Stille Prominenz

Preisfrage: Wieviel Millionäre leben in Greifswald? Die Antwort ist schwer auszumachen, da über Geld ja bekanntlich nicht zuviel geredet wird. Abgesehen davon sind im strukturschwachen Nordosten nur bedingt immense Privatvermögen zu vermuten. Wie man aber eine steile Karriere vom arbeitslosen Kommunisten zum gutbetuchten Vorzeigeunternehmer gestaltet, lebt Michael Schmidt vor.

Ein Artikel in der Financial Times Deutschland portraitiert ihn als legeren Unternehmer, dem der Börsenspuk nicht zusagt. Das von ihm geführte Unternehmen, die Hanse Yachts AG, dessen Haupteigner er ist und das seinen Sitz in Greifswald hat, verbuchte im Geschäftsjahr 2006/2007 einen Umsatz von 105 Millionen Euro und etablierte sich als zweitgrößter Sportboothersteller in Deutschland.

Auf dem üppigen Werftgelände befindet sich mittlerweile auch ein gastronomischer Betrieb, die alte Tischlerei. Wenn ich mich recht entsinne, kaufte (der intern als Choleriker gefürchtete) Schmidt vor nicht allzu langer Zeit die alte Villa hinter dem Strand von Eldena. Die Deutsche Welle produzierte kürzlich einen Beitrag über Schmidt, der sich hier herunterladen lässt oder den man im nachfolgenden Videofenster sehen kann.

10 Gedanken zu „Stille Prominenz

  1. Es scheint mir, eine Diskrepanz zwischen dem Bild des gutmütigen und sozialen Michael Schmidt in dem Videobeitrag und dem des cholerischen Millionärs in Deinem Text zu geben. Was sind denn das für ominöse interne Quellen, von denen Du da schreibst?

  2. die quellen sind leute, die in und für diese firma gearbeitet haben und unabhängig voneinander das bild des cholerikers malten. für deren berufliche perspektiven wäre es sicher in deren sinn, ihre identität nicht offenzulegen.

  3. der ftd artikel bestätigt, unabhängig von den schützenswerten interessen der quellen, die karriere vom arbeitslosen kommunisten hin zum cholerischen werftchef. wenn es denn stimmt, was in dem artikel und dem beitrag der dw positiv kolportiert wird, handelt es sich bei schmidt um einen unternehmer mit einem sozialen gewissen. dann sei ihm auch ein millionenvermögen und eine alte villa gegönnt. es sei ihm dann auch gestattet, rumzupöbeln und werkzeuge durch die werkhalle zu werfen. sollten arbeitsbedingungen und entlohnung eher den bedingungen in der frühkapitalistischen textilindustrie manchesters entlehnt sein, dann soll muss man dies auch geißeln.

  4. mal ein auszug eines chats mit einer involvierten von heute, die das video auch inzwischen gesehen hat:

    sie: „der wirkt so locker….bin mir nicht sicher, ob es ihn gut trifft.“
    ich: „alle schildern den als cholerisch“
    sie: „ist er auch…der grinst, wenn er pöbelt und schreit.“
    ich: „darf ich diesen satz zitieren?“
    sie: „das mit den sozialverhalten und so…weiß nicht, ob ich das glauben will…aber wenns ums geschäft geht, ist der gnadenlos.“

    sehe ich wie du klaus. wenn er die villa kauft, dann kauft er die villa. ist auch was anderes als die alte mühle von arthur könig. grundsätzlich war das anliegen ja, auf den beitrag und die existenz dieses unternehmens in greifswald hinzuweisen. was dann aus seinem kapitalismus-verständnis gemacht wird, ist eine andere sache. da können wir ein paar kommentare hier verfassen, aber die veränderungspotentiale sehe ich nicht. aber geißeln können, müssen wir das 🙂

  5. was sagen deine chat-partnerInnen zu den arbeitsbedingungen, wöchentlichen arbeitszeiten, überstunden, deren vergütung und den stundenlöhnen allgemein? dies wären fü mich die kriterien, nach denen ich den pöbelnden vorstandsvorsitzenden und seinen unternehmenstil bewerten würde.
    bei der soziale fürsorge für seine beschäftigten, steht seine aussage. das gegenteil lässt sich, jedenfalls auch nach der aussage deiner chatpartnerin, nicht widerlegen.

  6. ich habe mich bewusst nicht zu dem fakt geäussert, ob er ein „sozialer unternehmer“ ist oder nicht, konnte mir nur den hinweis auf seinen ruf als choleriker nicht verkneifen, da im beitrag das bild des lockeren, unkonventionellen lebemanns gezeichnet wird. meine intention war es zu zeigen, dass es auch hier in hgw unternehmen mit beträchtlichen umsätzen geben kann.
    die nachgefragten harten fakten wird man am besten aus den arbeitsverträgen lesen können, so einer wird sich vielleicht auch besorgen lassen, aber wie gesagt: er sollte hier eigentlich nicht als manchester-kapitalist gebrandmarkt werden, noch nicht 😉

  7. Natürlich kann sich der Kurs der Hanseyachts-Aktie zukünftig gut entwickeln.

    Doch jene Aktionäre, die am 13. April 2007 zum Höchstkurs von 35.69 Euro immerhin 63847 Stück Aktien kauften und hielten, werden noch eine Weile warten müssen, denn ihre Aktien haben heute noch knapp 32 Prozent ihres Wertes. Ebenso ergeht es jenen, die am 6. Juli 2007 für 34,70 Euro 121 294 Stück kauften und deren Aktien noch 32,6 Prozent des Kaufwertes haben.
    (http://www.finanzen.net/chart-analyse/news_jtrader.asp?ISIN=DE000A0KF6M8&Boerse=1101)

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