestens unästhetisch, ganz abgesehen davon, dass sie völlig überflüssige inhaltliche unsauberkeiten schafft.

    Ich stimmte dir in diesem speziellen Fall zu. Das generische Femininum wäre hier der konsequenteste Weg gewesen. Voss selbst bezeichnete sich übrigens unlängst bei seinem Vortrag im Rahmen der interdisziplinären Gender-Ringvorlesung als ‚Humangenetikerin‘ – diese konsequente Umsetzung des g.F. war da schon sehr skurril und sorgte für allgemeine Heiterkeit, auch bei ihm.

  14. An der Stelle kaper ich den Beitrag mal, um hier eine Diskussion anzubringen, die wir heut morgen im Webmoritz unter http://www.webmoritz.de/2010/12/10/stadt-bereitet-sich-auf-castor-gegner-vor/
    vom Zaun gebrochen haben.

    17vier
    • vor einer Stunde
    Dembski ist übrigens nicht nur für die öffentliche Ordnung zuständig, sondern Dezernent für Jugend, Soziales, Bildung Kultur und öffentliche Ordnung.
    Außerdem wäre neben dem Bürgerinnen-Telefon auch ein Hinweis auf das Infotelefon der Greifswalder Anti-Atom-Gegnerinnen angebracht, das hole ich mal hiermit nach: 0170 – 1223239.
    Bericht
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    4 Antworten • Aktiv seit 16 Minuten

    Varnhagen
    • vor 40 Minuten
    Sexismus!!! Beharre doch wenigstens auf dem Binnen-I, dann erkennt wenigstens jeder den Rechtschreibfehler sofort. So könnte mancher ausländische Mitlesende sich im Spracherwerb befindende noch denken, die Deutsche Sprache funktionierte so.
    In der Schule nie über genus und sexus gesprochen? Wahrscheinlich in der letzten Bank gekichert…
    Löschen
    Bericht
    Antworten

    17vier
    • vor 33 Minuten
    Kollege, du musst vielleicht etwas früher aufstehen, 11 Uhr ist eindeutig zu spät, um mir in die Parade zu fahren. Rechtschreibfehler? Generisches Femininum, aber das kennst du vermutlich (noch) nicht.
    Wieso ich das Binnen-I ablehne? Hier findest du zwei Gründe: http://blog.17vier.de/?p=11634

    Weil Du hier auf diesen Artikel verwiesen hast, scheint mir dies der beste Ort. Erst mal Kritik am Artikel. Drei Punkte:
    „Üblicherweise haben Personenbezeichnungen im Deutschen eine geschlechtsspezifische Wortbedeutung: Ihr grammatisches Geschlecht (Genus) und ihr natürliches Geschlecht (Sexus) stimmen überein“
    Du zitierst diese Passage. Sie ist Grundpfeiler feministischer Linguistik. Feministische Linguisten sind aber den Beweis für diese These stets schuldig geblieben. Wenn genus=sexus was ist dann mit generischem neutrum? Dichotomien spielen sich in der Natur immer zwischen männlich und weiblich ab oder werden beiden Wirkungsmustern zugeschrieben. Wieso die Notwendigkeit des Neutrums im Haus aber nicht in der Höhle. Dass genus=sexus sei ist Grundlage aller Genderphantasmagorien zur Verhunzung der Sprache. Richtig ist sie aber nicht. Am Anbeginn der Sprache ist sexus ganz sicher Vorbild für genus gewesen, aber willst Du allen Ernstes die letzten 50000 Jahre Sprache einfach mal unter den Tisch fallen lassen? Wir schreiben heute auch nicht mehr mit Hieroglyphen, obwohl sich das Alphabet aus solchen entwickelt hat. Kritik an Sexus=Genus bitte den Neandertaler-Dioramen beliebiger Museen vortragen.

