Gastbeitrag: Von einen und von anderen Seiten oder wie ein Castor aus der Nähe wirkt

Ein Gastbeitrag von Stan

So oft wie am vergangenen Sonntag habe ich bisher selten regelmäßig die Nachrichten im Radio verfolgt. Und dass ich um Freunde und Bekannte so besorgt bin wie im Augenblick, ist auch bereits reichliche zwei Jahre her. Was damals der G8-Gipfel in Heiligendamm war, ist gegenwärtig die Situation in und um Dannenberg und Gorleben.

NEUE GEWALTBEREITSCHAFT ANGREIFENDER AKTIVISTEN

Nachdem ich am vergangenen Samstag zum ersten Mal selbst das Wendland und den Protest dort auf der Auftakt-Kundgebung erlebt habe, erzürnt mich heute so manche Aussage und Stellungnahme öffentlicher Bedenkenträger oder selbstverliebter Zeitungsartikelkommentaroren umso mehr. Und es erschreckt mich die kognitive Dissonanz, mit der zum Teil (zehn)tausenden von Menschen, die ihrem Willen und Sehnen Ausdruck verleihen, der Stempel der Gewaltbereitschaft, der Verharmlosung von Straftaten oder der Ignoranz demokratischer Entscheidungen aufgedrückt wird.

Nachdem ich gestern erlebt habe, wie bunt, gesellschaftlich heterogen und um jeden Preis friedlich die Demonstrant_Innen aufgetreten sind, habe ich mich heut so manches Mal verwundert gefragt, ob dieselbe Demo und dieselben Menschen gemeint sind, wenn Polizeisprecher_Innen von einer neuen Eskalationsstufe der Gewaltbereitschaft und von angreifenden Aktivist_Innen sprechen. Sämtliche Aufrufe und Planung zum Widerstand gegen den Castor sind im Vorfeld und auch auf der samstäglichen Kundgebung unter der strikten Vereinbahrung der Gewaltlosigkeit erfolgt.

Wer eine neue Militanz herbeizureden versucht, ignoriert dabei, dass allen Atomkraft-Gegner_Innen klar ist, dass gewalttätige Aktionen ihrerseits die Härte der polizeitlichen Maßnahmen nur rechtfertigen würden und das die eigene Friedlichkeit der beste, wirksamste und einzige Schutz ist.

SEIT JAHRZEHNTEN WILL NIEMAND MIT DEN ATOMKRAFTGEGNERN DISKUTIEREN

An dieser Stelle kann man zweifelsohne die Diskussion führen, ob das Besetzen oder Entschottern eines Gleisbettes nun eine Straftat, eine Gewalttat oder sonst etwas ist und inwiefern damit Gefährdungen für alle einhergehen. Aber ich erbitte ein Diskussion, keine Verurteilung, wie dies so manches große Medium in ewiger Wahrheit zu wissen scheint. Und soweit ich dies beurteilen kann, ist die Diskussionsbereitschaft seitens der Aktivisten da. Nur: Es will niemand mit Ihnen diskutieren, seit Jahrzehnten nicht. Gorleben ist sicher, Atomkraft alternativlos und alle wollen nur das Beste.

Dass zunehmend Dokumente auftauchen, die erheblich an der Sicherheit Gorlebens und der geologischen Entscheidung für dieses Lager zweifeln, dass Menschen laut fragen ob es nicht schon genug strahlende, ungelöste Probleme gibt und dies nicht noch mit einem Austieg vom Austieg verschärft werden sollte und ob nicht Atomkraft als solches eine völlig unkalkulierbare Gefährdung darstellt – diese Fragen werden vom Tisch gewischt oder es werden wie von Bundes-Umweltminister Röttgen „keine Verbindungen zwischen diesen Problemen“ erkannt (Tagesschau).

Stattdessen wird auf das eigene Recht und im Zweifelsfall auch auf friedliche Gegner gepocht, die letztlich mit ihrer eigenen Gesundheit versuchen, an diesen Zuständen etwas zu ändern und darüber hinweg schwadroniert, dass die Mehrheit der Bevölkerung keinesweg mit der Bevorteilung der Energiekonzerne einverstanden ist.

MILITANZ MIT SEIFENBLASENWASSER UND KASTANIEN

Man kann, darf und soll kritisch sein gegenüber den Aktionen all jener, die eine in ihren Augen gerechte Sache verteidigen. Aber ich wünsche mir, dass daraus keine Diffamierungen werden und dass mit dem gleichen kritischem Blick gefragt wird, wer eigentlich davon profitiert wenn laut Polizei-Pressemitteilungen „Steine geflogen“ sind oder Autos brennen.

