Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #32

Krankheit als Weg /ein kranker Geist in einem kranken Körper / Was weh tut, lebt / oder der Tod klopft an die Tür / Der Körper streikt / und das Immunsystem sagt: Nicht mit mir! / Es wird schlimmer, Schritt für Schritt / Ich geh kaputt, sag, kommst du mit?*

kurze wege lange bnaechte mesajah

Gediegenes Jazz-Konzert, krautige Psycho-Lounge, gackeriges Theater, Postpunk-Opis, Elektrofischbumms und Nachtflohmarkt. Das Unterhaltungsprogramm des bevorstehenden Wochenendes trotzt Schnee und Kälte und hält für Schneeflüchter das eine oder andere Zerstreuungsangebot bereit. Eine Übersicht.

IMPROTHEATER: 5,4,3,2,1, GO!

Die Impro-Gruppe des Studententheaters Ma‘ ma ernst! hat am heutigen Abend ein Heimspiel und tritt in der Mehringstraße mit ihrem Publikum in Interaktion. Das kann und soll bei dieser Art von Theater nämlich als Stichwort- und Ideengeber mitwirken und Einfluss auf den nicht vorherbestimmten Spielfluss nehmen. Alles kann nichts muss —  keine Erwartungen, keine Enttäuschungen.

stuthe impro

Fakten: 13.12. | 20 Uhr | Stuthe (Mehringstr. 48) | 5/3 EUR (erm.)

JAZZ IM KOEPPEN: WOYZECK #1

weidekamp jazz in greifswaldHeute Abend findet im Koeppenhaus ein weiteres Jazzkonzert statt. Eingeladen wurden Benjamin Weidekamp (Klarinette/ Altsaxophon/ Bassklarinette), Derek Shirley (Bass) und John Schroeder (Schlagzeug).

Das Trio lernte sich bei der gemeinsamen Arbeit an der Produktion von Woyzeck am Deutschen Theater in Berlin kennen. Auf dem Blog Jazz in Greifswald gibt es eine Hörprobe für unentschlossene Zeitgenossen.

Fakten: 13.12. | 21 Uhr | Koeppenhaus

VERNISSAGE: KUNST AUF REISEN

Seit vielen Jahren unternehmen die beiden Künstlerinnen Ulrich Puritz (Uni Greifswald) und Christine Schmerse gemeinsam künstlerische Reisen in die verschiedensten Regionen der Welt.

weltei

Dort „analysieren sie das Fremde unter dem Blickwinkel des europäischen Denkens, arbeiten mit andersartigen, ortsbezogenen Materialien und Situationen. Dabei extrahieren die Künstler aus kontextuellen Eindrücken künstlerische Arbeitsweisen und Haltungen, die in Bild- und Materialassemblagen sowie fotografischen und filmischen Adaptionen zusammenfließen.“

Das Ausstellungsprojekt firmiert unter dem Titel FORT | DA. Die mobile Galerie „black egg“ wird die Vernissage begleiten und den auf Madagaskar entstandenen Film Warten auf Zanahari (1996, 14:47 Min) sowie  Waldauflauf. Frau Förster läßt bitten. (2008, 05:56 Min) präsentieren. Beide Filme sind frühere Arbeiten des Künstlerpaares.

Fakten: 14.12. | 19 Uhr | art-cube (Lange Str. 20)

VORTRAG: ENTWICKLUNGSPOLITIK IN PALÄSTINA

Am Freitagabend wird Thomas Prenzel (Universität Rostock) im Koeppenhaus einen Vortrag über Entwicklungspolitik in Krisensituationen halten und das Beispiel Palästina in den Fokus rücken, wo für viele Menschen seit 1948 eine bis dato ununterbrochene Krise herrscht.

„Westliche und arabische Staaten versuchen mit vielfältigen Mitteln, die Entwicklung der palästinensischen Gesellschaft in der Westbank und im Gaza-Streifen zu fördern und auf dem Weg zur Unabhängigkeit zu unterstützen. Welche Aufgaben sind in der Region am dringlichsten? Wie kann Entwicklungszusammenarbeit die politischen Prozesse begleiten und Konflikte entschärfen? Oder kann sie auch Probleme schaffen?“

Fakten: 14.12. | 19 Uhr | Koeppenhaus

PSYCHEDELIC KRAUT LOUNGE: KULKU

Schräg und unvorhersehbar wird es wohl mit der Berliner Band Kulku zugehen, die im IKUWO den akustischen Rahmen eines psychedelischen Lounge-Konzerts absteckt.