    „Um den Gleichberechtigungsgedanken nicht völlig aus dem Gesetz zu verbannen, solle zu Beginn mitgeteilt werden, dass die gewählte Form alle Geschlechter umfasse. Diese Lösung wird generisches Maskulinum genannt. Hierbei wird also jedes Mal die maskuline Form verwendet, die aber ausdrücklich alle Geschlechter miteinbeziehen soll.“
    Auch wenn das jetzt verblüffend klingt: generisch kommt von genus und heißt „dem grammatikalischen Geschlecht gemäß“. Es ist keine moderne Erfindung zur abermaligen Exklusion des weiblichen, sondern geht von einer Funktion des genus aus, die abgetrennt vom sexus besteht. Durch Verwenden des nicht-sexistischen genus, so die Annahme, sind ohnehin alle Geschlechter und angesprochenen Personen inkludiert eine Aufnahme zusätzlicher Formulierungen zur sexistischen, dezidierten Inklusion der natürlichen Geschlechter, wie von den Gender-Apologeten gefordert, ist unnötig. Bei stringenter Analyse könnte einem auffallen, dass aus der Gleichsetzung genus=sexus der Sexismus überhaupt auch erst in die Sprache eingeführt wird.
    „Ein generisches Femininum, also die grundsätzliche Verwendung der – alle Geschlechter einbeziehenden – femininen Formulierung im Landeshochschulgesetz, wäre zwar ein starkes Signal“ Das generische Femininum gibt es auch schon deutlich länger. Oder ist ihnen neu, dass die Fabrik weiblichen Geschlechts ist? Super-Gender-Feministen geräten jetzt wohl ins Schwärmen über das sprachliche Bild der weiblichen Fabrik, die durch die Penetration des männlichen Phallus in Form männlicher Arbeiter jeden Tag aufs Neue vergewaltigt würde. Aber ich hielte das für einen Ausdruck dissoziativer Geistesstörung, Ausdruck progressiven Schwachsinns.
    Warum aber ist Anwendung des generischen Femininums auf Personengruppen problematisch? Wenn man annimmt, dass die männliche Grundform, das generische Maskulinum, beiderlei sex. Geschlechter einbezieht, dann,… jetzt wird’s kritisch … anders:
    Wir haben ein Wort das jemanden beschreibt, der einer Tätigkeit nachgeht, diese aber nicht zwingend die ganze Zeit ausübt (Widerstreit zwischen Student und Studierendem: Der Student bleibt Student auch wenn er feiert; der Studierende wird zum Feiernden.).
    Der Arbeiter kann männlich und weiblich sein. Zur zusätzlichen Qualifizierung wird bei Bedarf ein weibliches Suffix angehängt. Suffixe haben linguistisch die Funktion einer Qualifizierung des Wortes, Präfixe dienen der Prä-determination. Wenn die weibliche Qualität der Betonung bedarf, wird ein -in rangehängt und beschreibt ausschließlich nur sexuell weibliche Wesen. „Der Mutterschutz ist für die Arbeiterin eine wichtige gesellschaftliche Errungenschaft.“ Der Arzt, kann männlich und weiblich sein, die Ärztin nur weiblich. Die Pluralbildung weiblicher Personengruppen ist auch exklusiv des männlichen und wird dadurch sexistisch. Mit generischem Femininum im eigentlichen Wortsinne und analog zu maskulinem Femininum hat das herzlich wenig zu tun.

    „Da Ästhetik für Gesetzestexte ohnehin zweitrangig ist, schlage ich die schrecklich aussehende Unterstrich-Lösung (z.B. Studienbewerber_Innen) vor,“
    richtig erkannt, sie sieht schrecklich aus. Aber genauso wie beim Binnen-I ,und jetzt kommen wir auf den Rechtschreibfehler, stellt sie eine Verletzung sämtlicher orthographischer Konventionen dar und hat keinerlei Begründung im Linguistischen. Es ist eine politische Forderung. Ausdruck einer politischen Ideologie und dadurch weder wissenschaftlich noch für alle verbindlich vorschreibbar. Die Konvention des Großschreibens ist nur im Wortanfang möglich, ursprünglich sogar nur im Satzanfang. Entwicklung von Sprache und Schrift geben Auskunft darüber, welchem Zweck die Großschreibung dient: Zur Kenntlichmachung des gesamten Wortes, nicht der Betonung bestimmter wortimmanenter Kategorien! Dafür gibt es die Suffixe. Wenn man aber die Sprache mit einem solch arbiträren Konstrukt wie patriarchalischem Sexismus in der Personenbeschreibung befrachtet, muss man sich nicht wundern, wenn man in gesprochener Sprache beiderlei Formen in expressis verbis bedarf und im Schriftbild auf graphische Anpassung setzen muss. Mit Sprache hat das nichts zu tun. Es ist Politik, Ideologie, Unterdrückung, Vergewaltigung.
    Zur Zweigeschlechtigkeit: Die Dichotomie Mann, Frau ist nicht willkürlich. Sie existiert. Zwischengeschlechtlichkeit existiert nicht. Ungeschlechtlichkeit existiert nicht! Wenn die schwachsinnige Lehrstelle sein muss, damit sich Transsexuelle, Intersexuelle, Homosexuelle und andere mit unklarer und abnormer sexueller Identität von der Sprache integriert fühlen wollen: Glückwunsch! Das gibts bereits! Es nennt sich generisches Maskulinum. Und das was als Zwischengeschlechtlichkeit beschrieben wird, ist im Grunde nur ein verschiedener Anteil in dezidiert männlichen und weiblichen Eigenschaften, Zuschreibungen und Wahrnehmungen. Ein befreundeter Theologe hat das mal so ausgedrückt: Der ideale Mann ist 100% männlich, die ideale Frau 100% weiblich. Doch was ist mit empfindsamen Männern und herrischen Frauen. Mit empathischen männlichen Homosexuellen und schroffen, aggressiven Weiblichen? in ihnen zeigt sich der Unterschiedliche Anteil des männlichen, wie des weiblichen in der menschlichen Seele.
    In der Tat halte ich diese Konstruktion für deutlich sinnvoller, weil sie die jahrhunderlang gewachsenen „Vorurteile“, die ja im Grunde auch nur Beurteilungen sind, besser in den Kontext integriert. Die Zwischengeschlechtliche Position versucht alles umzureißen und neu zu gestalten und vergisst dabei, dass sie grade für Intersexuelle eine perverse, rohe, halt- und Identitätslose Realität zusammenschraubt, an der solche Menschen zu Grunde gehen. Schon mal aufgefallen, dass es im queer nur die Lauten, aber nicht die Empfindsamen gibt. Nur die knalligen aber nicht die unauffälligen? Die bleiben in der Masse verschwunden oder bleiben zu Hause.
    Eine Geschlechterpolitik ohne m/w ist menschenverachtend.
    Ich will an der Stelle auch auf die Bekannteste Transsexuelle Deutschlands hinweisen: Tanja Krienen, hat nach einem bewegten Leben, viele gut lesenswerte und aufschlussreiche Artikel zu dieser Thematik verfasst, die allesamt über das internet auffindbar sind.