Manchmal hilft dabei auch ein Rückblick auf das Geschehen vergangener Proteste und den Meldung über vermeintliche Brutalität und Angriffswaffen der Demonstrant_Innen, die sich im Lichte der medialen Beruhigung als Seifenblasenwasser, Kastanien oder Demo-Clowns herausgestellt haben und vor allem eins waren: harmlos und friedlich.

Empfohlene Links in Sachen Gegenöffentlichkeit: der TAZ-Ticker und der Twitter-Stream der X1000-mal-quer-Aktivist_Innen und castorticker.de.

22 Gedanken zu „Gastbeitrag: Von einen und von anderen Seiten oder wie ein Castor aus der Nähe wirkt

  1. Zum Entschottern dieser Hinweis:

    http://www.lawblog.de/index.php/archives/2010/11/07/schottern-bringt-knast/

    Ansonsten die Frage: Was haben Sie und andere von der Masse der Medien erwartet, die nur danach hecheln, brennende Autos (wie viele, eins?) Steinewerfer (wie viele, einen?) … zu zeigen, doch nicht etwa ausgewogene Information? Genau deshalb ist es wichtig, auf verlässliche Quellen im Internet hinzuweisen, um sich ein Bild zu machen.

  2. Danke für den lawblog-Link. Habe das gestern entdeckt und mich durch die ersten 50 Kommentare gequält. So sehr ich Udo Vetter schätze, kann ich mich seinem Beitrag nicht anschließen.
    Seine juristische Bewertung mag korrekt sein, um das beurteilen zu können fehlt mir auf diesem Feld schlicht und ergreifend die Kompetenz. Sein Wissen über soziale Bewegungen ist es auf jeden Fall nicht, wie Fehleinschätzungen wie diese hier andeuten:

    Aber beim bösen Erwachen vor Gericht sind die Schönfärber dann ja nicht mehr dabei.

    Ich habe großen Respekt vor allen, die am Wochenende geschottert haben. Der Eingriff in „die Sicherheit des Bahnverkehrs“ ist wie gesagt bei dieser Aktion überschaubar, da kein anderer Zug diese Gleise befährt. Das massenhafte Moment wird hoffentlich vor einer allzu repressiven Bestrafung schützen und hat vor allem die Blockaden des gestrigen Tages erst möglich gemacht.

    Zu den Medien:
    Mit Twitter und den ganzen Tickern ist plötzlich etwas möglich, was früher undenkbar war. Jetzt sehen wir vieles von dem, was früher häufig ausgeblendet wurde.

  3. Ich bin wirklich für die Demonstrationen und habe mir den gestrigen Tag auch Zeit für Streams, Twitter und Videos genommen…
    Auch in der TV Berichterstattung am Abend (Tagesschau, Spiegel TV) fand ich die Veröffentlichung nicht übertrieben sondern angemessen.
    Ich habe viele entspannte Polizisten gesehen. Aber ich habe auch einige wenige gesehen, die bewusst agressiv die Polizei beworfen und mit Feuerwerk beschossen haben. Selbst an dieser Stelle hat die Polizei zunächst die friedlichen Demonstranten aufgefordert zu gehen da sie jetzt durchgreifen müssen. Die Übergriffe der Polizei waren diesmal wirklich Einzelfälle und oftmals auch tatsächlich begründet. Man darf nicht vergessen, dass auch Polizisten nur Menschen sind die ihren Job machen. Und wenn der Job heisst „Schiene freihalten“ finde ich den Kompromiss „den Protest bis an die Schiene“ zuzulassen völlig in Ordnung. Wenn die Polizei alles auf der Schiene runtergeknüppelt hätte wäre das sicher anders gelaufen. Hat sie aber nicht.

    Was mich am meisten interessiert ist dieses kleine eckige „Schloss“ was jemand an die Schiene „geklickt“ hat und damit der Polizei wohl ein wenig Mühe gemacht hat…ein geschweisster Rahmen der einmal komplett um die Schiene gelegt wurde und sich einfach nicht wieder lösen lies… weiss jemand mehr..?

