Aktionistischer Flügel der Junge Union schuf gestern Nacht vollendete Tatsachen

Helmut Kohl Platz Greifswald

Wenn der Weg durch die Bürgerschaft und ihre Ausschüsse zu lang ist, einfach anpacken und loslegen! So geschehen offenbar Dienstagnacht, als eine Aktionsgruppe die neue Buskehre in der Bahnhofstraße kurzerhand in den Helmut-Kohl-Platz verwandelte.

In einem vorliegenden Bekennerschreiben bezeichnen sich die lichtscheuen Aktivisten als „tiefschwarzer Block der Jungen Union Greifswald“, der nun einer längst bekannten Forderung eigenmächtig Nachdruck verliehen hätten.

HAT DIE JUNGE UNION IHRE EXTREMISTISCHEN LAGER NOCH IM GRIFF? 

Helmut Kohl Platz Greifswald

Diese ideologische Selbstverortung ist für Kenner der kommunalpolitischen Szene in Greifswald wenig überraschend, denn die christdemokratische Jugendorganisation und ihr frisch vermählter Landesvorsitzender Franz-Robert Liskow verlangen schon lange danach, der neugeschaffenen Fläche vor dem Karl-Marx-Platz einen „geschichtsträchtigen Namen“ zu verpassen.

Auf der Suche nach einem bevorzugten Namenspatron wurden sich die Filzstifte dann auch schnell einig: der Platz soll nach Helmut Kohl benannt werden, unserem Altbundeskanzler. Doch nach diesem Akt symbolpolitischer Reviermarkierung in der vergangenen Nacht muss sich die JU Greifswald nun die Frage stellen lassen, ob sie ihre extremistischen Flügel noch im Griff hat.

Mehr über die Beweggründe der „Autonomen Aktionsgruppe Junge Union Greifswald“ zu diesem nächtlichen Kokohlores verrät das Bekennerschreiben, das im Folgenden in ungekürzter Fassung wiedergegeben wird.

Bekennerschreiben

Wir, der tiefschwarze Block der Jungen Union Greifswald, haben unserer längst bekannten Forderung nach einem Helmut-Kohl-Platz eigenmächtig Nachdruck verliehen. In der tiefschwarzen Nacht zu Mittwoch stellten wir ein eigens angefertigtes Schild mit der Aufschrift „Helmut-Kohl-Platz“ an der neuen, völlig nutzlosen Buskehre am Karl-Marx-Platz auf.

Die neue Buskehre mit ihrem frischen tiefschwarzen Asphalt ist der ideale Ort für eine Ehrung des großen dicken Onkels der Nation, wie wir ihn intern oft liebevoll nennen. Nur durch seine beherzte Beharrlichkeit war es möglich, große Landstriche der annektierten DDR in nur kurzer Zeit komplett zu deindustrialisieren und was noch übrig blieb, zu privatisieren. Obwohl es viele nicht glauben wollen: Heute gedeihen auf den Industriebrachen die versprochenen blühenden Landschaften!

(Fotos: AA JU-HGW)

Anlässlich des sich kürzlich zum 20. Mal gejährten Asylkompromisses möchten wir hier nicht unerwähnt lassen, dass die in seiner Regentenschaft beschlossene Drittstaatenregelung uns nicht nur vor vielen Asylbewerbern bewahrt, sondern auch den rechtsextremen politischen Kräften kräftig Wind aus den Segeln genommen hat, da die Forderungen von BILD, DVU und Republikanern einfach erfüllt wurden. Seine größte Leistung indes ist zweifelsohne sein beharrliches Schweigen während der von der linken Presse aufgebauschten, sogenannten ‚Schwarzgeldaffäre‘. Er hat allen gezeigt, dass wir nicht so leicht kleinzukriegen sind. Wir wissen noch, was es heißt, sein Ehrenwort zu geben und zu halten!

Zu Dank sind wir ihm nicht zuletzt auch dafür verpflichtet, dass er vermochte, nach 16jähiger Herrschaft über die Bundesrepublik eine Dynastie zu etablieren, die in Form „seines Mädchens“ auch hoffentlich noch die nächsten vier Legislaturperioden überdauern wird. Hat nicht Angela Merkel ihre Teflonhaut von ihm geerbt? Letzten Endes hat er den Grundstein dafür gelegt, die totale wirtschaftliche Abhängigkeit Südeuropas von Deutschland zu ermöglichen. Dieses Land gehört immer noch uns und wir werden nicht ruhen, bis alle Straßen und Plätze Greifswalds den Namen unseres Helmuts tragen.

AA JU-HGW (Autonome Aktionsgruppe Junge Union Greifswald).
Greifswald, den 30. Juli 2013

6 Gedanken zu „Aktionistischer Flügel der Junge Union schuf gestern Nacht vollendete Tatsachen

  1. Satire ist, wenn sie glaubhaft rüberkommt.

    Mal sehen, ob die JU Anzeige gegen Unbekannt stellt wegen Verbreitung der Wahrheit oder so 😀

  2. Pingback: webMoritz.de

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