    Zum Abschluss eine kleine Denksportaufgabe:
    Hund/Katze,
    Tag/Nacht,
    Mann/Frau,
    Ja/Nein

    Beste Grüße

    PS Um diesen Artikel wissenschaftlich zu gestalten fehlen mir zeit und Ressourcen, auf Literatur habe ich bewusst verzichtet, um mir Aufwand zu ersparen.

  15. Viele Worte geschrieben aber offenbar nicht genau gelesen:

    Durch Verwenden des nicht-sexistischen genus, so die Annahme, sind ohnehin alle Geschlechter und angesprochenen Personen inkludiert eine Aufnahme zusätzlicher Formulierungen zur sexistischen, dezidierten Inklusion der natürlichen Geschlechter, wie von den Gender-Apologeten gefordert, ist unnötig.

    Ich verweise auf die angesprochenen Studien, dass das gM in der Theorie funktionieren mag, in der praktischen Anwendung aber andere Erwartungen produziert. Insofern ist das gM für mich inakzeptabel.

    Oder ist ihnen neu, dass die Fabrik weiblichen Geschlechts ist? Super-Gender-Feministen geräten jetzt wohl ins Schwärmen über das sprachliche Bild der weiblichen Fabrik, die durch die Penetration des männlichen Phallus in Form männlicher Arbeiter jeden Tag aufs Neue vergewaltigt würde. Aber ich hielte das für einen Ausdruck dissoziativer Geistesstörung, Ausdruck progressiven Schwachsinns.

    Naja, ich verorte den Schwachsinn an anderer Stelle…. Niemand regt sich heute über den männl. Tisch und die weibl. Fabrik auf (berechtigte Ausnahme: Hoch/Tief/Wettersprache)

    Ich zielte mit meinem Satz auf die Fabrikarbeiterin, die nicht zwangläufig rein weiblichen Geschlechts sein muss (so es das überhaupt gibt).

    Aber genauso wie beim Binnen-I ,und jetzt kommen wir auf den Rechtschreibfehler, stellt sie eine Verletzung sämtlicher orthographischer Konventionen dar und hat keinerlei Begründung im Linguistischen.

    Jetzt kommst du schon wieder auf den Rechtschreibfehler, den ich nicht erkenne. Du glaubst offenbar, ein Binnen-I zu lesen, wo keins steht. Dabei hätte dir inzwischen aufgefallen sein müssen, dass ich das in der Regel nicht verwende.

    Es ist eine politische Forderung. Ausdruck einer politischen Ideologie und dadurch weder wissenschaftlich noch für alle verbindlich vorschreibbar.

    Sprache schafft Realität und ist selbstverständlich verbindlich vorschreibbar, zum Beispiel für alle kommunikativen behördlichen Prozesse, Stellenausschreibungen etc. Wie dir sicher entgangen ist, geschieht genau das auch schon.

    Zur Zweigeschlechtigkeit: Die Dichotomie Mann, Frau ist nicht willkürlich. Sie existiert. Zwischengeschlechtlichkeit existiert nicht. Ungeschlechtlichkeit existiert nicht!

