Greifswald im Zweiradeifer

Zweiradeifer ist ein Wort, das sich wirklich komisch liest. Aber es trifft die Ereignisse der letzten Tage, Wochen und Monate ganz gut.

Nicht nur, dass kurz vor der Kommunalwahl plötzlich die Sanierung des Fahradweges in der Anklamer Straße begann, am 04.06.09 wurde in Greifswald auch die erste Fahrradstraße eingeweiht (Meinungen und detailliertere Ausführungen dazu bei daburna und den Grünen).

Womöglich erfolgte dieser Schritt aber auch auf Grundlage der im Juli 2008 durchgeführten Verkehrszählung.

radfahrer

Nun legt ein in Greifswald beheimatetes Unternehmen nach und man munkelt, dass heute – also am 10. Juni – zwischen 14.30 Uhr und 15.30 Uhr in der Innenstadt und bei der neuen UB eine an Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen adressierte Präsentaktion stattfinden wird.

Über die Art und Beschaffenheit der „kleinen Souveniers“ vermag ich leider nichts genaueres zu schreiben, aber es scheint ein Zusammenhang zur ‚Fahrradstadt‘ vorzuliegen.

Grünen-Blog zu keck und jetzt abgestraft

Der jüngste Greifswalder Blog macht Schlagzeilen. Auf dem (Wahlkampf)-Medium der Grünen wird der Finger gerne in die zahlreichen Wunden gesteckt und nach Herzenslust im Kreis gedreht. Offenbar etwas zu weit aus dem Fenster  soll sich jetzt aber Michael Steiger gelehnt haben.

Ulf Dembski, Senator für Jugend, Soziales, Bildung und Kultur, soll von Steiger  in einem Beitrag als “von CDU-Milben verseuchter Bettvorleger“ betitelt worden sein. Dembski reagiert jetzt (zurecht) beleidigt und sagte eine gemeinsame Podiumsdiskussion am 31. März ab.  Mehr Informationen dazu finden sich in einem Artikel von Gabriel Kords auf dem webMoritz.

Pikant an der Angelegenheit ist, dass unlängst — genau am 23.Februar —  in der Bürgerschaft aus den Reihen der CDU der Satz „Den Steiger soll man lieber aus der Stadt jagen“ gefallen sein soll. Von dieser Entgleisung erfuhr man nichts in der Zeitung, lediglich im Blog der Grünen. Die Lokalzeitung hievte das Thema ihrerseits auf die erste Seite und versehen es mit der sportiven Überschrift Grüne starten mit Foul in Wahlkampf.

Hoffen wir, dass alle Beteiligten sich vom Sportsgeist der Autorin Cornelia Meerkatz anstecken lassen und den Fall entsprechend sportlich nehmen: Gelbe Karte, kleine Entschuldigung, wieder aufs Feld und weiterkämpfen!

Grüner Wahlkampf wird noch lustvoller

Die Greifswalder Grünen gestalten ihren Kommunalwahlkampf zunehmend moderner und scheinen sich von den elektionären Entwicklungen in den USA inspiriert haben zu lassen.

Schon im Februar wies ich auf den eigens eingerichteten Blog hin, auf dem bisher täglich Beiträge publiziert werden. Doch damit nicht genug. Inzwischen ist die Gruppe auch via Twitter aktiv und scheint die Erfahrungen im Umgang mit den neuen Medien sichtlich zu genießen. Fehlen nur noch Podcasting und Videobotschaften an die zukünftige Wählerschaft. Zum Glück bleibt uns das erspart und es kommt sogar noch besser.

Anstatt blind den beispielhaften Vorreitern in Sachen WählerInnen-Aktivierung hinterherzulaufen, wird hier lustvoll Technikaffinität, Politik und parlamentarisch-oppositioneller Duktus verbunden. Es scheint einfach mehr Vergnügen zu bereiten, selbst und unmittelbar zu veröffentlichen, als auf die – im Schlimmstfall gekürzte –  Veröffentlichung eines Leserbriefes in der Ostsee Zeitung zu warten.

Was nicht heißen soll, dass keine Leserbriefe mehr geschrieben werden. Gerade heute widerspricht Dr.Ulrich Rose in der Ostsee Zeitung zurecht einem Leserbriefautoren, der scheinbar einige Zusammenhänge der umstrittenen Vertragsverlängerung des Theater-Intendanten Prof. Nekovar mißverstanden hatte.

Der webMoritz berichtete gestern über den neuesten Streich der Grünen Wahlkampagne: das wandernde Telefon. Seit gestern rotiert diese besondere Art der technisch-vermittelten Bürgersprechstunde zwischen den Kandidaten, so dass jeden Tag eine andere Listenangehörige unter 0176 43096623  erreichbar ist. Das ist besser als jeder Live-Chat und eine wirklich hervorragende Idee.

Ideenreich gestaltet sich in meinen Augen das gesamte Auftreten der lokalen Grünen. Bisher konnte beim Kommunalwahlkampf 2009 keine andere Partei in Greifswald so sehr durch Originalität und Zeitgeist glänzen wie die Grünen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit jetzt die anderen Parteien medial nachziehen, zu erwarten ist es nicht.

Beinahe bedauerlich bleibt nur, dass der Ikarus der Hansestadt sein Versprechen nach der verlorenen Bürgermeisterwahl 2008, für die bevorstehende Kommunalwahl ein starkes Bündnis zusammenstellen zu wollen, nicht einhält und abgetaucht ist. Seine Kampagne wäre sicher einige Beiträge wert gewesen.