Sommertragödie im Mensaclub: Baadantog oder Tittbüdel?

Eine Szene, wie sie sich fast jeden Tag in Greifswald abspielen könnte: Ein mehr oder weniger frisch immatrikulierter Student — nennen wir ihn einfachheitshalber Markus Kraushaar (MK) — will sich zerstreuen und erkundigt sich bei einem der zahlreichen hilfsbereiten und stets freundlichen Vorpommern — verständigen wir uns bei diesem hier auf einen Hans Dampf (HD) — nach den Möglichkeiten, auszugehen.

BEER FÖR’N APPEL UN EI UN AM ENN‘ KRIEGT NOCH EENER WAT VOER’T GATT 

MK: Hallo, du kennst dich doch in Greifswald aus. Was läuft hier eigentlich dieses Wochenende?

HD: Tach. Am Sünnabend is een gooden Sommergelaag.

MK: Sommerparty klingt hervorragend! Wo steigt die denn, im Strandbad Eldena?

HD: Mien Soeten, vonwägen, klor is dee binnen vör, kiek doch rut!

mensaclub sommerparty(Foto: mit freundlicher Genehmigung von Tobias Dahms)

MK: Ach herje, du meinst doch bitte nicht die Sommerparty vom Mensaclub? Wurden die nicht vor Jahren mit den Worten „anspruchslose Party für anspruchslose Leute“ oder so ähnlich sogar im UNISPIEGEL zitiert ?

HD:  Wieso, gift dor doch alls, wat du brukst: Beer för‘ n Appel un Ei, döstige Frünn‘ und Deern mit ordentlich Holt vör de Döör. Un am Enn‘ kriegt noch eener wat voer´t Gatt!

EN LÜTTEN TICK DÖÖSBATTELIG 

MK: Auf dem Flyer steht, dass Frauen, die da im Badeanzug antanzen, freien Eintritt kriegen. Was soll der Scheiß denn?

HD:  Nee, im Baadantog sallen dee nich intrudeln, um dee Tittbüdel geiht dat, dormit dee breidbeenigen Bengels marken, dat Sommer is.

MK: Das ist so platt wie dein Dialekt und außerdem ganz schön sexistisch. Dabei sind das doch alles Studierende, wieso denken die sich denn bloß so einen Unfug aus?

mensaclub greifswald logoHD: Mak di nich inne Büx. Dat deit nix, of Hoochschoeler or nich, en lütten Tick döösbattelig sünd dee uk mit ’n Afsluss anne Universität. Kannst froh sien, dat du dee Beerbuuken der Dussels nich ook noch ankieken möötst!

MK: Meine Party wird das ganz bestimmt nicht und ich überlege mir was Vernünftigeres. Am Sonnabend ist doch die Soliparty für den Slutwalk in Berlin, mit dem gegen Vergewaltigungsmythen demonstriert wird, Stichwort: „Was trägt sie auch so ein kurzes Kleid“.

HD:  Dat kümmt so hen. Un da sien auch Sünndag in dee Fröh um Klock söben die beeden Griepswolder Luusbengels von Verschnibbt & Zugenäht und maken dee Danz op de Deel in dee Schankstuuv ://about blank.

MK: Na denn man tau!

6 Gedanken zu „Sommertragödie im Mensaclub: Baadantog oder Tittbüdel?

  1. Vielen Dank für dieses erheiternde Stück, lässt es doch trotz fragwürdiger Steilvorlage vom Mensaclub ein wenig Schmunzeln 😉

    kleine Korrektur: am Samstag ist noch nicht der Slutwalk in Berlin. Es steigt zunächst eine Soli-Sause im ://about blank, um für besagte Protestform zu werben, zu mobilisieren und Spenden zu sammeln. Wann der Slutwalk dann stattfindet, kann man alsbald hier lesen: http://slutwalkberlin.de/info

    Liebe Grüße

    1. Solang die/einige Studi-Clubs trotz ihrer Niveaulosigkeit und Unfähigkeit zur Verwertung von Kritik Heerscharen von Studierenden anziehen, denen selbige Eigenschaften anzuhaften scheinen, ist das einen solchen (gut verpackten) Hinweis wert, finde ich. Sicherlich kann man auch auf andere Veranstaltungen hinweisen und sowas wie das Falladafest verdient Werbung – davon wird die sexistische Attitüde, die der Feierei im Mensaclub zugrunde liegt jedoch nicht geschmälert. Ein Denkanstoß könnte das Mini-Drama oben aber wenigstens sein. Und einen Hinweis auf spannendere Sachen gibt es ja, auch wenn diese sich ca. 300 km entfernt abspielen werden 🙂

  2. ich hätte vom niveau her gerne noch irgendwas zwischen falladafest und unerträglichen „studentenclubs“. für lyrikfreunde und germanisten is das ja bestimmt auch ne tolle sache, äh….aber ich hab dann doch eher an anderen dingen spaß.

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