Es wurde entschieden: Arndt bleibt uns erhalten!

Ach, hätte Katharina Winkler ihren Leserbrief schon ein Jahr früher an die Ostsee-Zeitung geschickt und ihre Erkenntnis mit uns geteilt — die langwierigste Greifswalder Debatte der letzten Dekade wäre uns erspart geblieben:

„Bereits in den 90er Jahren fand im Rahmen einer Konferenz der Arndt-Gesellschaft eine wissenschaftliche Untersuchung statt, in der ein Bielefelder Wissenschaftler nachwies, dass Arndt kein Antisemit war.“

Gestern hat sich nun der Senat mit einer Zweidrittelmehrheit für die Nichtablegung des kontrovers diskutierten Namenspatrons entschieden. Vor dem Hauptgebäude fand die Neuigkeit ein geteiltes Echo.

Dort waren — unterstützt von den Greifswalder Hedonisten, die mit dem kleinen Rabauken für gute Laune sorgten — die Arndt-Gegner versammelt. Die Musik aus dem Kinderwagen störte allerdings schnell die vor Andacht strotzende Mahnwache auf der gegenüberliegenden Seite.

Namensbefürworter mahnen gemeinsam mit Rechtsextremisten

Abhilfe schuf Sebastian Ratjen, der sich und seinen BMW als mobiles Soundsystem bei den Hedonisten empfahl und alsbald beide Lager mit Verdi beschallte.

Der Anblick der Mahnwache ließ erschaudern, denn dort standen die Namensbefürworter in unheilvoller Allianz mit bekannten Rechtsextremisten zusammen und verbildlichten so jene Vorwürfe, die ihnen von einzelnen Vertretern der Initiative Uni ohne Arndt immer wieder zwischen den Zeilen entgegengebracht wurden.

Als das Abstimmungsergebnis nach draußen drang, lag man sich in den Armen, die Freude kannte keine Grenzen. Besser hätte es König Fußball nicht hinkriegen können.

„Die Freiheit hat gesiegt!“

Ein Mitglied der rechten Burschenschaft Rugia proklamierte aufgeregt, dass die Freiheit gesiegt habe und riss kurz die Faust in die Höhe. Für einen kurzen Augenblick dachte ich dabei an das berühmte Bild aus Rostock Lichtenhagen, das den Irrsinn mit Jogginghose, Dosenbier und Urinfleck versinnbildlichte.

Derweil vertrieb sich die außerakademisch-nationalistische Opposition am gegenüberliegenden Rubenowplatz ihre Zeit. Dort gab man irgendwann dem Harndrang nach und urinierte an das Denkmal. Ob den jungen Antisemiten dabei klar war, was für ein starkes Statement zum Thema sie gerade ablieferten?

GESCHICHTSKLITTERUNG MIT TRADITION

Die Enttäuschung in den Reihen der Arndtgegner ist groß. Wer für die Hansestadt Greifswald wirbt, gerät dieser Tage schnell unter Rechtfertigungsdruck. Der Konservatismus hat hier vorerst gesiegt. Bis die Arndt-Debatte wieder aufkochen wird, werden allerdings erstmal ein paar Jahre verstreichen. Dann können und werden wir wieder über den Namen der Universität diskutieren.

Umbenennungsgegner bedienen sich derzeit sehr gerne des beliebten Begriffs ‚Geschichtsklitterung‘. Der historische Stadtplan Greifswalds, den ich vor etwa einer Woche hier wiederveröffentlicht habe, zeigt, dass die Umbenennung von Straßen und Plätzen in der Hansestadt möglich ist und sogar eine gewisse Tradition hat. Die Kaiserzeit ging, Stalin ging, wieso müssen wir an Arndt festhalten?

Der Regionalsender Greifswald TV hat bereits gestern einen Beitrag zur Abstimmung veröffentlicht, ebenso das Studentenfernsehen Moritz TV.

Die ersten Reaktionen der großen Leitmedien sind auch schon erschienen. Exemplarisch sei hier auf den Artikel bei Spiegel Online und den Kommentar, der bei der FAZ erschien, verwiesen. Lesenswert und sehr viel positionierter ist der Beitrag Uni von Görings Gnaden, der gestern auf dem Blog useless erschien. Und natürlich haben sich auch der webMoritz und die Greifswalder Grünen zum Thema Arndt geäußert.

Ein kurzes Stimmungsbild der hiesigen Leserschaft ist für mich von Interesse und wird in der folgenden Umfrage aufgenommen.

Der Senat hat den Antrag zur Ablegung des Uni-Namens Ernst Moritz Arndt abgelehnt. Dieses Abstimmungsergebnis

  • finde ich nicht gut. (52%, 92 Votes)
  • finde ich gut. (40%, 72 Votes)
  • ist mir egal. (8%, 14 Votes)

Total Voters: 178

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26 Gedanken zu „Es wurde entschieden: Arndt bleibt uns erhalten!

