Knatsch im Führerbunker: FFDG spaltet sich

„Was machen zwei Linke, wenn sie sich in der Wüste treffen? Sie spalten sich!“ Diesen langbärtigen Witz hat sich unlängst die rechte Gruppe FFDG auf ihre Wirmer-Fahnen geschrieben und den Zaungästen bei Facebook beste Realsatire geboten. 

Wer die Grenzen des Führerprinzips kennenlernen möchte, muss derzeit nur die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Facebook-Seiten FFDG 2016 und FFDG, die inzwischen FFGD 2016 heißt, beobachten. Es kann eben nur einen geben!

„Leider müssen wir unsere Veranstaltung absagen“

Der Spaß begann am Wochenende, als das Ehepaar Kühl, das die seit September fast wöchentlich stattfindenden Demonstrationen „besorgter Bürger“ in Greifswald organisiert, die Kontrolle über die Facebook-Seite der hiesigen patriotischen Plattform, FFDG, verlor. Dort irritierte von nun an die Nachricht, dass die Demonstration am vergangenen Montag abgesagt sei. Was war geschehen?

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Auf der in Windeseile erstellten, neuen Facebook-Seite FFDG 2016 wurde der Gerüchteküche leicht verdauliche Nahrung gegeben. Die Seite sei manipuliert worden und in mehreren Gruppen überschlugen sich Verschwörungsphantasien und Hilfsangebote. Unterdessen blieb auf den Seiten von FFDG und der ebenfalls betroffenen Gruppe „Greifswald wehrt sich“ die angekündigte Versammlung abgesagt. FFDG 2016 teilte mehrmals mit, dass es sich dabei nicht um die originale FFDG-Seite handeln würde. Langsam sollte der Streit in Schwung kommen.

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Ganz offenbar musste kein Account gehackt werden, um die unsägliche Seite ins Schlingern zu bringen — ein simpler Streit unter den Administratoren genügte. Grund des internen Zerwürfnisses zwischen dem Ehepaar (Albrecht-)Kühl und dem Stralsunder Enrico N., der die Greifswalder Demonstrationen maßgeblich unterstützte und ganz offenbar auch Administrator der Facebook-Seite „Greifswald wehrt sich“ war, soll eine interne Auseinandersetzung über einen unabgesprochenen Anruf bei der Polizei gewesen sein.

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Patriotische Volksfront vs. Volksfront von Patridiotistan

Wie ging es weiter? An der zugleich angekündigten wie abgesagten FFDG-Demonstration beteiligten sich 100 Personen, denen die neu ins Leben gerufene Facebook-Seite FFDG 2016 glaubhaft machen konnte, dass die Veranstaltung wirklich stattfindet. Enrico N. verschickte nämlich inzwischen Nachrichten an Fans der ursprünglichen Seite, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. FFDG-Organisatorin Petra Albrecht-Kühl veröffentlichte nach der Demonstration eine ausführliche Stellungnahme zu den weiterhin laufenden Auseinandersetzungen. In 36 Sätzen, von denen nur vier nicht mit einem Ausrufezeichen enden, bricht sich ihr Zorn über den Zwist mit dem Stralsunder, der auch der Gruppe MV.Patrioten zugeordnet wird, Bahn. Wer hätte gedacht, dass Interpunktion so verräterisch sein kann:

„Man versuchte, unsere gestrige Demo massiv zu manipulieren! Es wurde anonym bei der Polizei angerufen und behauptet unser Demofahrzeug sei extrem kaputt und nicht verkehrstüchtig! Dies wurde überprüft und stellte sich natürlich als haltlos dar! Auch wurde dem Ordnungsamt mitgeteilt, dass unsere Veranstaltung abgesagt ist! Auch drohte man uns an, dass die Antifa großen Stress auf unserer Veranstaltung machen würde! […] Leider müssen wir Euch mitteilen, dass es keine Gegner, Antifa o.ä. waren, sondern ein Mitglied der MV.Patrioten aus Stralsund!

Anscheinend möchte man uns hier, in Greifswald, von der Strasse weg haben! Man schrieb ja auch auf der „alten“ FFDG- Seite, wir wären zu „weichgespült“! Ziel des Ganzen ist es, wie bereits oben geschrieben, uns hier in Greifswald von der Strasse zu bekommen, um selbst das Feld zu übernehmen! Dies werden wir so nicht hinnehmen und weiter mit der Bevölkerung auf die Strassen gehen! Am 25.01.2016 gehen wir in Wolgast auf die Strasse zum Erhalt des KKH !Dies will man nun nutzen, um als MV.Patrioten dann in HGW zu demonstrieren! Wir denken, dass sie sich gerne versuchen können und wünschen viel Glück! Da man FFDG und MV. Patrioten nicht vergleichen kann, werden unsere Anhänger uns auch weiter treu bleiben! […]“

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Der Konflikt zwischen der patriotischen Volksfront und der Volksfront von Patridiotistan läuft indes weiter. Bei Facebook findet man inzwischen drei Seiten mit dem Titel „FFDG 2016“ und der ollen Taube im Profilbild, von denen sich zwei aufeinander beziehen und öffentlich gegeneinander in Kontakt treten. Die letzten Popcorn-Vorräte sind erstmal verbraucht; es bleibt abzuwarten, wie radikalisierend sich diese Spaltung auswirken wird.

9 Gedanken zu „Knatsch im Führerbunker: FFDG spaltet sich

  1. Also ich habe noch genug Popcorn dabei und freue mich über alle Aktionen, die dem Neujahrsziel der Verbesserung der körperlichen Verfassung der Teilnehmenden zum Erfolg verhelfen; dann noch Zwischenstops in der Universitäts- und Stadtbibliothek einlegen plus einen Gasthörerantrag bei der Uni für die aktive(!) Teilnahme an historischen, politikwissenschaftlichen und juristischen Veranstaltungen beantragen, schon ist die Einheit zwischen Körper und Geist hergestellt. Ok, ich höre mal auf zu träumen und stelle mich der „Wahrheit“:

    „Zu den nun angekündigten Demo`s [hieße die Pluralabkürzung nicht Demonen? Und warum stirbt das Deppenapostroph nicht aus?] der MV.Patrioten dürfen sich unsere Gegendemonstranten um Kochhan & Co. dann warm anziehen,denn wenn sie bisher der Meinung waren, FFDG-ler seien rassistisch/ nazistisch, dann sollen sie diesen „Spaß“ erst einmal wahrnehmen und sie werden feststellen, daß wir lediglich mit

    Wahrheiten [Trademark :)]

    öffentlich agieren, jedoch in der Realität weder rassistisch noch nazistisch sind.“

  2. Jetzt bin ich irritiert: Ist MVgida etwa nicht für den Frieden, Gerechtigkeit und Freibier für alle? Haben sie kein einsatzfähiges Fahrzeug? Handelt es sich um Autoschieber, eine Tarnorganisation des TÜV oder etwa … um etwas ganz anderes?

  3. Letzte Tat des Tages: Fleischervorstadtblog lesen. Große Freude und erhebliches Gelächter hier an meinem persönlichen Schreibtisch. Mein Dank für den Scharfsinn und die scharfe Zunge (oder spitze Feder, whatever you like best).

    Also, ich zieh mich dann mal warm an.

    1. Wenn du mit euch mich, also den Fleischervorstadt-Blog meinst, so verweise ich auf die Distanz von fast 700 Kilometern zwischen beiden Städten. Der Fleischervorstadt-Blog ist hyperlokal. So virulent dieses und auch andere Themen auch seien mögen, sie haben für diese Seite keinen Nachrichtenwert.

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