  4. hier aus meinem kämmerlin, weit weg vom ort des geschehens, erscheint mir eigentlich das verhalten der polizei nicht so gewalttätig, wie ich es vielleicht befürchtet hätte.

    war und ist die situation wirklich so dramatisch?

    macht die polizei erneut strategische fehler mit unnötig unangenehmen konsequenzen für die demonstranten?
    wie stellt ihr euch die arbeit der polizisten vor? wie sollen sie das schottern unterbinden? sollten sie zugucken?

    insbesondere bei einigen twitter feeds habe ich das gefühl, dass versucht wird die situation zu dramatisieren. das finde ich nich weniger falsch als den versuch die castor-gegner als militant zu charakterisieren, wie es auch im blogeintrag kritisiert wird.

  5. @lupe: Es war genau der Artikel von Udo Vetter und die daran anschließenden Kommentare die mich veranlasst haben, diese Artikel hier zu verfassen.

    Udo Vetter ist als Rechtsanwalt ganz sicher in der Lage die juristischen Konsequenzen der Aktion einzuschätzen. Soweit ich es sehe und beurteilen kann, sind die Schotter_Innen dazu aber auch in der Lage. Und jede_r von ihnen hat sich bewusst entschieden dieses Risiko in Kauf zu nehmen… und ich bin mir recht sicher, dass diese Entscheidung keine_r auf die leichte Schulter genommen hat. Ihnen diese Gewissensentscheidung abzusprechen empfinde ich als ungerecht und „aus dem warmen Kämmerlein“ heraus geurteilt. Außerdem hat mich in den Kommentaren zu Udo Vetters Artikel geärgert, wie sehr und wenig kritisch abwägend auf den möglichen Gefährdungen für den Zugverkehr herumgeritten wurde. Denn auch dieser Aspekt war von den Aktivistinnen lange geplant, abgewogen und medial angekündigt und zur Diskussion gestellt worden.

    Ich schließe mich Jockels Aussage an, dass ich höchsten Respekt vor allen jenen habe, die sich entschieden haben mitzumachen.

    @FBM: Ich denke, dass die Aktion gestern allen Seiten deutlich gemacht hat, dass Entscheidungen wie die Laufzeit-Verlängerung (denn darauf konzentrieren sich thematisch die Proteste, gar nicht so sehr auf den einen aktuellen Castor) nicht mehr mit der Überzeugung des eigenen Rechtes und dem staatlichen Gewaltmonopol durchziehen lassen. Mir tun die Polizist_Innen im Wendland ebenso leid, denn auf deren Rücken wird dies ausgetragen. Insofern hoffe ich, dass die Proteste dazu beitragen werden, die offenen Fragen weg vom Level „Aktivist_Innen vs. Polizei“ in die Riege der politischen Entscheidungsträger heben wird, denn dort gehört sie hin.

  6. Danke Stan für deinen Beitrag! Gruß an Jockel mit der Hoffnung dass er gesund nachhause kommt. Danke auch an die Übrigen Kommentatoren für eine möglichst differenzierte Sicht und nicht ´

  7. @Cousteau:
    Ich war am Wochenende in Berlin und habe Zeit meines Lebens noch nicht einen Finger für die Anti-Atom-Bewegung gerührt, wenn ich von dem einen oder anderen Beitrag und einigen via Facebook und Twitter verbreiteten Infos absehe. Ich kann mich nicht in jedem Politikfeld engagieren und bin dafür den Zehntausenden für deren Engagement umso dankbar.

  8. @ Lupe, Jockel, Stan:
    Ich sehe das ganz anders: Auch wenn sich Udo Vetter Fachanwalt für Strafrecht nennt, heißt es noch lange nicht, dass er recht hat. Auch wenn es für Nicht-Jurist_innen vielleicht schwer verständlich ist: in § 315 (gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr) wird bestraft, wenn es wirklich zu einer Gefährdung von Leib oder Leben eines Menschen gekommen ist, wenn jemand also umgangssprachlich sagen würde „Puh, das war knapp, da habe ich gerade noch mal Glück gehabt“. Wie in den Kommentaren richtig gesagt wurde, handel es sich um ein konkretes Gefährdungsdelikt, und die Einschätzung von Vetter ist juristisch schlicht falsch und vermutlich politisch motiviert. So würde vielleicht ein unteres Gericht auch mal entscheiden, aber vor oberen hätte Vetters Auffassung keinen Bestand.
    (Übrigens sage ich das nicht aufgrund meiner eigenen juristischen Expertise, sondern gebe nur die Meinung meiner Praktikumskanzlei wieder, in der auch einige Fachanwälte für Strafrecht arbeiten)

