Heute Abend wird im Koeppenhaus die Expertise „Homo- und Trans*feindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern“ von Mitautorin Dr. Heike Radvan vorgestellt.
Die Expertise „Homo- und Trans*feindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern“ ist die erste umfangreiche Studie zu diesem Thema für das Bundesland. Sie wurde im Dezember 2016 vom Verein Lola für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht. Der Verein arbeitet seit 2008 aus geschlechterreflektierender Perspektive zu Fragen demokratischer Kultur und Teilhabe sowie gegen Rechtsextremismus.
Offener Brief von Aktivistinnen zur geplanten Frauentagsparty im Kontorkeller
Hallo liebes Kontorkeller-Team!
Am 11. März wollt ihr mit Bezug auf den internationalen Weltfrauentag eine Party mit dem Titel „Mädelzabend“ feiern. Um für diese Party zu werben, habt ihr tief in die Marketingschublade „Sexistische Frauenbilder“ gegriffen. Mehr wütend als überrascht — denn ihr spielt ja öfter mit heteronormativen Geschlechtsstereotypen — haben sich einige Menschen zusammengefunden, die sich fragen, wie man auf die Idee kommen kann, zum Anlass des Frauentags eine antifeministische Party zu feiern.
Betty Boops charakteristische Merkmale sind auf das äußere Erscheinungsbild beschränkt
Ihr bewerbt eure Party wiederholt mit der Cartoon-Figur Betty Boop. Die Flyer, der Banner und auch die Facebookseite werden von verschiedenen Betty Boop Bildern dekoriert. Häufig posiert die Figur halbnackt und „sexy“, mal im leeren Raum, mal auf einem Sofa, einmal ist sie shoppend unterwegs. Wir fragen uns, warum ihr gerade diese Figur zum Anlass des Frauentages ausgewählt habt, steht Betty Boop nun nicht wirklich für Werte, die am internationalen Weltfrauentag gefeiert werden. Betty Boop mag in den 1920er und -30er Jahren als Flappergirl die geltenden, diskriminierenden gesellschaftlichen Normen hinterfragt haben, heute ist die Cartoon Figur aber alles andere als emanzipativ: Betty Boops charakteristische Merkmale sind ihre kurzen Kleider, welche ihre Körpermerkmale betonen, viel Schmuck, rot geschminkte Lippen und häufig ein aufreizender Blick. All diese Merkmale sind auf das äußere Erscheinungsbild beschränkt. Wird die Figur jemals als klug, stark oder sogar mutig dargestellt? Kaum.
Online-Werbung für die „Frauentagsparty“ im Kontorkeller
Außerdem weist ihr auf eurer Facebook-Seite darauf hin, dass es an dem Abend alles geben wird, was zu einem Frauentag dazu gehört. Dann zählt ihr ein paar Musikstile auf und versprecht attraktive Barkeeper. Soll das witzig gemeint sein? Attraktive Barkeeper also? Meint ihr damit, dass wir Frauen alle heterosexuell sind und wenn wir feiern gehen vor allem auf der Pirsch nach dem nächsten (Sex-) Partner sind? Und dass dieser natürlich unheimlich attraktiv sein muss?
„Es ist klein, es ist sexy und es verschafft dir einen Vorteil“
Am 26. Oktober stellte die Autorin Anne Wizorek ihr Buch „Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute“ im Koeppenhaus vor. Im anschließenden Gespräch spricht die Feministin über die Sendung „Hart aber Fair“, antifeministische Backlashs, rassistische Instrumentalisierungen von Frauenrechten sowie über ihre persönlichen Strategien im Umgang mit Hass im Internet.
FVB: Anne Wizorek, wie wohl fühlst du dich mit dem Begriff „Netzfeministin“?
AW: Das schwankt. Ich finde es in dem Momentan unpassend, wo es als Label benutzt wird, um das abzuwerten, was Menschen tun, die vorwiegend im Internet aktiv sind, anstatt zu verstehen, dass da immer eine Verschränkung zwischen offline und online stattfindet. Es ist eben kontextabhängig: Zu markieren, dass Leute in meinem Umfeld und ich besonders netzaktiv sind, finde ich ok – als Abwertung ist es aber fehlgeleitet.
FVB: Ist dieser Begriff eine Fremdzuschreibung oder hast du ihn zuerst selbst verwendet?
AW: Ich selbst sage eigentlich immer, dass ich Feministin bin, insofern ist das eher eine Fremdzuschreibung. Aber ich reagiere darauf, wenn andere Leute mich so bezeichnen, erkläre, was für mich hinter diesem Begriff steckt und versuche, auch da wieder klarzumachen, dass es nicht den einen Netzfeminismus gibt, sondern – genauso wie offline – verschiedene Strömungen zusammenfinden und mit dem Internet einen Ort haben, an dem sie sichtbar werden.
