Meinungskampf im Netz — die Nationalen Sozialisten Greifswald

NPD Plakat

Montagabend startete die vom AStA Greifswald organisierte Aktionswoche gegen Homophobie und Sexismus mit einem Vortrag über Genderfragen in der tschechischen Literatur, gehalten vom Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Wöll.

„Gendermainstreaming ist krank!“

Leider wurde die Auftaktveranstaltung von einem Graffito überschattet, dass vor dem Audimax auf den Gehweg gesprüht wurde. Bis gestern Abend befanden sich die Botschaften Homosexuelle=Volkstod und Gender-Mainstream ist krank auf dem Trottoir und wurde noch nicht entfernt. Es ist nicht das erste Mal, dass Greifswalder Neonazis ein sehr gutes Gefühl für den richtigen Augenblick haben, so wurden zum Beispiel in der Nacht vor der Erstsemesterbegrüßung der Mensa-Bereich großflächig besprüht.

(Fotoausschnitt: Patrice Wangen / webMoritz)

Antifa: „Anstieg neonazistischer Aktivitäten in Greifswald“

Die Antifa Greifswald informierte unlängst in einer Pressemitteilung darüber, dass rechte Schmierereien zunähmen:

„In der Vergangenheit konnten wir Mitglieder der „Nationalen Sozialisten Greifswald“ dabei beobachten, wie sie ihre Parolen an Wände schrieben. Da diese sich mit den zahlreichen Sprühereien der vergangenen Monate im Schriftbild und der Farbe gleichen, gehen wir von denselben TäterInnen aus. Dafür spricht auch, dass immer häufiger die Internetseite der Gruppierung gesprüht wird.“ (Pressemitteilung)

Diese Beobachtung bestätigt zum Beispiel das vor etwa zwei Monaten in der Mehring-Straße beschmutzte Banner der Verkehrswacht:

Nazischmiererei: Greifswald Info

Doch was steckt hinter dieser ominösen Webseite, auf die die Neonazis immer und immer wieder hinweisen müssen?

Andere Sachen mit dem Gegnere machen (Ihr wisst schon…)

Auf der Weltnetzseite greifswald-inpo.tk werden Themen lokaler und überregionaler Relevanz verhandelt, seien es die angekündigten Flüchtlinge, die dieser Tage in Greifswald ankommen werden, die Abgrenzung von anderen hiesigen rechten Gruppen oder die von Halloween ausgehende Gefahr für die Wehrhaftigkeit eines wie auch immer beschaffenen Volkes:

Wahre Nazionalisten reden nicht mit „GAYs“ sondern machen andere Sachen mit denen (ihr wiSSt schon).

Mann wehrt sich vehement und auf flachem Niveau gegen die Negertivierung von Stärke und Stolz.

Demonstration Greifswalder Neonazis

(Foto: greifswald-inpo.tk)

Verweise auf Arndt und die Schulhof-CD der NPD

Daneben erstrahlt die Sidebar des Blogs im üblichen Bilde des Spektrums, wird über die Schulhof-CD der NPD genauso infomiert wie über den umstrittenen Namenspatron der Greifswalder Universität, Ernst Moritz Arndt. Neben einer Selbstdarstellung ist dann auch noch Platz für ein Fotoarchiv mit Graffiti und Paste-Ups.

Außerdem steht auf der Webseite ein Terminenplan bereit, um stets über aktuelle Zusammenkünfte informiert zu sein. Dort wird zum Beispiel auch auf die beiden Infostände der NPD am 10. November hingewiesen.

NPD Plakat

Verrückterweise legen die Nazis inzwischen nicht nur die Scheu vor Anglizismen ab (Gendermainstream), sondern verweisen mit den entsprechenden Buttons auch noch gleich auf das soziale Netzwerk Facebook, um dort die publizierten Inhalte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine deutsch-nationale Alternative mit vergleichbaren Nutzerinnenzahlen gibt es eben nicht.

Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Macher der Seite weiterhin so emsig ihre Webadresse in der Stadt verbreiten, ob sie ihre Publikationsfrequenz halten werden und welche Themen sie zukünftig verklären. Spaß macht das Lesen in diesem speziellen Fall ungemein und gäbe es ein funktionierendes RSS-Feed, ich hätte es bereits abonniert.

Hier findet man die Seite der Nationalen Sozialisten Greifswald. Das komplette Programm der Aktionswoche gegen Homophobie und Sexismus ist beim AStA zu finden.

21 Gedanken zu „Meinungskampf im Netz — die Nationalen Sozialisten Greifswald

  1. Der Unterschied im Domainnamen ist gering und viele denken sich beim ersten hinsehen: „der Jockel spinnt doch!“ Ich dachte, du hast dich verschrieben, aber nach dem Klick und etwas mehr hinsehen, war’s schon klar.

  2. Ist das Plakat eigentlich echt, oder nur Photoshopkunst? Wenn nicht: schon dreist, dass sich der kleine, blasse Nazi da einbildet eine Frau wie Klumm abzubekommen 😀

  3. @Jockel:
    Mensch, Hut ab! Tolle Parodie, clever umgesetzt. Sehr gelungen – dieses online-den-Spiegel-Vorhalten. Aber sag mal, ist der Traffic auf der verlinkten Seite wirklich echt?

    @shaze:
    Folge einfach mal dem copyright im Foto (links), da gibt’s mehrere witzige Fotomontagen. Und diese öde Person heißt Klum – würde sie Klumm heißen, gäbe es nämlich zwischen dieser personifizierte Litfaßsäule und m&m längst’nen Werbevertrag (kleine Eselsbrücke).

  4. @kapitulist:
    Zum Counter kann ich nichts sagen. Im Seitenfuß sind die Referer angegeben. Dort sind nur 10 Besuche vom FVB notiert. Mein Statistiktool sagt mir, dass es bis jetzt, 21.20 Uhr, 137 Zugriffe auf die Seite von hier aus gab.

  5. @Jockel:
    jipp dieses Referer-Ding im Seitenfuss hab ich auch gesehen und fand die wenigen Aufrufe von ‚hier‘ mit komischer Doppelnennung des fvb auch fragwürdig. Das ganze Referer-Ding mit 100 Aufrufen in den den letzten 24 Stunden ist im Vgl. zum Counter eh absurd, da dieser meint heute 8.600 Aufrufe gezählt zu haben.
    Schon bisschen komisch/schade, dass da so’ne Zählwerke installiert sind, denen keine Bedeutung beigemessen werden kann bzw. ich steige nicht dahinter oder es soll halt niemand dahinter steigen.

    Aber von hier aus 137 wirkliche Zugriffe – das ist ja schonmal ’ne Hausnummer.

  6. ach jockel…pass auf dich und deine wohnung auf….vllt gehts dir ja auch mal wie schmuddel:)

    „Antifaschismus ist ein ritt auf Messers schneide!“

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