    Dass Vetters Blogbeitrag politisch motiviert ist, zeigt auch, dass er andere Feinheiten des Schotterns. In Betracht kommt nämlich auch eine Strafbarkeit wegen Schotters gem. § 316b (Störung öffentlicher Betriebe; nicht, wenn es sich um sinst nicht befahrene Schienen handelt), § 303 (Sachbeschädigung; ziemlich sicher erfüllt) und § 305 (Zerstärung von Bauwerken, wohl auch erfüllt). Diese Tatbestände haben allerdings keine Mindeststrafe, sodass das zum Angsteinjagen für Ersttäter_innen („Es gibt Knast!“) nicht reicht. Deshalb holt Vetter ne größere Keule raus.

  9. @Peter: Cool, danke für deine Einschätzung. Ich erinnere mich irgendwann kurz nach Ankündigen der Schottern-Aktion mal gelesen zu haben, das in dem konkreten Fall (Vorankündigung der Aktion, viele Tausende die mitmachen, Zug fährt Schrittgeschwindigkeit mit Kontrollzug vorne weg) vielleicht noch nicht mal das Argument des „gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr“ greift. Wie siehst du das?

  10. Der Haken an der Sache ist, dass genau das passiert, was erwünscht ist und wobei viele Medien nachplappernd mitmachen: Wir debattieren über Entschottern, Steinewerfen …
    Dabei geht das Anliegen der Demonstrationen im Wendland unter: Schluss mit Atomkraftwerken.
    Die Frage ist doch eher, wie dazu beizutragen wäre, dass tatsächlich Schluss ist. Ich behaupte, Demonstrationen gehen den Regierenden (Wer hat sie gewählt?) weitgehend am Arm vorbei, bleiben wirkungslos.

  11. Mir gefällt die nüchterne und so weit möglich objektive Art der bisherigen Kommentare. In einer Haltung gegen die Atomkraft sind wir uns wohl alle einig. Ebenso in unserer Empörung über die aktuelle Atompolitik.
    Wenn es um die entsprechenden Demonstrationen und deren mediale Wirkung geht, erlebe ich oft, dass meine Meinung vor allem im Bezug auf den Polizeieinsatz nicht selten weit entfernt liegt von der anderer.
    Mir missfällt außerordentlich, wie schnell und empört die Leute Polizeistaat schreien, wenn die Kameras heranzoomen und ein Schlagstock auf den Demonstranten niedergeht. Nur äußerst selten sehen wir dabei die Auslöser dieser Situation und noch viel seltener werden wir mit dem Tonmaterial beliefert. Ich will keinesfalls in Abrede stellen, dass es immer wieder Beamte gibt, die mit unangemessener Härte zu Werke gehen. Allerdings betrifft das niemals den Großteil. Völlig unabhängig davon, welche Straftaten beim Schottern nun zugrunde liegen und welches polizeiliche Vorgehen in diesem Fall gerechtfertigt wäre, sollten die Ereignisse auch von Demonstranten aus Sicht des einzelnen Beamten betrachtet werden. Der Auftrag lautet, die Schienen freizuhalten. Hunderte von Menschen drängen auf die Schienen zu. Menschen, denen bekannt ist, dass es der Auftrag der Polizei ist, die Schienen zu sichern. An welcher Stelle hier der Bogen von der einen oder anderen Seite überspannt wird, ist zumindest in der Betrachtung von außen einen subjektive Angelegenheit. Ich sympathisiere in jedem Fall mit den Demonstranten, die mutig ihre Meinung äußern und das auch mittem im Geschehen. Allerdings haben auch die Beamten meine Sympathie, die lediglich ihrer beruflichen Aufgabe des Schutzes nachgehen. Dass sie in diesem Fall etwas schützen, das ihnen vielleicht absolut missfällt, steht dabei nicht zur Debatte. Umso unangebrachter finde ich es, wenn sie von Demonstranten auf’s übelste beschimpft werden. In einer friedlichen Demonstration haben auch verbale Entgleisungen wie „ihr Dreckschweine“ nichts zu suchen.
    Die Energie, die auf die Kritik am Polizeieinsatz, deren Rechtfertigung oder deren Verurteilung oder sonstwas in diesem Zusammenhang verschwendet wird, sollte doch eher in die eigentliche Kritik an der Sache fließen. Ich sehe das Anliegen der Demonstranten nicht angemessen übermittelt von unseren „freien Medien“, wenn sie in reißerischen Bildern über die „Steine schmeißenden Autonomen“ oder die „prügelnden Polizisten“ berichten. Es geht um die Sache. Die Entscheidungsträger sollen nicht wissen, wieviele Demonstranten auf dem Weg ins Gleisbett den Schlagstock zu spüren bekommen, sondern dass eben so viele mit der Entscheidung nicht konform gehen.
    Kurz um, ich sehe ein großes Problem in der Berichterstattung. Eben jene steht dem nachhaltigen Transport der eigentlichen Anti-Atomkraft-Nachricht im Weg.

