Die Bundestagswahl ist vorüber. Über die Ergebnisse der einzelnen Parteien dürfte in den nächsten Tagen viel gestritten werden. Krisenstimmung herrscht ganz besonders bei der SPD.
Obwohl keine andere Partei so hohe Verluste wie CDU/CSU hinnehmen musste, erhielten die Konservativen am Wahlsonntag die meisten Stimmen (32,9%). Die SPD kam mit Mühe über 20% und tauschte Schulzzug gegen Schienenersatzverkehr. Drittstärkste Partei wurde die AfD, bei der bereits am Tag nach der Wahl durch Frauke Petry die Spaltung bekanntgegeben wurde. Heimlicher Gewinner des Votums ist die FDP, die sich nach vierjähriger parlamentarischer Abstinenz mit einem zweistelligen Ergebnis zurückmeldet. Grüne und Linke konnten ihre Resultate von 2013 leicht verbessern. So viel zum Gesamtergebnis der Bundestagswahl 2017.
(Abbildung: Fleischervorstadt-Blog)
Auf regionaler Ebene sehen die Zahlen etwas anders aus. In Greifswald konnte das schwache Ergebnis der SPD durch ein noch katastrophaleres Abschneiden gefloppt werden. Im Vergleich zum Gesamtergebnis erreichten die Sozialdemokraten hier nur 12,5% und landen damit hinter AfD und der Linken auf dem vierten Platz. Hier muss niemand mehr auch nur an das Wort „Volkspartei“ denken.
Würde das Greifswalder Zweitstimmenergebnis auf die gesamte Bundestagswahl übertragen werden, so wäre Die Linke mit über 18% als drittstärkste Partei in den Bundestag gezogen. In Greifswald war ihr Anteil an den Zweitstimmen (18,25%) etwa doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt (9,2%). Auch die AfD konnte in der Hansestadt besser als im Bund abschneiden und holte hier 15,8% der abgegebenen Stimmen. Die Grünen erreichten vor Ort ebenfalls ein etwas besseres Ergebnis als im Bund — übrigens ganz im Gegensatz zur FDP, die in Greifswald kein zweistelliges Resultat erzielte.
(Abbildung: greifswald.de)
Auch bei den Erststimmen lässt sich dieser regionale Trend beobachten. Angela Merkel siegte in ihrem Wahlkreis mit großem Abstand und sicherte der Union 42,5 Prozent. Das klingt zunächst nach einem sehr guten Ergebnis, aber in selbem Maß wie CDU/CSU auf Bundesebene verloren haben, ließ auch Angela Merkel Federn. Bei der letzten Bundestagswahl 2013 erreichte die Bundeskanzlerin noch ein Ergebnis jenseits der 50%-Marke.
Das zweitbeste Ergebnis holte Kerstin Kassner (Die Linke), dicht gefolgt von Leif-Erik Holm (AfD). Über 5000 Stimmen konnte der Vorsitzende der AfD-Landtagsfraktion in Greifswald holen. Sonja Steffen steht mit 12,7% ganz im traurigen Bundestrend ihrer Partei. Für Überraschung hingegen sorgten Kleinstparteien wie die Tierschutzpartei. Mehr als 18% aller Erststimmen entfielen in Greifswald auf Kandidaten jenseits der vormals großen Parteien – ein Plus von über 13 Prozentpunkten. Die Wahlbeteiligung lag in Greifswald bei 72,3% und damit knapp unter der Beteiligung auf Bundesebene.
(Abbildung: greifswald.de)
Wenn wir es schon auf Lokalebene anpacken wollen, fände ich es nebst Petry’s medienstarken Auftritt doch viel erwähnenswerter, dass der Nordkurier schon einen Tag vor der Wahl von der Spaltung der hiesigen AfD berichten konnte:
http://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/afd-fraktion-steht-vor-der-spaltung-2329934709.html
Man beachte dabei vor allem die Kommentare der – wie ich jetzt mal freihändisch mutmaße – gut eingestimmten AfD-Wähler, die sich über den zeitlich so unangemessenen Artikel,wie sie meinen, in höchsten und typischsten Tönen aufregen.
(dass die Spaltung heute offiziell wurde und keine „List“ von einem „Schmierblatt“ dahinter verborgen lag, brauch ich wohl nicht erwähnen)