HanseYachts auf Schlingerkurs

Vor einem Monat wies ich auf ein kleines Portrait über Michael Schmidt, Haupteigner und Kopf der HanseYachts AG hin.

Das Vorzeigeunternehmen wird aller Orten gerühmt. Watchblogger Ulrich Meyke hinterfragte auf seinem Blog gestern jene Journalisten, die voll des Lobes sind und darüber übersehen, dass das börsennotierte Unternehmen ein wenig ins Schlingern geraten ist.

Seit dem Börsengang vor 18 Monaten habe das Unternehmen 65% seines Wertes eingebüßt. Von diesen Verlusten war im heutigen Artikel in der Ostsee Zeitung keine Rede; thematisiert wurden lediglich Gerüchte um den Abbau von Arbeitsplätzen.

Die LeserInnen unserer Lokalzeitung wurden schlussendlich aber mit dem Hinweis beruhigt, dass am Standort Greifswald Millionen Euro investiert und etwa 200 Arbeitsplätze geschaffen wurden.

Stille Prominenz

Preisfrage: Wieviel Millionäre leben in Greifswald? Die Antwort ist schwer auszumachen, da über Geld ja bekanntlich nicht zuviel geredet wird. Abgesehen davon sind im strukturschwachen Nordosten nur bedingt immense Privatvermögen zu vermuten. Wie man aber eine steile Karriere vom arbeitslosen Kommunisten zum gutbetuchten Vorzeigeunternehmer gestaltet, lebt Michael Schmidt vor.

Ein Artikel in der Financial Times Deutschland portraitiert ihn als legeren Unternehmer, dem der Börsenspuk nicht zusagt. Das von ihm geführte Unternehmen, die Hanse Yachts AG, dessen Haupteigner er ist und das seinen Sitz in Greifswald hat, verbuchte im Geschäftsjahr 2006/2007 einen Umsatz von 105 Millionen Euro und etablierte sich als zweitgrößter Sportboothersteller in Deutschland.

Auf dem üppigen Werftgelände befindet sich mittlerweile auch ein gastronomischer Betrieb, die alte Tischlerei. Wenn ich mich recht entsinne, kaufte (der intern als Choleriker gefürchtete) Schmidt vor nicht allzu langer Zeit die alte Villa hinter dem Strand von Eldena. Die Deutsche Welle produzierte kürzlich einen Beitrag über Schmidt, der sich hier herunterladen lässt oder den man im nachfolgenden Videofenster sehen kann.

Frischemarkt Rack gibt auf

Mit Bedauern musste ich vergangenen Freitag zur Kenntnis nehmen, dass der Konsumtempel meines Vertrauens nicht mehr ist. Knappe vier Jahre durfte ich dort die vergessenen Produkte — Salz, Brötchen, Milch usw. — nachkaufen. Trotz des exorbitant hohen Preisniveaus war jeder Einkauf dort ein Vergnügen für sich. Man war wer, gewissermaßen Stammkunde.

supermarkt greifswald

Man hörte geduldig zu, wenn die Angestellten an der Kasse oder an der Frischetheke die persönlichen Geschichten auspackten. Nun musste diese charmante Einrichtung den Nettos, Aldis, Lidls, Rewes, Pennys, Extras und Edekas weichen. Ein Verlust für jene, denen es um den Erhalt und die Entwicklung einer Stadtteilkultur, resp. eines Stadtteilbewußtseins geht. Schade.