SHIMA lautet der Titel der Ausstellung M. Kardinals, die heute in den privaten Wohn- und Lebensräumen – also gewissermaßen den Kardinalgemächern der Künstlerin – eröffnet wird. Damit wird eine work-in-progress-Installation präsentiert, die sowohl den Atombombenabwurf auf Hiroshima als auch den nuklearen Unfall in Fukushima thematisiert und zusammenbringt.
DIE MÄR VOM GUTEN GODZILLA
Die Schockstarre nach dem Atomunfall hat sich gelöst, die Menschen haben sich schnell an die Informationsflut gewöhnt, Fukushima ist Teil der Realität geworden und schleichend aus dem Fokus der Medien gerückt. Kardinal verknüpft die beiden atomaren Katastrophen, die in den vergangenen knapp siebzig Jahren in Japan stattfanden, mit der Godzilla-Allegorie:
„Die kollektive Traumatisierung, ausgelöst durch den Atombombenabwurf auf Hiroshima – die weitläufige Insel –, wird unter anderem durch Gojira ausgedrückt. Gojira ist uns als Godzilla bekannt und gilt als Allegorie des atomaren Traumas. Aber wie mir scheint, handelt es sich dabei nur um ein militärisches atomares Trauma, denn nach 1945 wandten sich die Japaner nicht von jeglicher Form der atomaren Nutzung ab. Als gemeinsamer Konsens galt die Ablehnung der militärischen Nutzung der Atomkraft. Ihre zivile Nutzung wurde jedoch – ungeachtet der verheerenden und sichtbaren Folgen der nuklearen Nutzung und der denkbar ungünstigen, geologischen Bedingungen – gefördert. Dies war ebenfalls ein gemeinsamer Konsens – ein „guter Godzilla“ gewissermaßen, beheimatet auf der Glücksinsel: Fukushima.
Der Weg von der Wiege Gojiras zur Glücksinsel ist nicht weit und das ambivalente Verhältnis des Inselstaats zur nuklearen Nutzung bringt kein Glück, auch nicht in Fukushima. Und nun taucht Gojira aus den Tiefen in das Bewusstsein auf. Über Nacht ist die riesige zweidimensionale Echse – die japanische Verkörperung des militärischen nuklearen Traumas – in die dritte Dimension gedrungen, wo sie jetzt die bereits tief verstörte japanische Seele überschattet. Doch diese Traumatisierung wird anders sein: Diesmal erscheint nicht der Godzilla, der den Atomkrieg verkörpert. Diesmal kommt Godzilla im zivilen Gewand daher.„
Die Vernissage wird von einem DJ musikalisch flankiert, über eine kleine Hausbar kann die Versorgung mit Getränken abgewickelt werden. Die Ausstellung wird in dieser Form vorerst nur am heutigen Abend zu sehen sein.
Fakten: 15.04. | 20 Uhr | Böhmke
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