Die Tage des historischen Speichergebäudes in der Hafenstraße 33 sind nach dem Einsturz einer Dachgaube in der vergangenen Woche gezählt.
Am Dienstag begutachtete die Untere Bauordnungsbehörde das 1902 gebaute Gebäude und bewertete den Bau als einsturzgefährdet. Zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit müsse das Gebäude nun „unverzüglich beseitigt“ werden. Die Besichtigung des seit der Wende leerstehenden Kornspeichers offenbarte seinen maroden Zustand: große Bereiche des Daches und der Decken sollen bereits eingestürzt sein, die noch sichtbaren tragenden Deckenbalken seien zum großen Teil von starkem Pilzbefall betroffen.
Stellungnahmen eines hinzugezogenen Holzsachverständigen und eines Tragwerksplaners kommen zu dem Schluss, dass die Standsicherheit des sich in Privatbesitz befindenden Gebäudes aufgrund der schadhaften Tragkonstruktion nicht mehr gewährleistet ist. Um einen unkontrollierten Gesamteinsturz des Speichers zu vermeiden, wurde der Eigentümer dazu aufgefordert, das Gebäude bis zum 20. September abzureißen und das Grundstück binnen zwei Wochen zu beräumen. Sicherungsmaßnahmen zum Erhalt des Speichers seien nach Einschätzung der anwesenden Sachverständigen nicht mehr umsetzbar, zumindest nicht mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand.
Der Speicher hatte in den vergangenen zehn Jahren mehrere Besitzer. 2006 wurde ein drei Jahre zuvor eingereichter Bauantrag wegen fehlender Bauvorlagen zurückgewiesen. Es folgte der Verkauf an einen aus Glücksburg stammenden Eigentümer, der auf die mehrfachen Aufforderungen der Unteren Denkmalschutzbehörde, das Gebäude zu sichern, nicht reagierte und später insolvent wurde. 2013 verkaufte er das Grundstück an ein Greifswalder Unternehmen, das mehrere Gutachten zum Gebäudezustand in Auftrag gab, da es den Speicher sanieren und in Wohnraum verwandeln wollte.
Trotz festgestellter Mängel an der Tragkonstruktion wollen sich Stadt und Eigentümer noch immer um den Erhalt des Gebäudes bemüht haben. Winfried Gipp, Leiter der Unteren Bauaufsichtsbehörde, bekräftigt in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus die Abrissentscheidung: „Mit dem Einsturz der Gaube ist nunmehr allerdings endgültig klar, dass das Gebäude nicht mehr zu halten ist“.
Jetzt darf man gespannt sein, was mit dem Grundstück passieren wird. Was wann nach dem Abriss gebaut wird, steht bislang — zumindest offiziell — noch nicht fest. Danach ist der Grundstückseigentümer am Zug, ein neues Bauantragsverfahren zu starten. Baudezernent Jörg Hochheim (CDU) unterstrich indes, dass die Verwaltung an den ursprünglichen Plänen vom Wohnen am Ryck festhalten wolle: „Die Stadt ist weiterhin daran interessiert, dass in dieser exklusiven Lage am Wasser Wohnungen entstehen.“ So oder so, die Greifswalder Skyline wird durch den Abriss in jedem Fall weiter enthistorisiert — glücklicherweise gibt’s am Museumshafen ja alte Speicher zur Genüge!
ein schickes studentenwohnheim muss her
…ja so ein schönes buntes „einzigartiges“ , das hätte CDF auch gefallen! Macht DF das?
DF besitzt das Nachbargründstück mit dem anderen Speicher. Der Abrissantrag wurde schon vor einiger Zeit genehmigt, das Gebäude soll aber erst weg, wenn die Baugenehmigungen durch sind. Vielleicht fehlt auch gerade das nötige Kleingeld, denn das Petruswerk macht nicht nur in Greifswald mit unbezahlten Rechnungen Schlagzeilen.