Offener Brief zur Sicherheit der Atommeiler in Deutschland und der AKW-Laufzeitverlängerung

Da heute Abend seitens der Bundesregierung ein Treffen zur Situation in Japan geplant ist, halte ich es für wichtig, deutlich zu machen, wo ich stehe. Wenn es dir genauso geht, dann verwende doch den hier angehängte Brief, schreibe ihn um und schicke ihn deinerseits an die unten genannten Adressen. Sehr effektiv und deutlich sind auch Faxe (dazu gibt es supereinfache Web-to-Fax-Dienste wie zum Beispiel pamfax.de).

Ein Gastbeitrag von Stan

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel, sehr geehrter Herr Außenminister Westerwelle, sehr geehrter Herr Umweltminister Röttgen,

Ich schreibe Ihnen unter dem Eindruck der aktuellen Geschehnisse in Japan und der nuklearen Katastrophe, die sich dort ihren Weg bahnt. Da glücklicherweise die Medien aktiv über die Geschehnisse berichten, ist offensichtlich, wie dramatisch sich die Lage dort zuspitzt und wie wenig der Mensch trotz aller Risikokalkulationen wirklich Herr der Lage ist.

Die japanischen AKWs gelten als eine der sichersten Anlagen weltweit und erfüllen seit sehr vielen Jahren strenge Sicherheitskriterien – Maßstäbe, die von Wissenschaftlern unter dem Aspekt der größten anzunehmenden Unfälle und der Verkettung von dramatischen Situationen aufgestellt wurden. Diese Standards sind in ihrer Intention, sich auf das Schlimmste vorzubereiten, zu respektieren und stehen in ihrer Professionalität in keinem Verhältnis zur veralteten Technik oder dem schlecht ausgebildeten Personal, die für die Katastrophe in Tschernobyl verantwortlich waren.

oil refinery explosion japan

Die aktuelle Situation – das Erdbeben, der Tsunami und der nachfolgende Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung in Teilen Japans – zeigen aber eines ganz genau: Das von Atomkraftbefürwortern oft als „Restrisiko“ bezeichnete und als minimal dargestellte Gefahrenpotential ist real und die Möglichkeiten der Verkettung schlimmer Ereignisse stehen stets über dem, was Menschen planen und vorhersehen können und wofür technische Maßnahmen ergriffen werden können.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse fordere ich Sie auf, im Namen der Sicherheit der Ihnen anvertrauten Bevölkerung Deutschlands und der Natur unseres Landes die Sicherheit der deutschen AKWs erneut zu prüfen und diese im Zweifelsfall abzuschalten. Ich halte den Ausstieg aus dem einstmals beschlossenen Atomausstieg für unverantwortlich. Keine zusätzlichen Gewinne oder Versorgungssicherheiten stehen in einem Verhältnis zu den möglichen katastrophalen Ausmaßen eines Versagens sämtlicher Schutzvorrichtungen.

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Gegenwärtig sind die Mahnungen seriöser Wissenschaftler nicht zu überhören, dass auch die in deutschen AKWs verwendete Sicherheitstechnik Umstände wie in Japan nicht aushalten würde. Im Gegenteil sind viele der Anlagen aus den 60er oder 70er Jahren sogar deutlich veralteter und den gegenwärtigen Gefährdungen nicht gewachsen. Auch in Deutschland stehen AKWs über seismisch gefährdeten Gebieten. Ich möchte diese Aufzählung hier nicht weiterführen, weil es dazu Experten gibt, deren Meinung Ihnen wichtig sein sollte. Ich möchte an dieser Stelle nur noch darauf hinweisen, dass all diese Gefahren durch die nach wie vor bestehenden Probleme der Endlagerung von AKW-Materialien noch verstärkt und vervielfacht werden.

Wenn Ihrer Meinung nach keine Alternative zum Weiterbetrieb der AKWs besteht, dann nehmen Sie auch wissentlich in Kauf, dass Katastrophen, wie wir sie jetzt in Japan sehen, auch hier passieren können. Dann muss ich, Sie beim Wort genommen, davon ausgehen, dass es auch keine Alternativen gibt, als diese Gefahren zu akzeptieren.

Ich bin nicht bereit, dies mitzutragen, und fordere Sie hiermit auf, unverzüglich den von Ihnen und Ihrer Regierung beschlossenen Weiterbetrieb der AKWs zurückzunehmen und diese unverzüglich zu schließen. Das heutige Treffen ist ein guter und notwendiger Anlass, genau dies zu bedenken.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Reinhold

Relevante Adressen und Faxnummern:

Bundeskanzleramt:
Fax: +49 3018 400-2357,
poststelle@bk.bund.de

Bundesaussenministerium:
FAX +49 3018 17-3402,
poststelle@auswaertiges-amt.de

Bundesumweltministerium:
Fax: (030) 227-76981
norbert.roettgen@bundestag.de

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7 Gedanken zu „Offener Brief zur Sicherheit der Atommeiler in Deutschland und der AKW-Laufzeitverlängerung

  1. vielleicht sollte unter „Mit freundlichen Grüßen“ ein anderer beispielname stehen… ist zwar ein offener brief, aber vielleicht wegen datenschutz. nur so ein vorschlag

  2. Das in Japan ein Atomreaktor hochgegangen ist, ist Fakt! Wenn interessiert ob das Bild korrekt ist??? Aber der Punkt ist ATOMREAKTOREN/STROM ist extrem gefährlich und auch nicht nötig. Wann wird das endlich verstanden??? Wie viele Atomkatastrophen und Verseuchungen müssen wir erst er/überleben damit der Groschen fällt??? Die Erde wehrt sich mit Erdbeben, Stürmen,Meerbeben…etc. Tiere sterben aus die wir nicht mal kennen, auf was warten wir? Die Erde braucht uns nicht und langsam glaube ich sie duldet uns auch nicht mehr…
    Japan ist jetzt akut und wir sollten helfen aber auch weiter denken. Das nächste mal sind es vielleicht wieder wir.

  3. @A.lex, kapitulist, birkhahn:

    Bei dem Foto ist mir ein Fehler unterlaufen, vielen Dank für den Hinweis. Um Birkhahn beizupflichten: Es spielt in der Tat für den offenen Brief keine Rolle. Das falsche Bild zum Sachverhalt ist es dennoch!

  4. Da anzunehmen ist, dass auch dieses Ereignis von Politik und Lobby heruntergespielt wird und keine Ambitionen hinsichtlich eines Kernenergieausstieges getätigt werden, empfiehlt es sich wie so oft: selbst aktiv werden.
    Und dies geht äußerst einfacher. Den Stromanbieter wechseln zu Atomstromfreien Ökostrom.
    http://www.atomausstieg-selber-machen.de/

    … und natürlich gilt auch hier weiter sagen

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