Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #36

Der Sommer geht allmählich zur Neige und wird an diesem Wochenende mit zwei familiären Open-Air-Veranstaltungen verabschiedet. Wer stattdessen lieber ins Theater will, hat die Qual der Wahl zwischen Theater Vorpommern und dem Café Koeppen.

Kurze Wege lange Nächte

UND IMMER WEITER: DIE ZOFEN AM THEATER VORPOMMERN

Das Theater Vorpommern hat einige Inszenierungen der letzten Saison in die neue Spielzeit überführt, unter anderem Die Zofen von Jean Genet. Der Franzose war ein Enfant Terrible der Literatur, das desertierte, sich prostituierte, vagabundierte und einige Zeit wegen “sexueller Abweichungen” nicht in die USA einreisen durfte. Mehrere seiner Werke waren in Frankreich lange wegen ihres pornographischen Charakters verboten. In dem Stück geht es um die beiden Zofen Claire (Susanne Kreckel) und Solange (Josefine Schönbrodt), die ihren Herren mit anonymen Briefen ins Gefängnis gebracht haben und nun den Mord an seiner verhassten Frau planen. Doch der unschuldig Inhaftierte kommt überraschend frei und der geschmiedete Plan ist plötzlich gefährdet.

Die Zofen Theater Vorpommern(Foto: MuTphoto)

Fakten: 06.09. | 20 Uhr | Theater Vorpommern (Rubenowsaal)

MUSEUMSHAFEN: TANZ HILDA, TANZ! 

Hilda tanzt mit ihren Sportsfreunden auf wohl einem der letzten Open Airs, die diesen Sommer noch in Greifswald stattfinden werden. Aus dem Wassergarten soll ein glitzerndes Paradies werden, in dem ab 13 Uhr für zuckende Glieder und gutgelauntes Gestampfe gesorgt wird. Musikalische Unterstützung gibt es dabei von einem Teil der „Waterkant Souvenirs“-Crew aus Rostock. Der Soli-Eintritt geht an die Hilda.

Hilda tanzt

Fakten: 07.09. | 13 Uhr | Ruderclub Hilda | 5 EUR

GROOVTIES UNTER IHRESGLEICHEN: JAZZ IM E-WERK

Mit einem Jazz-Konzert soll im E-Werk ein symbolischer Startschuss für den Tag des offenen Denkmals abgefeuert werden. Greifswald hat ein E-Werk? Ja! In der Marienstraße gibt es einen relativ jungen Veranstaltungsort im Gemeindezentrum der Freikirchlichen Evangelischen Gemeinde. Hier werden am Sonnabend mehrere Formationen auftreten, unter anderem Jarret-Jazz, SwingTime und die Groovties aus Greifswald. Außerdem sind Sa(x)4 und Klartett aus Neubrandenburg und Demmin sowie die Vokalisten Francy und Moritz aus Ribnitz-Damgarten beziehungsweise von der Insel Rügen dabei. Schon allein wegen der Bandnamen ist diese Veranstaltung ein Geheimtipp!

Fakten: 07.09. | 17.30 Uhr | E-Werk | 7/4 EUR (erm.)
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MUSEUMSWERFT: SOMMER OPENAIR UND DOCKPARTY

Im Museumshafen — gleich neben Hildas Glitzerparadies — findet das große Sommer-Openair der Museumswerft statt. Die Dockparties haben sich inzwischen ja leider rar gemacht, doch hier ist der alte Zauber noch zu spüren. Es ist einfach eine höchst maritime Angelegenheit und so fällt in diesem Jahr auch das Programm aus. Ab 19 Uhr ist das Werftgelände geöffnet, um 21 Uhr spielen die mit Akkordeon, Schlagzeug und einem Kleininstrumentenzirkus bewaffneten Anni Bonny and the Hinking Sinking Ladies aus Berlin shantyeske Piratengospels. Anschließend geht es mit Klangkunst & Getränkeunfall durch die Nacht.

Werftparty

Am Sonntag ist die Museumswerft ab 11 Uhr geöffnet. Dort werden dann Führungen angeboten, es gibt Livemusik und traditionellen Bootsbau zum Anfassen — familienfreundliche Angelegenheit!

Fakten: 07.09. | 19 Uhr | Museumswerft

KOEPPEN: DOPPELPACK PSYCHOSE

4.48 Psychose

Dass Theater in einer Bar keineswegs zum kleinkunstigen Kneipenklamauk degradiert werden muss, bewiesen in den vergangenen Monaten Uta Koschels (Das Fest) Inszenierungen von 4.48 Psychose und Die geheimen Leben von Alice und Henry. Aufgrund der hohen Nachfrage finden am Wochenende zwei weitere Aufführungen von 4.48 Psychose statt. Depressionen sind das zentrale Thema dieses von Sarah Kane geschriebenen Theaterstücks, das von Elke Zeh, Grian Duesberg und Hannes Rittig auf die Bühne gebracht wird. Wer hier Platz nehmen möchte, sollte unbedingt vorher eine Karte reservieren (03834-414189).

Fakten: 07./08.09. | 20 Uhr | Café Koeppen

TAG DES OFFENEN DENKMALS: UNBEQUEME ZEITZEUGEN 

Das Motto des bundesweit stattfindenden Tag des offenen Denkmals lautet in diesem Jahr Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale? Inzwischen ist es zur Tradition geworden, an diesem Tag ein neues Heft der Schriftenreihe Greifswalder Beiträge vorzustellen. Im Rathaus werden wie gewohnt Vorträge des Bauhistorikers André Lutze („Kirchen, Bürgerhäuser und Ruinen – Unbequeme Greifswalder Denkmale?“) und des Historikers Felix Schönrock („Bewahrenswertes Denkmal oder unbequemer Hemmschuh des Fortschritts?“) angeboten. Danach geht es mit den beiden Experten auf Denkmaltour durch die Greifswalder Altstadt — sehr empfehlenswert!

Tag des offenen Denkmals(Foto: Pressestelle Stadt Greifswald)

Am Tag des offenen Denkmals finden sehr viele Veranstaltungen statt. So präsentiert beispielsweise das Pommersche Landesmuseum den zu DDR-Zeiten als NS-Kunst verpönten Bronzetiger, der beinahe verbuddelt worden wäre. Das komplette Programm wird auf greifswald.de als pdf-Dokument bereitgestellt.

Fakten: 08.09. | ab 10 Uhr | diverse Orte

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* Das Original des voranstehenden Foto-Ausschnitts entstand am 17. August beim Fleischervorstadt-Festival.

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