Journalizzm im Interview mit Prof. Schiewe: „Die Professorin war die Frau des Professors“

Auf dem noch relativ jungen Greifswalder Blog journalizzm erschien heute unter dem Titel Zwischen Hirn und Gesellschaft ein lesenswertes Interview mit Prof. Dr. Jürgen Schiewe, Lehrstuhlinhaber für Germanistische Sprachwissenschaft an der Uni Greifswald,  über geschlechtergerechte Sprache.journalizzzmIm Interview geht der Germanist auf die Grundlagen und Ziele einer Sprache ein, die in dieser Form erst von der feministischen Sprachkritik  in den späten Siebziger Jahren gefordert wurde, und spricht sich gegen die Verwendung des generischen Maskulinums aus.

„ERSTER SCHRITT ZU EINER SOZIAL GERECHTEREN GESELLSCHAFT“

Für ihn ist ein „geschlechtergerechter Sprachgebrauch der erste Schritt zu einer sozial gerechteren Gesellschaft“, doch er beobachtet unter seinen Studierenden ein nachlassendes Interesse am Thema, für das früher mit Vehemenz gestritten wurde. Diesen Bedeutungsverlust erklärt Schiewe unter anderem mit dem sprachlichen Mehraufwand geschlechtergerechter Sprache und einem veränderten Bewusstsein für die Notwendigkeit, die Sichtbarkeit von Frauen auch sprachlich zu erkämpfen.

juergen schiewe greifswald

„Gleichstellung wird heute in der Universität zwar groß geschrieben – nicht zuletzt, weil von wichtigen Institutionen, potentiellen Geldgebern, dieses Thema stark befördert und gefordert wird. Dass Gleichstellung aber zunächst einmal im Kopf und damit auch in der Sprache beginnen muss, diese Erkenntnis hat sich noch nicht durchgesetzt oder wird wieder — wie vor den 1970er Jahren — ignoriert.“

Das ausführliche Interview ist in leicht gekürzter Form bei journalizzm online abrufbar und liegt als sechsseitiges pdf-Dokument (0,09MB) außerdem in vollständiger Version vor. Es ist kurzweilig und dürfte auch für jene interessant sein, die sich bislang noch nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt haben.

(Foto: idw, privat, nicht unter CC-Lizenz)

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Auf dem Fleischervorstadt-Blog wird aus ästhetischen Gründen auf den alles einschließenden Unterstrich ebenso verzichtet, wie auf das dualistische Binnen-I oder die Doppelnennung, die hier mit geschlechtspolitischer Absicht vermieden werden. Stattdessen wird versucht, so willkürlich wie möglich zwischen generischem Maskulinum und Femininum zu changieren, um so auf Sichtbarkeiten und sprachliche Repräsentation aufmerksam zu machen. Selbstverständlich sind mit diesen Formen alle Menschen unabhängig von ihren Geschlechtern gemeint.

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