Anne Wizorek im Gespräch mit Prof. Eva Blome bei der Lesung im Koeppenhaus (Foto: Fleischervorstadt-Blog)
FVB: Du hattest im März einen heftig diskutierten Fernsehauftritt bei „Hart aber Fair“, der von mehreren Frauenverbänden kritisiert wurde. Zwischenzeitlich wurde der Beitrag depubliziert, später wieder online gestellt. Im September wurde die Sendung in fast identischer Besetzung wiederholt. Empfandest du das als angemessene Reaktion des WDR?„Im Gespräch mit Anne Wizorek“ weiterlesen →
Netzfeministin Anne Wizorek liest am Montag im Koeppenhaus aus ihrem Buch Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Wie sieht er aus, der „Feminismus von heute“?
Im Januar 2013 löste ein Artikel der Journalistin Laura Himmelreich über den damaligen FDP Spitzenkandidaten Rainer Brüderle eine Debatte über das Thema Alltagssexismus aus. Kurz darauf initiierte die Netzfeministin Anne Wizorek den später mit dem Grimme Online Award ausgezeichneten Hashtag #aufschrei, mit dem daraufhin tausende Frauen ihre Erfahrungen mit dieser Diskriminierungsform im Internet teilten und kanalisierten.
„Wissen lockt. Seit 1456.“ Die maximal verdichtete Werbebotschaft der Universität Greifswald ist seit Ende Mai Geschichte. Die Hochschule wird demnächst mit einem neuen Slogan und überarbeiteter Kampagne um Studierende werben.
1528 Vorschläge sollen eingegangen sein, als im März nach einem neuen Slogan für die Universität Greifswald gefragt wurde, mit dem eine frische Werbekampagne für ein Studium in der Hansestadt gestartet werden soll. Das inzwischen etwas in die Jahre gekommene „Wissen lockt“ hat offenbar an Glanz verloren und wird nun wegaktualisiert. Die alten Zöpfe kommen ab und womöglich verblasst damit auch irgendwann die Erinnerung an eine der peinlichsten Plakatserien, die es an der Universität Greifswald jemals gegeben hat.
(Plakat zur 550 Jahrfeier der Universität Greifswald 2006, ein weiteres Motiv findet man hier, Fotos: Fleischervorstadt-Blog)
Fairerweise muss zu dieser Serie ergänzt werden, dass die Kampagne, deren Sexismus sich nur noch mit größter Mühe überbieten lässt, noch aus der Zeit vor der 2008 erfolgten Amtsübernahme des aktuellen Pressesprechers, Jan Meßerschmidt, stammt. Heute, knapp zehn Jahre später, steht der Greifswalder Alma Mater mit Prof. Dr. Johanna Eleonore Weber eine Rektorin vor und eine vergleichbare Kampagne wäre nur schwer vorstellbar.
Mit dem Vorschlag, sich geschlechtsneutral als „Profx“ ansprechen zu lassen, löste Prof. Dr. Lann Hornscheid (HU Berlin) im vergangenen Jahr eine Lawine der Entrüstung in ihrer unappetitlichsten Art und Weise aus, die von Morddrohungen bis zu Vergewaltigungsankündigungen reichte.
Lann Hornscheidt wird am Dienstag im Greifswalder Audimax einen Vortrag („Von BürgerInnen zu Bürg_erinnen zu Bürgx – was können und sollen solche Sprachveränderungen?“) halten und darin die Geschichte feministischer und antirassistischer Sprachveränderungsvorschläge der letzten 40 Jahre nachvollziehen. Dabei sollen die Logiken, Ziele und die Argumentationen, denen diese in unterschiedlichen Öffentlichkeiten wie Medien, Gesetzen oder Wissenschaft begegnen, diskutiert werden.
Lann Hornscheidt wird im Vortrag die impliziten wie expliziten Vorstellungen zu Sprache, gesellschaftlicher Veränderung, Subjekt, Handlung und Diskriminierung/Gewalt analysieren und Visionen für antidiskriminierende Sprachveränderungen formulieren. Die Formulierung „Profx“ geht auf den von Lann Hornscheidt und der AG „Feministisch Sprachhandeln“ an der HU Berlin entwickelten Leitfaden Anregungen zum antidiskriminierenden Sprachhandeln (PDF, 24,5 MB) zurück und lieferte im vergangenen Jahr das griffige Schlagwort zum Shitstorm.
Der Vortrag wird vom Greifswalder Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Schiewe moderiert. Die Veranstaltung findet in Kooperation zwischen dem Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung (IZfG) und dem Institut für Deutsche Philologie statt.