Ein Gastbeitrag von Simon Voigt
„Am Dienstag wurde unsere Genossin Therése zur AStA Vorsitzenden gewählt! Das höchste Amt der Greifswalder Studierendenschaft hatten wir noch nie. Herzlichen Glückwunsch, Therése, es gibt viel zu tun, du schaffst das!“
Die Genossen bei der Linksjugend sind gerade ganz aus dem Häuschen, dass eines ihrer Mitglieder mit 17 zu sechs Stimmen zur Vorsitzenden des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) gewählt wurde. Therése Altenburg, sie studiert im zweiten Semester Skandinavistik und Musikwissenschaften, erklärte selbst, dass sie überparteilich auftreten wolle, da sie die Vertretung der gesamten Studierendenschaft übernimmt.
Befürchtungen, dass das AStA-Logo nun rot gestrichen wird, waren also zunächst unbegründet. Zwei Tage später scheint das aber doch ein Thema zu sein.
„Wir sind AStA-Vorsitz!“ heißt es in einer — zugegeben — wenig überraschenden Lobeshymne des SDS. Altenburg habe sich zuletzt bei den Vorbereitungen des Bildungsstreiks 2014 verdient gemacht, dessen größte Demo bisher in Greifswald stattgefunden habe. In der Tat war der Protest eine achtenswerte Leistung der Studierendenvertreter, dennoch sagt die Realität, dass den hier anwesenden 600 Teilnehmern mehrere Tausend in Saarbrücken, Stuttgart oder Magdeburg gegenüberstanden.
Als SDS habe man in den letzten Jahren nach diversen AStA-Referaten, dem StuPa-Präsidium und anderen Gremienmandaten nun auch diese Schlüsselposition erringen können, geht das Schulterklopfen weiter. Auch die Chefredaktion des webMoritz wird dabei aufgezählt, was nicht ganz richtig ist, denn Marco Wagner, der bis Oktober 2011 Chef war, trat erst zum Ende seiner Amtszeit der Hochschulgruppe bei.
Ohnehin wird hier das Aufgabenfeld eines Chefredakteurs grandios missverstanden, denn es geziemt sich für diesen gerade nicht, dass er bestimmte Interessen vertritt. Im Falle Wagners traf das auch nicht zu. Aber auch sonst lässt der gesamte Text die nötige Überparteilichkeit schmerzlich vermissen, für die Altenburg in ihrem neuen Amt eigentlich stehen sollte.
SELBSTREFERENZ STATT SELBSTVERWATUNG
Die AStA-Vorsitzende vertritt die gesamte Studierendenschaft, dazu gehören aber nicht nur die Parteifreunde mit ihren Interessen sondern unter anderem auch über 10.000 Nichtwähler. Die Wahlbeteiligungen pendeln kontinuierlich zwischen unter 10 und 15 Prozent, die Personaldecke in der kompletten Selbstverwaltung ist sehr dünn. Seit Jahren wird nach Wegen gesucht, dies durch bessere Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern.
Größte Innovation in der letzten Zeit auf diesem Gebiet: Es soll eine StuPa-Facebookseite geben. Von der Äußerung einer Idee zur Womöglich-Fast-Umsetzung sind übrigens zwei Monate vergangen. Na #Supergeil! Noch mehr Liken und bestimmt noch mehr Waschbärbabys
Die Gremienmitglieder beschäftigen sich zu oft nur mit sich selbst und schmusen öffentlich miteinander. Das ist im besten Fall noch langweilig, wenn nicht die Frustration noch stärker wird. Obwohl seit vier Semestern eine AG „Transparenz„ besteht, die an mehr Sichtbarkeit der hochschulpolitischen Prozesse arbeiten soll, gibt es bis heute keine überzeugenden Konzepte, nur hier und da sinnvolle, aber unvollendete Versuche. Wenn der SDS jetzt einmal mehr die studentische Selbstverwaltung offensiv als Spielball der politischen Hochschulgruppen darstellt, dann stehen die Chancen denkbar schlecht, dass man in Zukunft endlich mehr Leute als den eigenen Dunstkreis erreichen kann.
Simon Voigt war von Oktober 2011 bis März 2014 Chefredakteur des webMoritz. Er gehört keiner Hochschulgruppe an.
„dennoch sagt die Realität, dass den hier anwesenden 600 Teilnehmern mehrere Tausend in Saarbrücken, Stuttgart oder Magdeburg gegenüberstanden.“: Einfach mal das Lob so stehen lassen und nicht Greifswald mit u.a. Stuttgart vergleichen. Kein Bezug! „Die AStA-Vorsitzende vertritt die gesamte Studierendenschaft, dazu gehören aber nicht nur die Parteifreunde mit ihren Interessen sondern unter anderem auch über 10.000 Nichtwähler. Die Wahlbeteiligungen pendeln kontinuierlich zwischen unter 10 und 15 Prozent“: Was sie nun daraus macht wird sich zeigen. Ich glaube ihr ist bewusst wen sie vertritt und wie sie aufzutreten hat. Die schlechte Wahlbeteiligung ist ein großes Problem, ja, aber das ist auch in Deutschland und Europa eins – daran muss man arbeiten! Es ist imgrunde so wie auf der Vollversammlung bereits gesagt: Es müssen sich mehr Leute engagieren und wenn es nur der Gang zur Wahlurne ist. Solange sich (leider) so wenige Leute so viel ins Zeug legen und solange es so vielen scheiss egal ist, ob sich etwas ändert oder nicht, weil sie ja eh nur studieren und die gesamte Hochschulpolitik uninteressant finden, ist es eben so. Insgesamt ist der Beitrag aber zumindest zum Nachdenken, genau wie der Ämterbegrenzungsantrag in der VV, akzeptabel.
