Am 3. April eröffnet die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Greifswald mbH (VVG) eine neue Fernbuslinie, durch die Greifswald direkt mit dem etwa 70 km entfernten Neubrandenburg verbunden werden soll. Der Anfang nimmt sich bescheiden aus, denn vorerst wird die Linie 330 nur an drei Tagen in der Woche — Donnerstag, Freitag und Sonntag — jeweils einmal von Greifswald nach Neubrandenburg und retour fahren.
Die Fernbuslinie heißt „Schnurstracks“ und dieser Name ist Programm, denn der Direktbus, der erstens zwischen den beiden Städten keine Zwischenhalte macht und zweitens auf der A20 fährt, braucht für die Strecke nur eine Stunde. Zunächst werden diese Fahrten jedoch lediglich am Donnerstag, Freitag und Sonntag angeboten. Wenn die Nachfrage groß genug ist, soll die Schnellverbindung ausgebaut werden.
(Screenshot schnur-stracks.de)
Der Bus wird um 17.30 Uhr in Greifswald abfahren; um 19 Uhr beginnt anschließend seine Rückfahrt aus Neubrandenburg. Die Fahrkarten werden im Bus bezahlt und sollen 9 Euro kosten. Zum Vergleich: Der Preis einer Mitfahrgelegenheit auf dieser Strecke beträgt etwa 5 Euro. Ein Kinderwagen kann mitgeführt werden und auch Fahrräder lassen sich — nach vorheriger telefonischer Anmeldung — mit dem Bus transportieren.
Weitere Informationen und der Fahrplan mit den drei anderen Zwischenstationen in Greifswald sind auf der Seite von Schnurstracks abrufbar.
Einweihung der neuen Bahnstrecke zwischen Greifswald und Ladebow. „Schnupperfahrt“ im historischen Museumstriebwagen. Testlauf. VIP-Fahrt mit warmen Worten und kleinem Imbiss. Dann die öffentliche Tour für die gemeine Bevölkerung, die so zahlreich auf den Bahnhof strömte, dass es dort ein ordentliches Gedränge gab, zumindest wenn man den Fotos der Greifswalder Pressestelle vertraut. Der Mitropa-Wagen fehlt. Es fährt ein Zug nach Ladebow.
Morgen wird die neue Stadtbahn eingeweiht. Sie führt vom Hauptbahnhof direkt zum Hafen nach Ladebow — beinahe so, wie es im Verkehrskonzept der hansemetro Greifswald vorgesehen war. Doch im Gegensatz zur S1, die auf dem Weg nach Ladebow mehrere Zwischenstopps einlegen sollte, entfallen nun günstig gelegene Haltestellen wie das Nordischen Institut, die Skandinavische Siedlung oder Wieck West — kein Wunder, denn diese Stadtbahn wird vorerst nur einmal fahren.
NACH 11 JAHREN WIEDER GÜTERVERKEHR AM MUSEUMSHAFEN
Nach mehr als elf Jahren können in Zukunft endlich wieder Züge durch den nördlichen Teil der Stadt rollen und der derzeit absurdesten Ampel Mecklenburg-Vorpommerns erneut Sinn verleihen. Die Sanierung des Gleises hat insgesamt nicht einmal 900.000 Euro gekostet, davon stammten fast 730.000 Euro vom Land, während die übrigen 144.000 Euro von der Stadt Greifswald getragen wurden. Oberbürgermeister Dr. Arthur König (CDU) ist zufrieden und und „erhofft sich dadurch ein Wachstum des Hafens und einen stärkeren Umsatz“.
Was bei all dieser Freude untergeht, ist die mangelnde Rentabilität der neuen Bahnverbindung. Auf Nachfrage des webMoritz schätzte Jörg Hochheim (CDU) den zu erwartenden finanziellen Verlust auf 27.000 Euro — wohlgemerkt pro Jahr und bei einer Auslastung von 100 Zugfahrten! Stiege die Zahl der Fahrten auf 150 pro Jahr, soll die Anlage für die Stadt kostenneutral sein.