  1. … Ein großer Tag für die Freiheit ein schlechter Tag für die Faschisten um Sebastian Jabbusch!“

    So klingt es übrigens, wenn sich Rugia-Mitglieder und IKUWO-mit-Flaschen-bewerfer-und-dabei-einen-Schlagring-in-der-Tasche-Angreifer über das Abstimmungsergebnis freuen…

  2. Ja, wunderbar, wie die Greifswalder Politik und erschreckenderweise auch die Uni dem Nazi- Pack in die Hände spielt. Ein ganz bitterer Tag für eine Stadt, di ohne ihren konservativen Klüngel so schön sein könnte

  3. Und wer ist überhaupt Katharina Winkler? Und welche Kommission kann bei Worten Arndts wie „Man sollte die Einfuhr der Juden mit ihrem Schmutz verbieten“ als nicht antisemitistisch einschätzen?

  4. scheiße wa zorro? diese neonazis haben eine demokratische entscheidung respektiert. meldung umgehend ans ZK!!!!

    Übrigends: falls es für euch so schwer ist die last zu tragen, … man schneidet waagerecht und nicht horizontal 😉

  5. „Derweil vertrieb sich die außerakademische und nationalistische Opposition am gegenüberliegenden Rubenowplatz ihre Zeit. Dort gab man irgendwann dem Harndrang nach und urinierte an das Denkmal. Ob den jungen Anti-Antisemiten dabei klar war, was für ein starkes Statement zum Thema sie gerade ablieferten?“

    Ganz groß!!! Hier in Rostock war es die Tage nicht so schön.

  6. „Ein Mitglied der rechten Burschenschaft Rugia proklamierte aufgeregt, dass die Freiheit gesiegt habe und riss kurz die Faust in die Höhe. Für einen kurzen Augenblick dachte ich dabei an das berühmte Bild aus Rostock Lichtenhagen, das den Irrsinn mit Jogginghose, Dosenbier und Urinfleck versinnbildlichte.“

    Ist es denn so schwer nur einmal einen objektiven Artikel zu verfassen- ob bei den rechten, oder den linken blogs immer der gleiche Kindergarten.

  7. Irgendwas kann doch an dem Text nicht stimmen:

    “Derweil vertrieb sich die außerakademische und nationalistische Opposition am gegenüberliegenden Rubenowplatz ihre Zeit. Dort gab man irgendwann dem Harndrang nach und urinierte an das Denkmal. Ob den jungen Anti-Antisemiten dabei klar war, was für ein starkes Statement zum Thema sie gerade ablieferten?”

    Soll das Ironie sein oder hat man sich da verschrieben?
    (Stichwort: außerakademische und nationalistische Opposition vs. Anti-Antisemiten). Oder ist die außerakademische Opposition etwas anderes (Unterstützer von UoA?), als die nationalistische Opposition?

    Die Formulierung verwirrt mich jedenfalls ein wenig…

  8. Die Formulierung verwirrt dich zurecht, ich habe die entsprechende Stelle nochmal geradegerüclt. Jetzt sollte sich alles erschließen. Danke für den korrigierenden Hinweis.

  9. @kleinermann:

    Nö, nicht scheiße, sondern völlig normal. Neonazis (den Begriff hast du ins Spiel gebracht) können ja gut und gern demokratische Entscheidungen respektieren. Wenn es eine demokratische Wahl gegen NS- Gednkstätten gäbe und die würde in ihrem Sinne ausfallen, würden sie die auch bejubeln. Also verschone mich mit deinen affigen Provokationen! Wer hat den versucht, die Urabstimmung zu verhindern? Wer hat sich denn so lang gegen das Ergebnis der Vollversammlung gestemmt? Klar, alles lupenreine Demokraten. Auslachen kann man euch noch, mehr nicht!

  10. @zorro -> haha

    Das Ergebnis der VV war eben kein demokratischen sonder nur ein demagogisches 😉

    p.s. nenn mich nazi oder was Du willst… die wichtigen Dinge über dieses Thema stehen ja dank weiser Senatsentscheidung bereits fest 🙂

  11. Du hast dich so oft selbst disqualifiziert mit deinen dämlichen Provokationen und deinem sinnfreien Gestotter allein hier, dass ich mir zu schade bin, dich Nazi zu nennen. Nullnummern wie dich straft man mit Nichtachtung. Selbst dein peinliches „haha“ zeugt davon, dass du dermaßen sozial inkompentent sein musst, dass du Foren- User (!!!) auslachen musst, um dich als ein jemand zu fühlen. Arme Wurst!
    Das Ergebnis der Urabstimmung war nicht beschlussfähig, nicht bindend für den Senat und nicht repräsentativ! Aber das weißt du ja. Die wichtigen Dinge zu diesem Thema sind noch längst nicht alle gesagt und irgendwann wird diese Uni ihren Schand- Namen ablegen. Von daher kann ich auch beruhigt sein.

