Am 3. April eröffnet die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Greifswald mbH (VVG) eine neue Fernbuslinie, durch die Greifswald direkt mit dem etwa 70 km entfernten Neubrandenburg verbunden werden soll. Der Anfang nimmt sich bescheiden aus, denn vorerst wird die Linie 330 nur an drei Tagen in der Woche — Donnerstag, Freitag und Sonntag — jeweils einmal von Greifswald nach Neubrandenburg und retour fahren.
Die Fernbuslinie heißt „Schnurstracks“ und dieser Name ist Programm, denn der Direktbus, der erstens zwischen den beiden Städten keine Zwischenhalte macht und zweitens auf der A20 fährt, braucht für die Strecke nur eine Stunde. Zunächst werden diese Fahrten jedoch lediglich am Donnerstag, Freitag und Sonntag angeboten. Wenn die Nachfrage groß genug ist, soll die Schnellverbindung ausgebaut werden.
(Screenshot schnur-stracks.de)
Der Bus wird um 17.30 Uhr in Greifswald abfahren; um 19 Uhr beginnt anschließend seine Rückfahrt aus Neubrandenburg. Die Fahrkarten werden im Bus bezahlt und sollen 9 Euro kosten. Zum Vergleich: Der Preis einer Mitfahrgelegenheit auf dieser Strecke beträgt etwa 5 Euro. Ein Kinderwagen kann mitgeführt werden und auch Fahrräder lassen sich — nach vorheriger telefonischer Anmeldung — mit dem Bus transportieren.
Weitere Informationen und der Fahrplan mit den drei anderen Zwischenstationen in Greifswald sind auf der Seite von Schnurstracks abrufbar.
Kurz vor den Osterfeiertagen 2013 änderte das Onlineportal Mitfahrgelegenheit.de seine Spielregeln. Neue Nutzungsbedingungen und vor allem die Einführung einer Vermittlungsgebühr sorgten bei den Nutzern für eine bis heute anhaltende Welle der Empörung. Mehrere Unternehmen versuchen seitdem, vom Straucheln des bisherigen Marktführers zu profitieren und die in Bewegung geratenen Kräfteverhältnisse zu ihrem Vorteil zu nutzen. Gleichzeitig wurden mehrere Meta-Suchmaschinen entwickelt, mit denen plattformübergreifend die Daten vieler Anbieter zu einem aussichtsreichen Ergebnis zusammengeführt werden sollen. „Mitfahrzentralen im Einzelnen: Blablacar“ weiterlesen →
Kurz vor den Osterfeiertagen änderte das Onlineportal Mitfahrgelegenheit.de seine Spielregeln und sorgte damit bei seinen Nutzern für eine Welle der Entrüstung, da diese nun für die Vermittlung von gemeinsamen Fahrten zur Kasse gebeten werden. „Einfacher“, „verbindlicher“ und „zuverlässiger“ sollen die Angebote nun sein, doch die Reaktionen auf die Umstellungen, die sich in den letzten Tagen im Internet zusammenbrauten, lassen das Gegenteil vermuten.
Kostengünstige Mitfahridylle durch Gebühren bedroht
Der Vermittlungsdienst für Fahrgemeinschaften mit dem Auto oder der Bahn dominiert klar den Markt der Mitfahrgelegenheiten, denn die nach eigenen Angaben über knapp 4,5 Millionen Nutzer garantieren ein fast flächendeckendes Paralleluniversum des privatisierten, aber mitunter akribisch organisierten Personenverkehrs. Mit Hilfe einer einfachen Suchmaske werden die nach Startpunkt, Datum und Destination gefilterten Fahrten und Fahrtgesuche sowie die dazugehörigen E-Mailadressen oder Telefonnummern aufgelistet.
Auf diese Art kommen unzählige Menschen zusammen, die gemeinsam pendeln, sich die Mehrpersonenangebote der Bahn teilen und so etwas Ähnliches wie ein bezahltes Trampen2.0 konstituieren. Das Idyll der durch Mitfahrgelegenheit.de vermittelten Rudelfahrten ist durch die Umstellung allerdings ins Wanken geraten.
