Die Semesterferien dauern an, aber das ist kein Grund, sich in die Wohnzimmer zu verkriechen. Eine kurze Vorstellung der heutigen Optionen des Amüsierbetriebes zwischen Synthie-Pop-Wave, Eventschiff und gediegenem Jazz aus Skandinavien.
Welle: Erdball in der Mensa
Schon seit beinahe 20 Jahre existiert die (New)Wave-Elektro-Formation Welle: Erdball, die mit einer tüchtigen Portion NDW-Feeling ins Haus bricht. Die Band ist für ihre eigenwillige und requisitenreiche Bühnenshow, für die ein Haufen Retro-Maschinen angefahren wird, berühmt. Ihr Sound verdient über alle Maße hinaus das Prädikat old-school.
„Als Klangerzeuger tritt, neben vielen analogen Synthesizern, der Commodore 64 als vollwertiges Bandmitglied auf. Wo Künstler wie Kraftwerk, D.A.F., Grauzone oder Ideal in den 80er Jahren starteten, setzt Welle: Erdball wieder an und führt diese glorreiche Ära der deutschen Musikgeschichte weiter fort. In der Independent-Szene schon lange eine Kultband, zeigt Welle: Erdball auch auf Konzerten in ganz Europa, dass Elektronikmusik mit sehr viel Dynamik umgesetzt werden kann.„
Auf dem webMoritz ist der Trailer zum Film Operation Zeitsturm verlinkt, an dem Welle: Erdball ebenfalls beteiligt sind und der in wenigen Wochen veröffentlicht wird. Hier das Video zum Stück 1000 weiße Lilien:
Nach dem Konzert laden die beiden Veranstalter (Mensaclub und Kiste) zu einer Aftershow-Party mit vier DJs auf zwei Floors. Zu erwarten sind dort dann neben Synthie Pop und Minimal Wave auch EBM, Industrial, Electro und Goth-Rock.
Augenfällig ist der grenzensprengende und exorbitant hohe Eintrittspreis. Der ist zwar nicht unbedingt sozial, aber vielleicht lernt man so hierzulande, dass Kultur ihren Preis hat.
Fakten: 19.03. | 20 Uhr | Mensa am Wall | 22 EUR (17 VVK)
Hanselunken auf der Walter
Indes werden heute Abend auf der Herr Walter auch die Hanselunken auftreten, die sich mit Eloquenz und Stilsicherheit in den vergangenen Jahren eine treue Anhängerschaft erspielten. Ihre Stärke liegt darin, massiv zu covern ohne dabei eine Coverband zu sein. Einer der Höhepunkte jedes Hanselunken-Konzertes ist ihre deutschsprachige Adaption vom Notwist-Hit Chemicals.
Auf dem Lokalkompilat klein stadt GROSS überzeugten sie mit dem herbstlichen Spell, das aus ihrer Feder stammt und zu dem es auch ein Video gibt.
Nach dem Konzert wird sich der Bluespfaffe um die Aftershow kümmern.
Fakten: 19.03. | 21 Uhr | Herr Walter | 5 EUR
Niels Ryde Quartett (DK/SWE) im Koeppen
Gediegener geht es heute Abend im Koeppen zu. Dort wird der Dänische Jazz-Bassist Niels Ryde mit seinem Niels Ryde New Quartett zugegen sein.
Die vier Musiker Mads la Cour (Trompete), Krister Jansson (Gitarre), Anders Mogensen (Schlagzeug) und der Namensgeber Niels Ryde (Bass) spielen einen Mix aus modern Jazz, lyrischen Balladen und innovativen Improvisationen.
Fakten: 19.03. | 21 Uhr | Café Koeppen | 8 EUR (5 erm.)
Poah, 22 Euro für Welle: Erdball. Ganz schön fett, obwohl ich Jockel zustimmen muss – Kultur hat ihren Preis. Aber wurde die Geschichte nicht vom Stupa gefördert? Wieso ist der Eintrittspreis dann trotzdem so hoch?