  12. @ Zorro

    Warum ist denn deiner Meinung nach das Ergebnis nicht repräsentativ?
    Welche wichtigen Dinge wurde denn noch nicht gesagt?
    Die Debatte wurde nun ja schon mehrere Jahre geführt, oder nicht?

  13. Mehrere Jahre? Durch wen? Durch die Uni? Durch die – nun so oft beschworene und heiß geliebte – Greifswalder Bevölkerung? Durch den RCDS? Oder wie oder was?
    Das Ergebnis der Urabstimmung kann als repräsentativ angesehen werden, immerhin 24% Wahlbeteiligung. Und repräsentativ ergab sich eine tiefe Spaltung der Studierendenschaft. Die 70%, die die Mahnwache- Menschen da aufgeführt haben ist einfach mal ne lächerliche Übertreibung, aber das muss ja nicht skandalisiert werden. Beschlussfähig war sie nicht, dazu hätte es eine Wahlbeteiligung von 60% der Studierendenschaft gebraucht.
    Die wichtigen Sachen werde ich jetzt hier nicht auf dem Silbertablett kredenzen, aber da wird noch einiges nachkommen mit Hinweis auf schmutzige Mauscheleien, Androhungen, Druck etc. Das fällt doch jedem auswärtigen Beobachter sofort auf, dass dies keine Abstimmung war, die lediglich der Vernunft gefolgt ist. Aber dazu später mehr….

  14. liebster zorro 🙂

    Es ist wie so oft wenn Du oder Deine Freunde etwas ankündigen…
    i n k o n s e q u e n t . . .
    Warum sprichst Du nur davon mich zu ignorieren..?
    Es ist nicht das erste Mal mein Guter. Tu was Du selber sagst. 🙂
    Dann wirst Du am eigenen Leib erfahren, dass die Welt garnicht so böse ist wie Du denkst …

  15. Dich zu ignorieren würde ja bedeuten, den Provokateuren und Schwachköpfen hier das Feld zu überlassen. Kannste schön vergessen! Nur weil du gern als Nazi bezeichnet werden möchtest, muss ich das noch lang nicht tun, oder?

  16. erwartungsgemäß … nichts Neues in Greifswald…
    Sebastian hat zu extrem personalisiert und zu stark ein Schwarz-Weiß-Bild gemalt, dadurch traten die Argumente, die wirklich gegen Arndt sprachen in den Hintergrund.
    In der gegenwärtigen Situation gibt es auf Grund von Sebastians überheblichen Anlehnungskurs gegenüber Pro_Arndt (frei nach dem Motto lasst und doch kuscheln, die rauchen wir in Pfeife) nicht mal die Möglichkeit die Ideologie der Befürworter bloß zu stellen…

  17. @Sebastian

    Irgendwann wirst auch du begreifen, dass deine bürgerlichen Kuschelpartner sich auf der gleichen Ebene wie die Nazis bewegen. Entweder wirst du selbst Abstand zum Schmuskurs nehmen oder du wirst selbst zum Nazi, deine Diktion im Streit war so weit entfernt davon ja nicht. Die „Bürgerlichen“ sind nicht deine Freunde, wenn doch, … werde dich weiter als Feind bekämpfen…

  18. hey meyerchen 🙂

    Das ist ja eine ganz neue Sicht der Dinge. Hab ich Dich richtig verstanden?
    Du bist gegen Arndt und magst Sebastian nicht weil er zu nett zu Arndt Befürwortern war? Du sagst weiterhin, dass Sebastian deswegen zum Nazi wird.
    ————————————————————————————–
    Wie hättest Du eine solche Debatte geführt? Waffenpflicht?

  19. neben diesem ganzen gesafel zwischen politikwissenschaft und populismus bleibt am ende nochmal festzuhalten:

    es gibt viele gründe den namen „ema-u“ abzulegen, aber im grunde keine ihn zu behalten, ausser so schwammige, wertkonservative – wie bräsige traditionshörigkeit und muffig-nestwarme alt-akademiker-ego-gefälligkeit.

    ob die bevölkerung, die ja anscheinend zu rasenden wildsäuen werden würde, wenn „ihre uni“ nicht mehr „ema-u“ hieße, das überhaupt derart tangiert, wie von der pro-arndt-fraktion in die waagschale gelegt wird, ist letztlich auch bloß eine vermutung, die sich auf die annahme stützt, dass „die bevölkerung“ gleichzusetzen mit dem meinungsbild der OZ ist.

  20. „es gibt viele gründe den namen “ema-u” abzulegen, aber im grunde keine ihn zu behalten,“

    mhhh… denken sie j e t z t an die SENATSENTSCHEIDUNG 😉

  21. „mhhh… denken sie j e t z t an die SENATSENTSCHEIDUNG“

    mhhh… passiert. nur wie bekomme ich diesen pelz jetzt wieder von meiner zunge runter?

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