Für 670.000 Euro wird das derzeit als Parkplatz genutzte Quartier A11 am Hansering an die WVG verkauft. Das beschloss die Greifswalder Bürgerschaft mehrheitlich auf ihrer Sitzung am 13. Mai. Sie überstimmte dabei fünf ihrer Mitglieder, die sich die Veräußerung des Areals anders vorgestellt hätten.
So kritisierte die Fraktion der Grünen, dass der Verkauf an die WVG ohne öffentliche Ausschreibung und einen Architektenwettbewerb erfolgte: „Das A11-Quartier ist historisch, städtebaulich und touristisch eine der wichtigsten Adressen in unserer Innenstadt”, meint Ullrich Bittner, Bauausschussmitglied der Grünen. “Warum gibt man, nach den vielen städtebaulichen Pannen, bei so einem Filetstück die Steuerungsmöglichkeiten so leichtfertig aus der Hand?“
(Foto: David Vössing, webMoritz)
Auf dem Grundstück, das vom Hansering, der Roßmühlen-, der Kuh-, und der Brüggstraße begrenzt wird, lässt die kommunale Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft nun in den nächsten Jahren eine dreigeschossige Blockrandbebauung zuzüglich Staffelgeschoss und Tiefgarage errichten. Am Ende sollen auf dem Areal am Museumshafen etwa 65 Wohnungen mit gehobener Ausstattung und Gewerbeflächen entstehen, die das Viertel „aufwerten“ werden und trotz erheblicher Lärmemissionen durch die stark befahrene Straße, das nächtliche Treiben am Hafen und die Freiluftbühne preislich weit über dem Durchschnitt dieses Quartiers liegen dürften. Immobilienscout24 gibt dazu eine interessante, wenn auch sehr grob aggregierte Karte an die Hand, auf der das Mietniveau einzelner Stadtviertel farblich dargestellt wird.
Das verantwortliche Architekturbüro Rimpf kommt aus Eckernförde und hat in Greifswald bereits das Kontorhaus in der Gützkower Straße saniert. Über kritische Stimmen zu den Entwürfen des Architekten berichtete die Ostsee-Zeitung bereits am 1. Februar. Die „Blockhaftigkeit“ der geschlossenen Bebauung fand nicht bei allen Beteiligten Anklang — am Ende war sogar von „Micky-Maus-Architektur“ die Rede. Fest steht zumindest, dass das verkaufte Grundstück zentrale Bedeutung für das Erscheinungsbild der nördlichen Innenstadt Greifswalds hat — nicht nur für diejenigen, die aus Richtung Stralsund in die Stadt hineinfahren, sondern auch für jene, die an den Ryckterrassen gegenüber sitzen und womöglich eine dauerhafte architektonische Malaise vor Augen haben werden. Bauausschuss, bleib wachsam!