Am Mittwoch findet im St. Spiritus eine Podiumsveranstaltung zur Zukunft des ehemaligen Gesellschaftshauses Zum Greif, den meisten eher als Straze bekannt, statt.
Verfall mit Kalkül nach Ablehnung des Abrissantrags?
Das Gebäude in der Stralsunder Straße wurde im Januar 2008 an ein Berliner Immobilienunternehmen verkauft und verfällt seitdem zusehends. Das Bemühen einer in der Zwischenzeit gegründeten Bürgerinitiative, das Haus vom Neueigentümer — Douglas Fernando (Petruswerk) — zu erwerben, blieb bis heute ohne Erfolg. Das Petruswerk hat seit der nicht erteilten Abrissgenehmigung nichts für den Erhalt des Gebäudes unternommen – sein Zustand leidet entsprechend.
(Foto: Fleischervorstadt-Blog, 05/2012)
Aus Sicht der Veranstalterinnen ist es höchste Zeit, mit allen beteiligten Akteuren eine gemeinsame Lösung zu finden, um den Verfall des Hauses aufzuhalten. Die Podiumsdiskussion soll so „verschiedene Möglichkeiten zum Erhalt des Hauses aufzeigen, den Austausch der Akteure fördern und der Beratung des weiteren Vorgehens dienen.“
Gehen Zerfall und Abriss der Greifswalder Altstadt weiter?
Der Abend wird von Ines Yitnagashaw (Architektin, Altstadtinitiative Greifswald e.V.) eingeleitet, die eine Einführung in die Geschichte des Hauses geben und aktuelle Entwicklungen und Perspektiven erläutern wird. Anschließend sollen Unterschriften Greifswalder Bürgerinnen übergeben werden, die den Erhalt des denkmalgeschützten Hauses fordern. Bei der anschließenden Diskussion sitzen neben einem Vertreter des Petruswerks folgende Personen auf dem von Thorsten Erdmann (freier Mitarbeiter NDR) moderierten Podium:
- Prof. Dr. Horst Wernicke (Historisches Institut, Universität Greifswald)
- Michael Bräuer (Deutsche Stiftung Denkmalschutz – Ortskuratorium Rostock, Vorsitzender der Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz)
- Jörg Hochheim (Bausenator und 1. Stellvertreter des Oberbürgermeisters)
- Erik von Malottki (studentischer Senator des akademischen Senats und Vorsitzender des Verwaltungsrates des Studentenwerks)
- Thomas Schmidt (Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e.V.)
- Dr.-Ing. Michael Bednorz (Direktor des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege MV)
- Ines Yitnagashaw (Architektin, Altstadtinitiative Greifswald e.V.)
Das überwältigende Interesse an der Ausstellung Heimatkunde, die den Greifswalder Abrisswahnsinn der Achtziger Jahre dokumentiert und noch bis Ende Januar im Pommerschen Landesmuseum zu sehen ist, verdeutlichte die Anteilnahme der hiesigen Bürger am Verlust der historischen Bausubstanz ihrer Stadt.
Fernando verspielt seinen politischen Kredit
Währenddessen verspielt das Petruswerk seinen politischen Kredit in der Stadt, da der Kaufpreis für ein erworbenes Grundstück am Ryck bis heute nicht bezahlt wurde. Nach dem auch das zweite Ultimatum zahlungslos verstrich, schwindet Fernandos Unterstützung in der Greifswalder Bürgerschaft weiter. Die Podiumsdiskussion verspricht also nicht zuletzt deswegen spannend zu werden, weil ein Vertreter des Unternehmens auf dem Podium sitzen wird. Die Häuser denen, die sie brauchen!
Hintergründe über die bisherigen Immobiliengeschäfte des Petruswerks und seine Verbindungen in die Greifswalder Kommunalpolitik sind im ausführlichen Artikel Die Greifswalder Einkaufstour des Immobilienmagnaten Douglas Fernando (Fleischervorstadt-Blog, 08.02.2011) zu finden.
Fakten: 24.10. | 18 Uhr | St. Spiritus (Lange Straße 49/51)
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