„STÄRKUNG DER WETTBEWERBSFÄHIGKEIT UNSERES SEEHAFENS“
Die Stadtverwaltung möchte, dass sich der Hafen wieder zu einem nachgefragten Umschlagplatz entwickelt. Bausenator Hochheim (CDU) dazu: „Die Verbesserung der Hafeninfrastruktur ist ein Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Seehafens, da nunmehr effektiver umgeschlagen werden kann.“ Ob man in Greifswald effektiver umschlagen können wird als in den nicht ausgelasteten Nachbarhäfen Vierow und Lubmin, in die vor einigen Jahren Millionenbeträge flossen und die inzwischen natürlich ebenfalls über einen Gleisanschluss verfügen, sei dahingestellt.
Jedenfalls lägen für das Gleis von Ladebow nach Greifswald laut einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung bereits einige Anfragen von Transporteuren vor, die mit dem Schiff angelandetes Holz nur per Bahn weitertransportieren könnten. Wenn es mit dem Gütertransport auf dieser Strecke wirklich losginge, wären die Züge mit einer Geschwindigkeit von maximal 30 Kilometer pro Stunde unterwegs. Im Bereich des Museumshafens soll die Geschwindigkeit auf 10 Stundenkilometer gedrosselt werden.
Die Inbetriebnahme der neuen Bahnverbindung wird von der Stadtverwaltung und der zukünftigen Betreiberin der Strecke — der Regio Infra Nord-Ost GmbH & Co. KG (RIN) — zum feierlichen Anlass genommen, zu einer kostenlosen „Schnupperfahrt“ in einem historischen Museumstriebwagen einzuladen. Die Plätze in der Teilebahn sind rar — nur 90 Personen dürfen mitfahren, wenn der Zug um 13.30 Uhr den Hauptbahnhof verlassen wird. Für die Hin- und Rückfahrt über die 5,5 Kilometer lange Strecke wird eine Fahrzeit von etwa einer Stunde anberaumt.
Mehr dazu:
Unfreiwillige Sanierung des Bahngleises Greifswald-Ladebow (Fleischervorstadt-Blog, 12.03.2013)
Hafenbahn Greifswald – Ladebow wieder in Betrieb: Feierliche Eröffnung am 15. Januar mit Fahrt im historischen Triebwagen (PM Stadtverwaltung, 10.01.2014)
Mit der Pendelbahn nach Ladebow (arbium, 10.01.2014)
Hafenbahn Greifswald-Ladebow geht Mittwoch wieder in Betrieb (webMoritz, 13.01.2014)
Kurz vor den Osterfeiertagen 2013 änderte das Onlineportal Mitfahrgelegenheit.de seine Spielregeln. Neue Nutzungsbedingungen und vor allem die Einführung einer Vermittlungsgebühr sorgten bei den Nutzern für eine bis heute anhaltende Welle der Empörung. Mehrere Unternehmen versuchen seitdem, vom Straucheln des bisherigen Marktführers zu profitieren und die in Bewegung geratenen Kräfteverhältnisse zu ihrem Vorteil zu nutzen. Gleichzeitig wurden mehrere Meta-Suchmaschinen entwickelt, mit denen plattformübergreifend die Daten vieler Anbieter zu einem aussichtsreichen Ergebnis zusammengeführt werden sollen. „Mitfahrzentralen im Einzelnen: Blablacar“ weiterlesen →
Kurz vor den Osterfeiertagen änderte das Onlineportal Mitfahrgelegenheit.de seine Spielregeln und sorgte damit bei seinen Nutzern für eine Welle der Entrüstung, da diese nun für die Vermittlung von gemeinsamen Fahrten zur Kasse gebeten werden. „Einfacher“, „verbindlicher“ und „zuverlässiger“ sollen die Angebote nun sein, doch die Reaktionen auf die Umstellungen, die sich in den letzten Tagen im Internet zusammenbrauten, lassen das Gegenteil vermuten.
