Was zunächst wie ein ungelenker Aprilscherz anmutete, entpuppte sich als — leider zaghafte — Umsetzung einer guten Idee: Seit dem 1. April gibt es endlich auch in Greifswald ein organisiertes Carsharing!
Unter diesem Begriff versteht man die gemeinsame Nutzung von Autos. Das kann eine Menge Geld sparen, die angespannte Parkraumsituation entlasten und jenen, die kein eigenes Auto besitzen, ein gutes Stück mehr Mobilität verschaffen. Beim Carsharing zahlt man nach der Anmeldung in der Regel einen monatlichen Betrag sowie eine Gebühr, die sich nach Nutzungsdauer und Fahrkilometern bemisst und in der fast alle Kosten vom Benzin über die Wartung bis zur Versicherung enthalten sind.
(Foto: DN / pixelio.de)
Vor zwei Jahren wurde in Greifswalder eine Mobilitätsstudie durchgeführt, an der insgesamt 1670 Personen aus 750 Haushalten der Innenstadt und der Fleischervorstadt teilnahmen. Deren Ergebnisse wiesen darauf hin, dass “Nutzungsstruktur und Nutzungsintensität von PKW bei einem großen Teil der Befragten so ausgeprägt sind, dass das Teilen eines Autos mit Anderen eine auch wirtschaftlich sinnvolle Option” sei.
Fahrradstädter finden Carsharing interessant
So verfügten zum Zeitpunkt der Befragung zwar 74 Prozent der Haushalte über mindestens ein Auto, das dann vor allem für Einkäufe, den Transport von größeren Gegenständen und für Wege in der Freizeit benötigt würde, jedoch werden auch in den motorisierten Haushalten über 40 Prozent der täglichen Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Mehr als die Hälfte der vorhandenen Autos bleiben an bis zu drei Tagen pro Woche unbenutzt stehen — und wenn sie gefahren werden, dann in 70 Prozent der Fälle nur maximal 15.000 Kilometer pro Jahr. Lohnen soll sich Carsharing vor allem für Leute, die mit dem Auto nicht mehr als 12.000 Kilometer jährlich zurücklegen und ihr Fahrzeug nur ab und zu benötigen. Bei der zitierten Mobilitätsstudie äußerten 37 Prozent der befragten Haushalte ein prinzipielles Interesse an Carsharing, 24 Prozent könnten sich ihre Beteiligung gut vorstellen und 13 Prozent wären “auf jeden Fall” dabei.
Angesichts dieses Grundinteresses ist es umso erstaunlicher, wie leise das Greifswalder Carsharing eingeführt wird, denn wer sich auf einen verlässlichen Fuhrpark mit verschiedenen Fahrzeuggrößen gefreut hat, dürfte von den beiden Kleinwagen Marke Toyota Yaris, die von nun an bei den beiden Stationen am Nexö-Platz und in der Tiefgarage der Dompassage ausgeliehen werden können, etwas enttäuscht sein. Zum Vergleich: Das Carsharing in Bremen versorgte 2012 mehr als 6000 verschiedene Nutzer an 46 Stationen. Bleibt also zu hoffen, dass bei der zu erwartenden Nachfrage das Angebot bald ausgeweitet wird.
(Foto: Stadtwerke Greifswald)
Wie funktioniert das organisierte Autoteilen?
Das Carsharing wird von der Verkehrsbetrieb Greifswald GmbH angeboten, die dafür mit Flinkster zusammenarbeitet, einer Bahntochter, die nach eigenen Angaben mehr als 3100 Fahrzeuge in 140 Städten — unter anderem auch in Rostock, Schwerin und Neubrandenburg — unterhält. Für die Autos ist eine Rostocker Autovermietung verantwortlich, während die Buchung über Drive CarSharing abgewickelt wird. Um am Greifswalder Carsharing teilzunehmen, muss man sich zunächst erstmal bei Drive Carsharing registrieren und einen Kundenvertrag abschließen. Anschließend werden die ausgedruckten Unterlagen sowie Personalausweis und Fahrerlaub bei den Stadtwerken zur Prüfung vorgelegt. Im Gegenzug erhält man seine persönliche Drive Card, mit der nach erfolgter Aktivierung auf Autos aus dem Flinkster-Fuhrpark zurückgegriffen werden kann.
Die Preise des Greifswalder Carsharing halten sich in überschaubaren Grenzen; Studierenden, Unternehmen sowie ÖPNV-Abonnenten wird außerdem eine Ermäßigung gewährt. Für die Nutzung wird neben einer einmaligen Anmeldegebühr von 50 Euro (ermäßigt 25 Euro) ein monatlicher Beitrag in Höhe von 10 Euro (ermäßigt 5 Euro) fällig. Dazu addieren sich weitere nutzungsabhängige Kosten, die nach Leihdauer und Fahrkilometern gestaffelt sind. So würde ein Kleinwagen, den man tagsüber für 2,5 Stunden ausleiht und mit dem man 30 Kilometer zurücklegt, inklusive Steuern und Kraftstoff 12,93 Euro kosten. Stornierungen reservierter Autos sind bis 24 Stunden vor Fahrtantritt gebührenfrei, danach kosten sie die Hälfte des Mietpreises. Weitere Gebühren können durch postalische Rechnungsstellung, telefonische Reservierung, den Verlust der Kundenkarte, Verschmutzungen und Rauchen, verspätetes Abgeben des Autos oder durch die Bearbeitung von Ordnungswidrigkeiten entstehen.
Am 11. April findet im Kundenzentrum der Stadtwerke eine Infoveranstaltung zum Thema Carsharing statt, bei der man sich auch gleich anmelden kann, wenn man es noch nicht vorher getan hat.
- Ergebnisse der Mobilitätsbefragung (Soziale Stadt mobil gemacht, 06.12.2012)
Fakten: 11.04. | 14 Uhr | Kundenzentrum SWG (Gützkower Landstraße 19-21)
Ein Gedanke zu „Endlich: Carsharing auch in Greifswald“