Der Vergleich soll nur zeigen, das es nicht „die größte Demo“ war, wie vom SDS beschrieben. Medial am erfolgreichsten war sie allemal, wie die Fotos bei SPON zeigen.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die neue Vorsitzende ganz genau weiß, wie sie auftreten sollte. Nur macht ihr ihre Hochschulgruppe den Start mit soeinem Text nicht sonderlich einfach.
Ansonsten hoffe ich, dass hierbei das erkannt wird, was es ist: Ein Beitrag zur Debatte. Nichts ist so böse gemeint, wie man vielleicht glauben mag/will.
naja, dass es diverse jahre nach der kreisreform, die ja immer als ausrede herhalten musste immer noch kein semesterticket gibt und die hopos immer nur darüber beratschlagen wie sie ihr bild in der öffentlichkeit verbessern könnten sagt für mich persönlich alles. dazu noch die irren verbalen ausfälle von den lhg-leuten in manchen debatten…wäääh, abschreckend³
Weil du das Beispiel mit dem Semesterticket jedesmal bringst.
Check mal das eine Vollversammlung das Semesterticket abgelehnt hat. Deswegen haben die ‚hopos‘ das auch niemals umgesetzt. Weil gegen den Willen der Leute is nicht so cool. . Das sage ich obwohl ich eher für nen Ticket wäre. Was die wirren Lhg ler angeht hast natürlich recht. Die treiben sich jetzt als apo in den webmoritz Kommentaren rum. Was den Artikel angeht. Ist n bisschen schade das einer von drei hopo Artikeln im jahr hier für Belanglosigkeiten genutzt wird (nichts gegen dich Simon, aber du hast schon wesentlich relevantere Sachen geschrieben). Aber das der Bildungsstreik (den Therese federführend mit organisiert hat) es positiv in zeit und Spiegel geschafft und einen tag nach der Aktion die großen drei der groko das Geld klargemacht haben, interessiert vlt wirklich keinen.
So bleibt der Kommentar und der auf dem webmoritz, das was die Autoren kritisieren wollen: Selbstreferenz
Die Demo ist überhaupt nicht mein Thema, insofern musst du hier auch nichts rechtfertigen. Außerdem beantworten wir die Frage nach Erfolg oder Misserfolg doch recht ähnlich, wie mein Kommentar weiter oben zeigt.
Mein Thema ist und bleibt wie sich die aktiven Hochschulpolitiker gegenüber ihrer Wählerschaft präsentieren. Und hier sehe ich Verbesserungsbedarf, wenn man denn wirklich die Leute von der Relevanz der eigenen Arbeit, die ich euch auch gar nicht streitig mache, überzeugen will. Nichtvorhandene Transparenz und inszenierte Macht- und Einflussspielchen sind meiner Meinung nach nämlich ganz schön kontraproduktiv. Wenn du (und andere auch) diese kritischen Hinweise — ich bin da ja nicht alleine — ebenfalls nur als Selbstreferenz abhakst, dann ist das eben so und alles geht seinen gewohnten Gang weiter. Schade.
Ich glaube das die Hochschulpolitik gar nicht so schlecht ist. Immerhin sprechen die Erfolge (Bildungsstreik, Wohnsitzprämie, Erstiwoche, C9) ja auch für sich und kommen hoffentlich bei den Studierenden an. Was die Transparenz angeht, leisten wir einiges das in MV oder sogar Deutschland einmalig ist(LiveTicker). Ja und da gebe ich dir Recht wir könnten und sollten noch mehr tun um die Attraktivität der Hochschulpolitik zu erhöhen. Das ist aber auch eine Frage der Ressourcen.
Im Unterschied zu dem Kommentar sehe ich das Hauptproblem nicht in einem (scherzhaften) Beitrag des SDS oder in Tierbildern der Moritz Medien. Was fehlt ist eine wirkliche breite Berichterstattung über die Arbeit der Hochschulpolitik und deswegen finde ich es schade, dass einer der wenigen hochschulpolitischen Artikel auf dem FVB die aktuelle Hochschulpolitik eher negativ beurteilt.
Meine Kritik geht daher in die Richtung: Warum eigentlich nicht mal ein positiver Kommentar?
und „eine“ vollversammlung is für dich auf jeden fall gegen den willen der leute? weil vollversammlungsbeschlüsse ja auch immer auf dauer bindend sind, so wie der anti-arndt-beschluss damals? wie viele leute waren denn da? reichen noch 500 für beschlussfähigkeit? 😀
für mich klingt das ja eher nach ausrede, da gibts welche die kein bock haben also lassen wirs. man könnte ja auch mal bisschen öffentlichkeit für das thema schaffen und so. ne uni in der einöde und dann kein semesterticket, passt irgendwie nich. gut dass ich mit dem ganzen unsinn nix mehr zu tun hab 😀