Da lacht das Herz der Lokalpatriotin, denn der mittlerweile 43 Jahre alte Kult- und Musikfilm Heißer Sommer (DEFA, 1968) wurde nicht nur in Berlin, Leipzig und auf Rügen, sondern auch in Wieck gedreht. Der Film ist noch nicht richtig in Fahrt, da wird die Wiecker Holzklappbrücke schon zum Schauplatz balzender Auseinandersetzungen.
Zwei Schülergruppen trampen unabhängig voneinander in den Sommerferien an die Ostsee. An der Autobahn kreuzen sich die Wege der elf Leipziger Mädchen und der zehn Jungen aus Karl-Marx-Stadt. Den Wettstreit, wer zuerst sein Ziel erreichen würden, entscheiden die Leipzigerinnen klar für sich, doch an der Ostsee treffen sich beide Gruppen wieder und mühen sich aneinander ab.
Heißer Sommer ist eine Art Jugendfilm und mit über sechs Millionen Zuschauern eine der erfolgreichsten DEFA-Produktionen – prominent besetzt mit den beiden Schlagerstars Frank Schöbel und Chris Doerk. Die Handlung ist ähnlich simpel gestrickt wie die häufig allzu naiven Dialoge. Es wird gesungen und getanzt, geturtelt und umgarnt.
Für eine große Dosis Ostalgie am Wochenende langt es aber allemal und wer genauer hinschaut, kann auch ein paar interessante Entdeckungen machen. Das beginnt bei der Figur des Nerds, den es offensichtlich schon in den sechziger Jahren gab, und hört beim Frauenbild auf – selbstbewusste junge Mädchen mit Kurzhaarfrisuren, die rauchen, trampen und sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen: „Ich tue, was ich will und was ich will, das tue ich„.
Wer bis zum Schluss durchhält, darf sich außerdem auf die Szene freuen, in der Frank Schöbel von seinem Rivalen Prügel bezieht. Wer dann noch immer nach der großen Frage sucht, die aus diesem Film spricht, der wird vielleicht über das Verhältnis von Kollektiv und Individuum sinnieren, bis das schmissige Titelstück wieder weitertreibt.
Frank Schöbel und Chris Doerk werden am 7. April in der Greifswalder Stadthalle auftreten, für diesen Abend werden auch die alten Hits des Kultfilms angekündigt.
Fakten: 07.04. | 19.30 | Stadthalle | ab 28,50 EUR
28,50 Euro für Frank Schöbel? In der Stadthalle? mit Chris Doer.
Wie schlecht! Aber da sieht man mal wieder, wie in Greifswald Kultur definiert wird. Abgehalfterte DDR-Stars werden hofiert und bespielen das beste Haus am Platz. Alles andere, selbst schöne Theater-Veranstaltungen für Kinder, müssen in die abf*ckte Mehrzweckhalle in Schönwalde ausweichen. Totgeglaubter Ost-Rock kriegt ne Bühne aufm Markt, Alphaville muss auch in der keimigen Turnhalle spielen. Das verstehe wer will.