Kostengünstige Mitfahridylle durch Gebühren bedroht
Der Vermittlungsdienst für Fahrgemeinschaften mit dem Auto oder der Bahn dominiert klar den Markt der Mitfahrgelegenheiten, denn die nach eigenen Angaben über knapp 4,5 Millionen Nutzer garantieren ein fast flächendeckendes Paralleluniversum des privatisierten, aber mitunter akribisch organisierten Personenverkehrs. Mit Hilfe einer einfachen Suchmaske werden die nach Startpunkt, Datum und Destination gefilterten Fahrten und Fahrtgesuche sowie die dazugehörigen E-Mailadressen oder Telefonnummern aufgelistet.
Auf diese Art kommen unzählige Menschen zusammen, die gemeinsam pendeln, sich die Mehrpersonenangebote der Bahn teilen und so etwas Ähnliches wie ein bezahltes Trampen2.0 konstituieren. Das Idyll der durch Mitfahrgelegenheit.de vermittelten Rudelfahrten ist durch die Umstellung allerdings ins Wanken geraten.
Die Seite gehört ebenso wie ihr Zwilling Mitfahrzentrale.de dem Unternehmen Carpooling. Im vergangenen Sommer beteiligte sich die Daimler AG mit acht Millionen Euro an der Firma und stieg damit ins Mitfahrgeschäft ein. Jetzt wird die Gebührenfreiheit, mit der man sich in den Anfangstagen von der Konkurrenz abhob, über Bord geworfen — für die Vermittlung von Mitfahrten über Strecken von mehr als 100km werden von nun an 11 Prozent des Fahrpreises fällig.
Der Kreisverband der Grünen kritisiert den Einsatz von ABS-Arbeitern bei der Sanierung der Gleisanlagen nach Ladebow. Wie bereits gestern im Beitrag über die Reaktivierung der Bahnverbindung von Greifswald nach Ladebow angeschnitten, wurden bei den notwendigen Vorarbeiten des Bauprojekts offenbar Arbeitskräfte eingesetzt, die der ABS unterstehen.
Die kommunale ABS (Gesellschaft für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung) soll in Greifswald die „qualifizierte Betreuung von Arbeitslosengeld II-Empfängern“ bewerkstelligen. Diese werden — notfalls unter Androhung von Sanktionen — vom örtlichen Jobcenter zur Arbeit für die ABS gezwungen.
Der Sozialpolitische Sprecher der Grünen, Gregor Kochhan, weist zum „gefühlten fünfundachtzigsten Male“ darauf hin, dass die sogenannten „1-Euro-Jobs“ zusätzlich und im öffentlichen Interesse sein müssen. Dieses „zusätzlich“ bedeute, „dass notwendige Arbeiten eben nicht durch öffentlich geförderte Beschäftigung erledigt werden dürfen.“ Acht Jahre nach Einführung des SGB II fragt sich Gregor Kochhan, ob die Kriterien, unter denen sogenannte „1-Euro-Jobber“ eingesetzt werden dürfen, „immer noch nicht bei den Verantwortlichen der Stadt und der ABS angekommen“ seien.
Das Ziel der ABS besteht ihrer Selbstbeschreibung nach darin, “die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen möglichst bald und dauerhaft wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.” Es bestehen jedoch berechtigte Zweifel daran, dass die Säuberung von Grünstreifen jene Form “qualifizierter Betreuung” darstellt, mit der dieses Vorhaben tatsächlich gelingen kann.
Der Kreisverband Vorpommern Greifswald von Bündnis 90/Die Grünen kritisiert den Einsatz der ABS beim Gleisbau nach Ladebow (Pressemitteilung Grüne Vorpommern-Greifswald, 13.03.13)