Ostsee Zeitung veröffentlicht offenen Brief von verurteiltem früheren Neonazi

Am Donnerstag, dem 18.Juni, wurde im Greifswalder Lokalteil der Ostsee Zeitung ein offener Brief des früheren NPD-Kreisverbandsvorsitzenden Rüdiger Klasen (Kreis Hagenow) veröffentlicht.

Der NPDler war laut Endstation Rechts 1992 an einem versuchten Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim bei Boizenburg beteiligt und wurde später verurteilt.

In dem offenen Brief, an dessen Autorenschaft auch A.Hoffmann beteiligt war und der sich auf die Arndt-Debatte bezieht,  heißt es zum Beispiel:

Jede Art von Extremismus ist eine Bedrohung für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung. Das schließt gleichermaßen neben den Rechtsextremismus auch den Linksextremismus und dessen Kulturbolschewismus mit ein, dessen Auswirkung das Chaos und Zerstörung von Menschen und Kulturen bedeutet.

Hat sich da ein Wolf den Schafspelz übergezogen? Vielleicht ist es zuviel verlangt, jeden Absender eines offenen Briefes vor Abdruck zu überprüfen, jedoch wurde die Lokalredaktion noch am gleichen Tag darüber informiert, wessen Polemik hier ein Podium geboten wurde. Auch der Grünen-Blog hat sich des Themas angenommen und erwähnt, dass sich Klasen nach seiner Verurteilung 1994 von der Szene abgewandt hätte. Auch bei Blogger-Kollegen daburna ist die Arndt-Debatte Thema. Dort wird auch derzeit eine Umfrage dazu durchgeführt.

Zu Wort gemeldet hatte sich auch der frühere webMoritz-Chefredakteur Sebastian Jabbusch. Er wies die OZ nicht nur auf die Besonderheit ihrer Leserbriefautoren hin, sondern antwortete mit einem eigenen Brief. Leider wurde weder gestern noch heute seitens der Redaktion auf Klasens Hintergrund hingewiesen.

Jabbuschs sehr ausführlicher Leserbrief wurde orthographisch ein wenig aufgehübscht und selbstverständlich gekürzt. Zum Glück liegen sowohl die gekürzte Fassung als auch das Original vor, das ich niemandem vorenthalten möchte, hier der weggekürzte Teil:

Arndt verbreite Hass gegen die Franzosen und alles „Nicht-Germanische“ über vierzig Jahre lang in fast allen seinen politischen Schriften – schon vor und auch nach Napoleons Besetzung. Die Namensgebung der Universität aus dem Jahre 1933 durch Göring entsprach dem Zeitgeist der NSDAP. Arndt hielt darüber hinaus Humanismus für eine jüdische Verschwörung. Letztlich waren es aber vor allem die Bürger die mit ihren besorgten Anrufen bei der Polizei wegen „rechtsextremen Parolen“ & „Volksverhetzung“ dafür gesorgt haben, dass Arndt Zweifelsfall untragbar ist. Oder hätte jemand die Polizei gerufen, wenn jemand Goethe-Zitate vorließ?

7 Gedanken zu „Ostsee Zeitung veröffentlicht offenen Brief von verurteiltem früheren Neonazi

  1. arndt ist nun nicht mein herzensliebling, aber ich kann klasens argumente, die, nebenbei bemerkt, außer dem gekennzeichneten antilinken gewäsch im grunde nur dinge bieten, die in den zahlreichen vergangenen arndt-debatten schon bis zur besinnungslosigkeit wiederholt wurden, oft durchaus nachvollziehen. am schlimmsten fand ich in dieser hinsicht immer den „arndt des monats“ im moritz . man kann natürlich alles entkontextualisieren, besonders historisch, und dann bedeutet es was anderes, je nach geschmack (womit ich nicht gesagt haben will, dass ich arndt für einen menschenfreund oder gar für einen passenden namensgeeber der uni halte). wenn allerdings in einem stück von brecht jemand „heil hitler“ sagt, heißt das nun mal nicht, dass brecht ein nazi war (der vergleich funktioniert nicht auf der ganzen linie, ich weiß, ich versuche nur, die technik zu demonstrieren). ich finde es zu billig, ohne rücksicht auf historische situationen oder auch literarische genres und voraussetzungen arndt zum obernazi zu stempeln und dann in eine heillose überempfindlichkeit zu verfallen. in der interpretation von texten aus vergangenheiten kann man kaum etwas dümmeres tun, als jetzige standards einfach zu übertragen.

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