Die Musiker rotieren ständig und bedienen einen weitläufigen Instrumentenfuhrpark von Xylophon, Metallophon, Singschläuchen, Harmonikas, Pauken, Ketten und Töpfen bis hin zur klassischen E-Gitarre. Heraus kommt dabei eine schwer zu beschreibende Melange, irgendwie krautig, manchmal jazzy — am Ende sowas wie Psycho-Blues, wenn es das schon gibt.

kulku

Fakten: 14.12. | 20 Uhr | IKUWO | 5 EUR

GESCHENKPROBLEMLÖSUNGSVORSCHLAG #1: DIY IN DER KABUTZE

Jahr für Jahr das gleiche Problem: Freunde und Familie sind noch immer nicht weit genug auf der postmaterialistischen Seite, um den Präsentzwang endlich hinter sich zu lassen. Wer in Vorahnung des nahenden Güteraustauschs ins Schwitzen kommt, findet vielleicht in der Kabutze das rettende Angebot.

Dort findet am Sonnabend und Sonntag jeweils von 10-18 Uhr ein Weihnachts-Special statt. Beim Workshop Geschenke nähen kann man das Problem selbst in die Hand nehmen und auf den großen Materialfundus der Kabutze zurückgreifen. Das Angebot kostet pro Tag 20 Euro und beinhaltet ein Mittagessen. Die Anmeldung kann für das ganze Wochenende oder einen einzelnen Tag erfolgen.

Fakten: 14./15.12. | 10-18 Uhr | Kabutze | 20 EUR

GESCHENKPROBLEMLÖSUNGSVORSCHLAG #2: NACHTFLOHMARKT IM IKUWO 

nachtflohmarkt greifswald

Schnäppchen, Glücksgriffe und Einzelstücke. Beim Nachtflohmarkt im IKUWO können die lästigen Besorgungen der Weihnachtsgeschenke abgekürzt werden. Dicht an dicht findet ihr hier Bücher, Platten, Klamotten, schrulligen Kleinkram und technische Raritäten.

Das etwas andere Mitternachtsshopping ist auf jeden Fall einen Besuch wert!

Fakten: 15.12. | 21 Uhr | IKUWO | frei

WAVE-PUNK-OPIS: WOYZECK #2 

Wer es eine Spur dunkler und kühler mag, ist am Sonnabend im Klex richtig. Dorthin hat der forellenfriedhof überlaut die 1990 gegründete Postpunk-Band Woyzeck aus Berlin eingeladen.

„Woyzeck wollen keine Saugwürmer am siechen Körper alter Helden sein – sie erklären den Patient für tot. Ein Kampf für die jugendlichen Ideale und gegen die faulen Kompromisse des Älterwerdens; ein Kampf um die eigene Chance zu versagen.“

woyzeck

Anschließend genreverpflichtete Aftershow-Party mit DJane Lepakko und Damien Rave.

Fakten: 15.12. | 22 Uhr | Klex | 3 EUR

BUMMS & BI: EINMAL FRISCHFISCH BITTE

Der Weg zur einzigen Elektroparty des Wochenendes ist weit, frostig und vielleicht sogar ungeräumt. Das Infusion Theatre und 3000°laden ins BT22 ein und versprechen einen maritim-elektrifizierten Abend.

Mit dabei sind Be Svendsen (live, DK), Gregor Welz (Rostock), Funkowski und Ed Kinsky (beide Halle), Herr Bernaux & Mister Maximov (Greifswald). Dazu gibt es Visuals von VJ Solaris, Unterwasserfotografien von Alexander Ivanov und Schuppenmalerei.

Fakten: 15.12. | 23 Uhr | BT22 | 8 EUR

(Fotos: in Reihenfolge Polenmarkt, Stuthe, Jazz in Greifswald, art-cube, Kulku, IKUWO, Woyzeck) 

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*Das voranstehende Zitat entstammt dem Song “Krankheit als Weg” vom Album “Jenseits von Jedem” (2003) der 2007 aufgelösten Band Blumfeld. Der Foto-Ausschnitt darunter zeigt den polnischen Reggae-Artist Mesajah, der beim Polenmarkt 2012 seinen Kollegen Las Ruta vertrat, dessen Band krankheitsbedingt ohne Sänger anreisen musste. 

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