  12. jo, kathi, geh doch mal selber hin und lass dir von irgendsonem roidrage bullen nen paar mit dem knüppel geben. dann verstehst du seinen standpunkt sicher noch ein bischen besser. besonders günstig für ordentlich aufs maul is ne schwarze jacke(am besten mit kapuze), leicht verlottertes aussehen und ne kräftige stimme.

    ah, halt, jetz hab ich deinen post zuende gelesen. du bist ja selbst eine von denen…oder doch ne grüne? alles so verwirrend heutzutage. gut das ich politisch gegen alles bin.

  13. @loooncat:
    Grundsätzlich sehe ich das relativ ähnlich wie du und ich muss mich täglich darum bemühen, Pauschalisierungen in Sachen Polizeigewalt zu vermeiden. Ich habe mich aber sehr über Kathis einleitenden Satz gefreut und fände es gut, wenn wir uns alle hier unter diesem Beitrag mit unnötigen Provokationen zurückhalten und die Diskussion hier so höflich und respektvoll wie möglich weiterführen.

    Mir gefällt die nüchterne und so weit möglich objektive Art der bisherigen Kommentare. In einer Haltung gegen die Atomkraft sind wir uns wohl alle einig. Ebenso in unserer Empörung über die aktuelle Atompolitik.

    Ich wurde heute von Martin neugierig gemacht, weiß wirklich niemand mehr hierzu?

    Was mich am meisten interessiert ist dieses kleine eckige “Schloss” was jemand an die Schiene “geklickt” hat und damit der Polizei wohl ein wenig Mühe gemacht hat…ein geschweisster Rahmen der einmal komplett um die Schiene gelegt wurde und sich einfach nicht wieder lösen lies… weiss jemand mehr..?

  14. och, ich tu mich doch so schwer mit höflichkeit gegenüber piggeldi und frederick. wenn dies doch auch mal wärn…also in den situationen wos relevant is und nich hier in blogkommentaren. im richtigen leben bin ich deutlich zivilisierter als in meiner existenz als internettroll 😉

    manchmal glaube ich, so ein gepanzerter schutzanzug bei dem die sogenannten „störer“ mindestens mit nem molli, massiven schlagwerkzeugen bzw. stich- oder schusswaffen kommen müssen um einem irgendwas zu können hat einen ähnlichen effekt wie der bequeme bürosessel im gutgeheizten zimmer vorm computerbildschirm…man ist halt etwas befreiter wenns darum geht die eigene meinung zu äußern.

    ob das jetz die pauschalisierung aller polizisten als leute, die ihren beruf gewählt haben weil sie mal so richtig die sau rauslassen wollen und außerdem irgendwelche aufmerksamkeitsdefizite in der kindheit verarbeiten müssen…oder eben der eine oder andere schädelbruch, geplatztes auge gebrochener unterarm bei den bösen leuten die dafür verantwortlich sind, dass man überstunden schieben muss, sind.

    es is halt immer wieder überraschend. weil ich früher meinen lehrern immer geglaubt hab(ganz besonders im politikunterricht), war ich ziemlich entsetzt als mein erster kontakt mit der polizei im rahmen der ausübung irgendeines meiner nebensächlichen grundrechte (demonstrationsfreiheit oder so ein unsinn…is doch eh nur was für radikale -.-) so gar nich nach freund und helfer aussah. eher nach fetter schläger mit schlechter laune, der langhaarige kinder mit eigener meinung gerne auch mal mit knüppel erzieht.

