Das neue Eckhaus Wiesenstraße/Gützkower Straße ist nicht nur ein Energiesparhaus, es ist dazu noch hässlich wie die Nacht. Wie kann man denn ein Bauprojekt in diesem Stadtteil durchführen und offensichtlich blind durch das Viertel gehen?
Gestern erschien dazu ein Interview in der Ostsee Zeitung. Darin wird Architekt Axel Drebing zitiert, der den Bau als unspektakulär bezeichnet. Seiner Meinung nach passe er sich sehr gut in die Fleischervorstadt ein und entspreche voll der Gestaltungssatzung: „Statt mit Stuck, wie bei den alten Häusern der Fall, spielen wir mit dem Rhythmus der Fenster.“
Vielleicht ist die Rhythmik der Fenster aber ja von geringerem kulturhistorischen Wert, als eben die Verzierung der Fassade mit Stuck.
Dieses Haus ist ein Fremdkörper in der Straße und mindert den ästhetischen Wert des Viertels — natürlich auch, weil sich auf dem Grundstück ein kleiner Skulpturenpark befand.
Über Geschmack kann man viel streiten – hässlich finde ich den Neubau Gützkower Ecke Wiesenstraße nicht. Die Fassadengliederung durch die farblich deutlich abgesetzten Fenster finde ich gelungen, und das Haus setzt damit einen neuen Akzent an der Ecke, der nicht störend, sondern eher belebend wirkt.
Das Haus verleugnet nicht die Zeit, in der es gebaut wurde, und ist damit um vieles ehrlicher, als die vielen pseudoniedlich-Häuser, die in den letzten Jahren gebaut worden sind.
Oft sind es kleinere gestalterische Details, die ein Haus anziehend oder abstoßend machen, einladend oder abweisend.
Für das Leben in der Fleischervorstadt ist es viel einschneidender, dass es in der Gützkower kein Lebensmittelgeschäft mehr gibt. Spar und rischemarkt Rack waren lebendige Mittelpunkte des Viertels, wo man sich traf und sich kannte. Es ist eine Scheiß-Entwicklung, die hier vonstatten ging.
Aber mit dem neuen Eckhaus kann man sich von der Gestaltung her durchaus anfreunden – findet Feldweg : )