    Ok, ich konnte nicht erwarten, dass du die verlinkten Texte liest. Ich war im Juni bei einer Anhörung des Ethikrates zum Thema Intersexualität. Die nicht existenten Intersexen vor Ort habe ich genauso wahrgenommen wie die Juristin Frau Prof. Konstanze Plett, die übrigens im Januar in Greifswald einen Vortrag zum Thema halten wird. Ich empfehle nochmal eine Beschäftigung mit dem verlinkten Heinz-Jürgen Voss, dann wirst du merken, dass es hier nicht um Seele oder Charakter, sondern um Biologie geht!

    Die Zwischengeschlechtliche Position versucht alles umzureißen und neu zu gestalten und vergisst dabei, dass sie grade für Intersexuelle eine perverse, rohe, halt- und Identitätslose Realität zusammenschraubt

    Falsch, diejenigen, die sich für die Rechte Intersexueller engagieren, wollen diese Menschen das erste Mal aus der geschlechtlichen Ausgeschlossenheit herausholen und zum Beispiel die Verstümmelungen im Kindesalter thematisieren. Auch hierüber hat vor kurzem ein interessanter Vortrag von Ulrike Klöppel in HGW stattgefunden.

    „Tag und Nacht“ ist übrigens ein schöner Abschluss. Bekanntlich ist es ja knallhell und dann auf einen Schlag dunkel, da gibts kein dazwischen, keine Sonnenfinsternis, keine Dämmerung etc…

    PS Um diesen Artikel wissenschaftlich zu gestalten fehlen mir zeit und Ressourcen, auf Literatur habe ich bewusst verzichtet, um mir Aufwand zu ersparen.

    Na super, und damit disqualifizierst du deinen ganzen hochtrabenden, in höchstem Maße konservativen, ewiggestrigen und patriarchialen Kommentar. Einfach mal einen rausblöken!
    Ich versuche normalerweise hier zu allen Menschen so höflich wie möglich zu sein, aber du passtest mir schon auf dem webMoritz nicht, nicht zuletzt aufgrund deines peinlichen, unverschämten und pietätlosen HJ-Vergleiches („Aber erzählt den Kindern ruhig, dass Atomkraft böse ist, Menschen und Tiere vergiftet und qualvoll zu Grunde gehen lässt, schreckliche Entstellungen verursacht und lasst die 10jährigen sich dann eine eigene Meinung bilden. Für mich drängt sich da nur der Vergleich auf: Wurden in der HJ nicht auch Kinder zur Erreichung politischer Ziele indoktriniert?“) und ich weiß nicht, wie lange ich dich hier dulden und wann ich von meinem digitalen Hausrecht Gebrauch machen werde.

  16. Ich werd mich hier nicht lang rumtreiben, es ging nur um die Auslagerung der Debatte.
    Antworten werd ich Dir, wenn ich Zeit hab, jetzt ruft der bahnhof. Beste grüße

  17. „Sprache schafft Realität und ist selbstverständlich verbindlich vorschreibbar, zum Beispiel für alle kommunikativen behördlichen Prozesse, Stellenausschreibungen etc. Wie dir sicher entgangen ist, geschieht genau das auch schon.“

    Ein letztes noch (Zug ick hör Dir tuten!)

    Du gehst davon aus, dass Bewusstsein Sein schafft. Das ist ebenfalls eine nicht belegbare Behauptung wurzelnd im marxistischen und der Frage nach dem Richtigen und falschen Bewusstsein.
    Wenn Du dank Dr. Voss so biologie-affin bist, dann sollte Dir auch bekannt sein, dass es sich anders verhält. Sein bestimmt Bewusstsein. Der Mensch ist ein reagierendes Wesen.

    Das Problematische an der Genderforschung ist, dass Sie, wie die feministische Lingusistik auf falschen Axiomen beruht. Und damit hat es sich mit der Wissenschaftlichkeit.
    Studien und Betrachtungen die auf der Grundlage des (widerlegten!) mars’schen „falschen bewusstseins“ oder aus der Kongruenz genus=sexus fußen müssen falsche Ergebnisse haben. Aus einem Fehler folgt immer ein Fehler?
    Wo warst du im ersten Semester Wissenschaftsphilosophie?

    beste Grüße

  18. „Ich will an der Stelle auch auf die Bekannteste Transsexuelle Deutschlands hinweisen: Tanja Krienen, hat nach einem bewegten Leben, viele gut lesenswerte und aufschlussreiche Artikel zu dieser Thematik verfasst, die allesamt über das internet auffindbar sind.“

    Von dieser Dame findet man noch viel mehr, allerdings nichts positives.

  19. Pingback: journalizzm

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