    umgekehrt isses wahrscheinlich auch so, dass leute die zur polizei gehn wahrscheinlich eher so eine art strahlende_r (haha) ritter_in – dasein im kopf haben. den entrechteten helfen. die bösen männer, frauen und geschlechtlich nich so einfach zuzuordnenden (wir haben ja schließlich grad antisexismuswoche) dem unfehlbaren gesetz zuführen. son kram. da nerven überstunden im kalten (keine heiße suppe seit stunden, und die ollen gewaltbereiten demonstranten schlemmen vom feinsten), die eine oder andere anzeige (wieviel hatte herr wendt laut eigener aussage nochmal angesammelt? 100?) und so lästige nebensachen wie common sense und menschenrechte natürlich schon. man will ja nur das beste, und wie jede_r weiß muss man die leute auch manchmal zu ihrem glück zwingen.
    ich finde, ich seh das alles ziemlich differenziert 😉

  15. Natürlich hat es keine Regierung gern, wenn gegen deren Entscheidungen demonstriert wird. Viele können einfach nicht einsehen, dass die Atomkraft die günstigste und eigentlich sauberste Variante zur Stromgewinnung ist, solange keine Unfälle geschehen. Doch ich denke aus Tschernobyl hat man gelernt.

  16. auch wenn keine unfälle passieren ist energiegewinnung aus der spaltung schwerer nuklide ganz sicher nicht die sauberste variante der stromerzeugung. schonmal von den bedingungen gehört unter denen uran abgebaut wird? gibts sonst ne art der stromerzeugung die abfälle erzeugt die auch ne million jahre später noch nicht nur graue haare sondern gleich nen komplett kahlen kopf verursachen?

  17. @lsa: Günstig ist Atomstrom nur dank sagenhafter Subventionen (bis heute: 80Mrd. laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung / laut Greenpeace 204Mrd+rund 100Mrd bis zum Ausstieg ohne die jetzt beschlossene Laufzeitverlängerung) und der Tatsache, dass Atomkraftwerksbetreiber sich nicht mal gegen einen GAU versichern müssen. Da ein GAU (ziemlich unstrittig) einen Schaden von 5 Billionen € verursachen würde, würde laut Grünen die Versicherung des sicherlich geringen Risikos aufgrund der hohen Schadenssumme den Strompreis auf exorbitante 1,84€ pro kWh treiben.
    Also nix mit preiswert.

  18. Nachdem der Castor durch ist, muss ich sagen: Besser hätte es kaum laufen können.
    Auch die Berichterstattung der ernstzunehmenden Medien ist letztendlich durchaus konstruktiv gewesen, insbesondere wenn man sich die jeweiligen Backgrounds der Medienanstalten ansieht. Am besten fand ich die der ARD (Phoenix), die seit langem mal wieder einen Pluspunkt bei mir gemacht hat. Der taz-Ticker hat sicherlich auch gut informiert, aber man merkte sicherlich auch die starke Sympathie für die Protestbewegung. So ging dort die Nachricht des brennenden Räumpanzers erst eine Stunde später über den Ticker, als überall anders. Dies könnte man wohlwollend aber auch mit journalistischer Sorgfalt begründen. N24 merkte man die Meinungsmache an, aber als private Sendeanstalt sind sie ja auch ihren (potentiellen) Werbekunden stark verbunden. Spiegel online naja, also ich weiss schon lange nicht mehr wieso die sich „Deutschlands führende Nachrichtenseite“ nennen dürfen, dort bekommt man ja schon lange den Eindruck es ginge nur um Klicks. Unter Qualitätsjournalismus stell ich mir natürlich was anderes vor. Über Welt online muss man nicht viel sagen, ist halt Wohlfühlpresse für Konservative. Die Twitterei und Blogs bedürfen halt einer kritischen Lesekompetenz und wenn man hinterfragt was dort publiziert und sich bewusst macht, dass viele von diesen natürlich politische Meinungen formen wollen bzw. ihnen einer abgeht, wenn sie mal Propagandaminister_in spielen dürfen, kann man sie aber schon ganz gut nutzen um sich ein gewisses Bild von der (wahrscheinlichen) Wirklichkeit machen.

  19. Ups, Fazit vergessen.
    Wer Interesse an seriösen Medien zeigt, konnte sich m.M. nach auch ohne viel Zeitaufwand ziemlich ungefähr einen Eindruck gewinnen, von dem was dort abgegangen ist. Dass man am Ende nichts wirklich weiss, aber vielleicht trotzdem mehr als mancher der vor Ort war ist, liegt daran dass man ja nie irgendetwas 100% weiss. Es gibt nur Dinge die logischer erscheinen als andere.

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