Filialschließungen — Schlecker-Krise erreicht Greifswald

schlecker greifswald

Das Unternehmen Schlecker, lange Zeit Marktführer auf dem deutschen Drogeriemarkt, schließt seit November unrentable Zweigstellen.

Im letzten Monat wurden bereits 400 der insgesamt 8.000 Schlecker-Läden aufgegeben, weitere 200 Filialen sollen noch dieses Jahr geschlossen werden. Diese „Umstrukturierungen“ sollen laut SPIEGEL auch im ersten Quartal 2012 weitergehen.

DIE FLEISCHERVORSTADT VERLIERT DIE EINZIGE DROGERIE 

Eine dieser offensichtlich unrentablen Filialen befindet sich seit vielen Jahren in der Gützkower Straße. Hier erfuhren die Beschäftigten erst vor wenigen Tagen von der Auflösung ihres derzeitigen Arbeitsplatzes.

Gekündigt wurde allerdings bislang keine der Angestellen, zwei von ihnen werden stattdessen in den beiden verbliebenen Schlecker-Läden weiterarbeiten, die dritte wird zukünftig in einer Zweigstelle in Grimmen tätig sein.

(Foto: 17vier)

Der Grund für die Nichtkündigung dürfte im Beschäftigungssicherungs- und Sozialtarifvertrag zu verorten sein, der für die rund 30.000 Angestellten gilt und noch bis Juni 2012 läuft — betriebsbedingte Kündigungen wären für das Unternehmen vorher vermutlich zu teuer. Bislang sei laut SPIEGEL noch keine Schlecker-Angestellte betriebsbedingt entlassen worden.

ARBEITSBEDINGUNGEN IN DER KRITIK

Der Schlecker-Konzern ist in den vergangenen Jahren immer wieder wegen seiner Personalpolitik kritisiert worden. So sollen über eine aus dem Unternehmen heraus gegründete Zeitarbeitsfirma tausende Leiharbeiterinnen vermittelt worden sein. Festangestellte Mitarbeiterinnen seien entlassen und mit neuen Verträgen wiedereingestellt worden, die deutlich schlechtere Arbeits- und Einkommensbedingungen mit sich brachten, das sogenannte Drehtürmodell.

Schlecker kündigte inzwischen an, die Zusammenarbeit mit der involvierten Zeitarbeitsfirma vorerst auszusetzen, um die öffentliche Diskussion zu beenden.

In der Schlecker-Filiale in der Gützkower Straße, die am 31.12.2011 das letzte Mal öffnen wird, werden keine Leiharbeiterinnen beschäftigt. Bis Juni 2012 werden die Frauen ihre Arbeit wohl nicht verlieren, in der Fleischervorstadt gibt es im neuen Jahr hingegen kein Drogeriegeschäft mehr.

15 Gedanken zu „Filialschließungen — Schlecker-Krise erreicht Greifswald

  1. schätze die haben damals nicht damit gerechnet, dass der bahnübergang dicht gemacht wird. ist ja schon fast eine verkehrsberuhigte straße dort, weil kaum noch jemand in die richtung (vor allem in die wo schlecker sitzt) fährt.

    danke für die recherche, finde es toll, dass du dich auch diesen doch eher „kleinen“ aber nicht unbedeutenden lokalen ereignissen annimmst.

    1. Ich bin mir nicht sicher, ob es nur am geschlossenen Bahnübergang liegt. Bis Sommer 2006 war im Nebenhaus ein Frischemarkt und man konnte in der Fleischervorstadt Lebensmittel (zu sehr üppigen Preisen) kaufen. Ich denke, hier gibt’s kaum Kunden und die Frequentierung ist nicht vergleichbar mit dem Schlecker in der Langen Straße. Youniq wird — bei aller Kritik — vermutlich den größten Kundenzuwachs bewirkt haben.

      Ich finde das Thema wichtig und typisch lokaljournalistisch: viele Leserinnen kennen den Laden, alle können morgen vorbeigehen und sich das angucken und alles unmittelbar selbst erfahren; die Krise einer bundesweiten Drogeriekette wird vor Ort erlebbar. Und irgendwie betrifft es auch die Lebenswirklichkeit vieler Ansässiger in stärkerem Maß als zum Beispiel die europäische Finanzpolitik.

      1. Ach ja, der Rack-Markt in der Gützkower Straße. Was war das für ein schöner Laden. Er hat damals unter anderem deswegen aufgegeben, weil die Stadt ihm keine Kundenparkplätze ausweisen wollte und zugleich massiv Knöllchen verteilt hat. Nur mit den Fußgängern würde es nicht gehen.

        Ich fand die Preise okay für einen Einzelhandelsladen mit guter Beratung und vollem Sortiment. Es ist schade, dass so etwas in den Zeiten der Discounterschwemme nicht mehr funktioniert.

  2. In der Gützkower gab es derzeit sogar 2 Geschäfte für Lebensmittel, den Spar Markt neben besagtem Schlecker und in Richtung Bahnhofstrasse war das Zweite.

    Aber der Artikel beschreibt wahrscheinlich nur des Ende einer Entwicklung.
    Schlecker steht seit Jahren in der Kritik. Und schliesst auch schon länger Geschäfte. Wer kann sich noch an den Schlecker beim Aldi Mehringstrasse erinnern?

    1. Das stimmt nur bedingt. Richtig ist, dass der Spar-Rack/Frischemarkt Rack anfangs zwischen Wiesen- und Bahnhofstraße war und erst dann an die Ecke Scharnhorststr./Gützkower zog.

      Frohes Fest!

  3. Wirklich fiese Weihnachtspost für die Angestellten. Und sehr makaber, dass der Aushang dann doch mit dem aktuellen Logo versehen wurde – wie inkonsequent – da man sich nicht mal mehr die Mühe/Kosten gemacht hat der Schlecker-Filiale den neuen Schriftzug ans Fenster zu pappen (Schlecker in der Langen Straße hat den nämlich „schon“ längst).

    Dass Sinnfreie ist, dass diese alberne Logoaufrischung die wenigsten Kunden wahrgenommen haben dürften. Bestenfalls die parallel einhergehende Lachnummer von Slogan „For you. Vor Ort.“ wurde kopfschüttelnd registriert. Hätte man diesen sehr kostenintensiven Marketing-Totalschrott einfach bleiben lassen, hätte man vielleicht 50 Filialen weniger schließen können. Und dann kommen die Bonzen aalglatt mit der Umstrukturierungs-Phrase, ist ja klar – sind ja alle total doof.

    Ein Slogan „Fu** you. Vor Ort.“ hätte wenigstens ein bissel Sinn gemacht. Alles Gute für die Nochbeschäftigten.

  4. Der Schlecker an der Ecke Thälmannstr/Makarenkostr. hat übrigens auch dicht gemacht – keine Ahnung, wann.
    Ich mag Schlecker ja, weil die Tatsache, dass man da immer allein im Landen mit der/den Angestellten ist, irgendwas gemütliches hat…

    1. Dann wird es für die Angestellten langsam eng, noch auf die verbliebenen zwei Filialen (DLZ & Lange Str.?) aufgeteilt zu werden. Eine Verkäuferin aus der Gützkower fährt jetzt ja täglich nach Grimmen, wer weiß, wie es den anderen aus der Filiale Thälmannstr./Makarenko geht.
      Auf jeden Fall vielen Dank für die nachträgliche Info!

  5. Viel Glück für die ganzen Schlecker Mitarbeiter. So gut wie die gearbeitet haben, werden sie auch wieder einen guten Job bekommen. Hier in München wurden in meiner direkten Umgebung gleich zwei Filialen geschlossen.

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