Schon 1997, als die Dompassage eröffnet wurde, war ich dagegen. Als verabscheuenswert empfinde ich noch jetzt den Trend in den neuen Bundesländern, Center und Passagen zu bauen, Gewerbeflächen zu akkumulieren und die Städte ihrer Einzelhandelskultur zu berauben.
Die Konsumrennbahn Dompassage sieht sich mit ernsthaften Problemen konfrontiert und das ist auch gut so. Einer schwindenden Zahl von verbliebenen Geschäften steht ein beängstigend großer Leerstand gegenüber. Das Folgeproblem ist strukturimmanent: Leerstand bedeutet für diese Akkumulationsräume Konsumentenschwund und in letzter Konsequenz Leerzug und Insolvenz. Die Pleite eines Geschäfts in der Langen Straßse wird für die anderen Gewerbetreibenden weit weniger spürbar sein, als die Insolvenz eines Nachbargeschäfts in der unglückseligen Passage.
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„MAN MUSS VISIONEN HABEN, UM DIE ZUKUNFT ZU ERKENNEN, BEVOR SIE BEGINNT“
Alexander Loew ermuntert in seiner Betrachtung zum Wochenende dazu, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um die Passage wieder aufzuwerten. Da ziehe ich mit: am anderen Ende des Strangs. Dieser Zweckbau ist eine ästhetische Beleidigung. Die Probleme des Konzepts Konsumpassage sind nicht nur Greifswalder Natur, sie stehen symptomatisch für eine verfehlte Stadtplanungspolitik, besonders in den neuen Bundesländern. Das Centermanagement hat es versäumt, die ohnehin leerstehende Fläche durch mutige Ideen zu nutzen.
Unkommerzielle Zwischennutzung z.B. in Kooperation mit dem Kunstinstitut, hätte sicher das Bild der Passage und die Besucherzahl positiv beeinflusst. Vielleicht trägt ja auch das Centermanagement eine Mitschuld an der Misere? Die Firma rangiert bundesweit unter den Top 10, bezüglich gemanagter Handelsfläche.
„Man muss Visionen haben, um die Zukunft zu erkennen, bevor sie beginnt.“ Dieser Satz prangert einem Credo gleich auf der Internetseite des Unternehmens. Man muss Visionen haben, und vielleicht sollte man einen Anfang machen und der Dompassage eine Internetpräsenz gönnen. Eine Domain gibt es (http://www.dompassage.de), doch ein Klick reicht um sich klarzumachen, wieso Gewerbefläche in dieser Passage leersteht.
Zukünftiges erkennen, bevor es beginnt, heißt angesichts dieser trüben Aussichten, sich auf einen noch desaströseren Leerstand und schließlich auf die Schließung der Passage exklusive des Kinos, des einen Bäckers und des Geldautomatens einzustellen. Zu guter Letzt sei mir noch der Hinweis gestattet, dass einer der beiden durchgestylten Läden, nämlich Jesske, auch gerade eine Insolvenz hinter sich hat. Style allein reicht nicht.