Ja, Kultur hat seinen Preis. Aber, das ist einfach zu teuer. Gerade, wenn ich sehe, dass es gefördert wurde…
Da gibt es in diesem Bereich echt andere Gruppen, die man hätte auftreten können. Naja, passt zur platten Attitüde eines Mensaclubs…. Da will man cool sein und greift glatt daneben…;-)
Also wenn die Veranstaltung vom StuPa gefördert wurde, sind 17/22 EUR wirklich ne Menge Geld. Aber ansonsten sind 17 EUR für ein Konzert mit prominenter Besetzung und anschließender Party doch ein Preisniveau, wie man es in vielen Städten vorfindet. Wenn die Gäste bereit sind, mehr als 5 EUR zu bezahlen, dann werdenauch andere KünstlerInnen und Bands gebucht, versprochen.
War denn jemand da? War es voll?
Es war wirklich gut besucht, ja 🙂 Und ich habe noch nie eine solch gute Stimmung bei einem Konzert in Greifswald erlebt, das war einfach sagenhaft!
Der Eintrittspreis war im Übrigen von der Band festgelegt, da jedes Konzert der Tour einen Einheitspreis hat. Dass es teuer ist, wussten wir auch. Dennoch freuen wir uns, dass auch so ein Konzert in Greifswald gut funktioniert hat.
Na das ist ja schön. Hatte die Möglichkeit eines frembestimmten Eintrittspreises auch schon in Betracht gezogen.
Konzert war wirklich klasse und mit ca. 120-150 Leuten ausreichend besucht. Stimmung war super, diverse Zugaben. Leider gab es zweimal Technikausfälle. Die nimmt man aber in Kauf: Wann hat man in HGW schon mal entsprechende Highlights aus der Szene (ich kann mich eigentlich nur an „Das Ich“ vor zwei (?) Jahren beim Klosterspektakel erinnern.
Schön waren auch die Anekdoten des Sängers über die Welle:Erdball-Auftritte im Klex anno 1993 und 1996. Da ich erst 1997 nach HGW gekommen bin, hatte ich mich die letzten Jahre immer über mein „Zuspätkommen“ geärgert…
Das letzte Klosterspektakel war glaube ich 2007. Was die Highlights aus der Szene angeht, gebe ich dir recht. Die wird in Greifswald so gut wie gar nicht bedient, zumindest kaum live.
„Der Eintrittspreis war im Übrigen von der Band festgelegt, da jedes Konzert der Tour einen Einheitspreis hat.“
ich denke, dieser preis wäre im lokalen kontext verhandelbar gewesen.
dresden und hohenmölsen sind ja nun wrirklich weit genug entfernt um einem anderen veranstalter keine kunden abzugreifen. naja, nächtes mal seid ihr schlauer und dann komme ich gerne auch um kulturelle vielfalt abseits meines musikgeschmacks zu unterstützen. 17eus waren mir definitiv zu happig…
„Dennoch freuen wir uns, dass auch so ein Konzert in Greifswald gut funktioniert hat.“
nichts für ungut, aber max. 150 zuschauer inkl. ner mammutförderung des stupa würden mich den erfolg schon etwas kritischer bewerten lassen…
nochmal: ihr habt meine volle unterstützung für förderung von minderheiten-/spartenmusik durchs stupa etc.
Letztlich waren es fast 200 Zuschauer. Für diesen Eintrittspreis, für Minderheitenmusik und für die angenehme Fülle des Konzertraumes waren wir mit diesem Zuspruch doch sehr zufrieden. Der Preis war allerdings leider nicht verhandelbar.
Man wird sehen, was beim nächsten Mal passiert. Man muss bedenken, dass es dieses Mal nach langer ein erster Versuch war, in einer Spartenrichtung etwas derartiges zu machen und sicher haben auch wir nicht alles perfekt hinbekommen.