Die Seite gehört ebenso wie ihr Zwilling Mitfahrzentrale.de dem Unternehmen Carpooling. Im vergangenen Sommer beteiligte sich die Daimler AG mit acht Millionen Euro an der Firma und stieg damit ins Mitfahrgeschäft ein. Jetzt wird die Gebührenfreiheit, mit der man sich in den Anfangstagen von der Konkurrenz abhob, über Bord geworfen — für die Vermittlung von Mitfahrten über Strecken von mehr als 100km werden von nun an 11 Prozent des Fahrpreises fällig.
Am Montag teilte die Stadtverwaltung via Pressemitteilung mit, dass auf greifswald.de ein kostenloses Pendlernetzwerk eingerichtet worden sei, von dem vor allem Berufstätige und Studierende profitieren würden. Die über das Internet arrangierte Gemeinschaftsfahrt würde Kosten sparen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Ob dieses Angebot in dieser Form erfolgreich sein wird, darf bezweifelt werden, denn die Attraktivität von Mitfahrzentralen wird wesentlich durch die Anzahl der Nutzenden bestimmt – wo keine Mitfahrten angeboten werden, steigt man auch nicht ein beziehungsweise schnell wieder aus. Eine eigene Mitfahrerplattform auf der Internetseite Greifswalds – die schon jetzt unübersichtlich und gestaltungsverdrossen daherkommt, statt durch schnelle Informationswege und zuverlässig arbeitende Suchfunktionen zu beeindrucken – erscheint angesichts des beschriebenen Nachfragedrucks wenig sinnvoll.
Ratsamer ist es, hierfür auf ein vorhandenes Netzwerk zurückzugreifen. So wurde mit der Greifswalder Internetseite auch verfahren: Über einen Link auf der Startseite werden Reisewütige auf eine Unterseite geleitet, wo die Dateneingabe des Anbieters Drive2Day ins lebensbejahende Layout von greifswald.de eingebettet wurde. Dumm nur, dass dieses Portal zumindest in dieser Region kaum genutzt wird.
Drive2Day — Don’t drive away
Ein kurzer Test betätigt diesen Verdacht: Wer beispielsweise am Freitag nach Berlin fahren möchte, findet über greifswald.de beziehungsweise Drive2Day exakt ein Angebot. Für den Rückweg am Sonntag sieht es noch magerer aus. Beim Branchenprimus mitfahrgelegenheit.de gibt es für die am Wochenende vielfrequentierte Strecke dagegen immerhin 32 verschiedene Inserate, mit denen nach kostensparender Begleitung auf dem Weg nach Berlin gesucht wird. Zusätzlich wirbt dort sogar die Bahn mit zwei Einträgen um die knauserigen Kundinnen.
Die Planung ihrer Rückreise haben bis heute schon 22 Nutzer begonnen, die auf dem Portal einen Platz im Auto offerieren oder den gemeinsamen Kauf des Wochenendtickets organisieren. Das ist im Fall des Gemeinschaftstickets auch bitternötig, denn die Lizenz zur finanzierbaren Bahnfahrt ist effektiv inzwischen mehr als viermal so teuer wie bei ihrer Einführung vor sechzehn Jahren, als man mit diesem Fahrschein noch tatsächlich das ganze Wochenende auskosten durfte.
Zurück zur Greifswalder Website, wo man sich ganz offensichtlich für das falsche Portal entschieden hat. Denn auch mitfahrgelegenheit.de bietet die Möglichkeit der Einbettung in die eigene Website und binnen kurzer Zeit würde sich hier ein Angebot zurechtklicken lassen, das zwar immer noch nicht schön ist, aber zumindest überhaupt Einträge vorzuweisen hätte. Wie das aussehen könnte, ist in der Bilderstrecke oder aber auch beim Online City Guide Würzburg ansehbar.
Wer nirgendwo mehr ein Plätzchen findet, hat vielleicht noch im früheren Uni-Forum Ryckwaerts Glück und kommt irgendwo unter. Oder fast noch besser: einfach mal hierbleiben!
*Update* 08.04.2013
Vor einer guten Woche hat der Marktführer Mitfahrgelegenheit.de begonnen, Gebühren auf seine Dienstleistungen zu erheben und damit für Bewegung in der Branche gesorgt. Zahlreiche Mitglieder haben dem Portal inzwischen den Rücken gekehrt und wenden sich anderen Plattformen zu. Mehr über die neuen Gebühren und die Alternativen hier:
Mitfahrgelegenheit.de führt Gebühren ein und macht die Rudelfahrten teurer (Fleischervorstadt-Blog, 03.04.2013)