Zweiter Verhandlungstag Marcus G. vs. Fleischervorstadt-Blog

Am Mittwoch findet um 14 Uhr am Amtsgericht Greifswald die zweite Verhandlung im Prozess Marcus G. gegen den Fleischervorstadt-Blog statt. Vor dem Gericht wird eine antifaschistische Mahnwache stattfinden.

Im April 2014 wurde der aus Berlin stammende Marcus G. wegen Körperverletzung in Greifswald verurteilt. Er hatte im Vorjahr einen Antifaschisten am Rande der NPD-Asyltour auf dem Marktplatz angegriffen und verletzt. Für diese Verurteilung wesentlich war ein Video, das zuvor dem Fleischervorstadt-Blog anonym zugespielt und dort veröffentlicht wurde.

write back

Im September 2015 beauftragte G. einen Anwalt, um juristisch gegen die Veröffentlichung des Videos und gegen insgesamt 13 Artikel über ihn vorzugehen, die seit 2011 auf dem Fleischervorstadt-Blog publiziert wurden, um das Wirken des Neonazis kritisch zu dokumentieren. In den anwaltlichen Schreiben widerspricht der Berliner Neonazi der vorangegangenen Berichterstattung und leugnet, neonazistisch organisiert zu sein, als Provokateur aufgetreten zu sein, der KS Tor angehört oder linke Demonstranten bewusst abfotografiert zu haben. Parallel dazu geht sein Anwalt auch gegen die Fachjournalistin Andrea Röpke vor, die G. in ihrem Buch „Gefährlich verankert. Rechtsextreme Graswurzelarbeit, Strategien und neue Netzwerke in M-V“ erwähnte.

Nachdem der Kläger zur Auftaktverhandlung im Juli nicht vor Gericht erschien — er wurde wie bereits beim Prozess wegen der Körperverletzung auf dem Marktplatz kurzfristig von einer vorgeblichen Krankheit heimgesucht –, geht die Verhandlung nun am Mittwoch, 19.10., um 14 Uhr in die nächste Runde. Bereits um 13.30 Uhr versammelt sich vor dem Amtsgericht unter dem Motto „Write back – Demokratie und Pressefreiheit verteidigen!“ eine Mahnwache, zu der alle Unterstützer*innen eingeladen sind, um sich mit Journalisten und Journalistinnen solidarisch zu zeigen, die von Rechtsextremisten unter Druck gesetzt werden. Es ist zu erwarten, dass möglicherweise auch Neonazis zu dem Prozess erscheinen werden. Daher wird außerdem zur Teilnahme an der öffentlichen Verhandlung aufgerufen.

Fakten: 19.10. | 13.30 – 16.30 Uhr | Amtsgericht Greifswald (Lange Str. 2)

3 Gedanken zu „Zweiter Verhandlungstag Marcus G. vs. Fleischervorstadt-Blog

    1. Gratuliere,

      ich hoffe, er bleibt auf den Kosten sitzen. Dass die Klage keine Chance hatte, habe ich mir schon vorher gedacht.

      Mir gefällt der OZ-Artikel nicht so ganz. Es geht zu viel darum, ob G. in der Vergangenheit auf Naziveranstaltungen war. So entsteht der Eindruck, als sei diese Frage prinzipiell entscheidend darüber, ob jemand vor Gericht Erfolg hat. Es hätte stärker hervorgehoben werden müssen, dass die Klärung der Frage relevant war, weil sie der Klage die Grundlage entzogen hat. Dieser logische Schritt wird im OZ Artikel etwas dem Leser überlassen.

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