Asylgegner sammeln unfreiwillig 450 Euro für Flüchtlinge

Am Montagabend fanden in Greifswald mehrere Demonstrationen und Mahnwachen statt, die weitestgehend störungsfrei verliefen. Die rechten Asylgegner sammelten mit ihrem unfreiwilligen Spendenlauf insgesamt 450 Euro für die Greifswalder Flüchtlingshilfe.

Die beiden rechten Gruppierungen FFDG und „Greifswald wehrt sich“ veranstalteten am Montagabend eine Demonstration unter dem Motto „Deutschland unser Vaterland“. Bereits ab 18 Uhr versammelten sich etwa 180 Gegendemonstrierende an insgesamt vier Mahnwachen in unmittelbarer Nähe zum FFDG-Treffpunkt, um gegen die Fremdenfeindlichkeit und den Rassismus von der gegenüberliegenden Straßenseite zu protestieren. Auf der größten Mahnwache vor dem DLZ positionierte sich Rektorin Prof. Dr. Weber in einer kurzen, aber eindringlichen Rede gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus — Einstellungen, die mit einem universitären Wissenschaftsstandort unvereinbar seien. Im Laufe des Abends wurden weitere Redebeiträge gehalten, unter anderem von Jörg Kasbohm (Die Linke) und Anne Wolf (Alternative Liste). Dazwischen sorgte Greifsmusic dankbarerweise wieder für ein abwechslungsreiches Live-Programm.

ffdg-gegendemo-rektorin-weber-greifswald600Rektorin Prof. Dr. Weber erklärt Universität und Fremdenfeindlichkeit für unvereinbar (Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Dem Aufruf der Rechten folgten an diesem Abend nach Polizeiangaben 120 Personen; unter ihnen nicht wenige junge Männer, die den Versammlungsort mit Bierflaschen in den Händen erreichten. Einer dieser Männer war offenbar so stark alkoholisiert, dass er von der FFDG-Veranstaltung ausgeschlossen wurde und alsbald die Gegendemonstranten anpöbelte. Kurz darauf zeigte er den Hitlergruß, brüllte „Sieg Heil“ und wurde umgehend von den sofort intervenierenden Polizisten festgesetzt. Der 29-jährige Greifswalder, der mit einem Butterflymesser bewaffnet war, wurde daraufhin wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und des Verstoßes gegen das Waffengesetz angezeigt.

ffdg demoteilnehmer polizei Nach Hitlergruß und „Sieg Heil“-Ruf wird ein betrunkener und bewaffneter Rechter von der Polizei festgesetzt (Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Nach einiger Wartezeit setzte sich die FFDG-Demonstration in Bewegung und zog über die Anklamer Straße, die Wolgaster Straße und die Rathenau-Straße zurück zum Ausgangspunkt. Vereinzelt kam es dabei entlang der Aufzugsstrecke zu Störungen durch mehrere kleine Personengruppen. Die mit 125 Einsatzkräften gut aufgestellte Polizei resümierte später acht Platzverweise und 21 Identitätsfeststellungen. Aus Sicht des Bündnisses „Greifswald für alle“ war der „Spaziergang“ der Rechten trotzdem ein Erfolg, denn deren Demonstration wurde vorher zu einem inoffiziellen Spendenlauf erklärt, bei dem für jeden angefangenen Kilometer 100 Euro für die lokale Flüchtlingshilfe gespendet werden sollte. Hinzu kamen Spenden, die an den Mahnwachen gesammelt wurden. Insgesamt erwirtschafteten FFDG und „Greifswald wehrt sich“ mit ihrem patriotischen Umzug einen Betrag von 450 Euro, der jeweils zur Hälfte an das im Aufbau befindliche Willkommenszentrum sowie an das IKUWO geht.

Als Erfolg darf das Bündnis außerdem die kontinuierliche Beteiligung an den Mahnwachen für sich verbuchen. Schon seit mehreren Wochen demonstriert die Greifswalder Zivilgesellschaft gegen die Demonstrationen von Rechten, die seit September regelmäßig in Greifswald stattfinden. Trotz anderslautender Durchhalteparolen der FFDG-Spitze gelingt den beiden rechten Gruppen derzeit kein Wachstum, im Gegenteil: so wenige Teilnehmer wie am Montag waren auf Seiten der Rechten schon lange nicht mehr zu zählen. Das ist zwar noch lange kein Grund zur Entwarnung, es ist aber trotzdem beruhigend zu merken, dass sich auf diesen fremdenfeindlichen Umzügen keine Mehrheitsmeinung artikuliert.

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