Kurz vor den Osterfeiertagen 2013 änderte das Onlineportal Mitfahrgelegenheit.de seine Spielregeln. Neue Nutzungsbedingungen und vor allem die Einführung einer Vermittlungsgebühr sorgten bei den Nutzern für eine bis heute anhaltende Welle der Empörung. Mehrere Unternehmen versuchen seitdem, vom Straucheln des bisherigen Marktführers zu profitieren und die in Bewegung geratenen Kräfteverhältnisse zu ihrem Vorteil zu nutzen. Gleichzeitig wurden mehrere Meta-Suchmaschinen entwickelt, mit denen plattformübergreifend die Daten vieler Anbieter zu einem aussichtsreichen Ergebnis zusammengeführt werden sollen.
RUDELFAHRTEN MIT SOZIALEM EVENTCHARAKTER
Blablacar begann sein Engagement in Deutschland im April des vergangenen Jahres. Die 2006 gegründete Plattform — finanziert unter anderem von Accel Partners, einem Geldgeber aus dem Silicon-Valley, der auch Facebook und den Musik-Streaming-Dienst Spotify unterstützte — ist bereits in zehn europäischen Ländern aktiv. Knapp 15 Prozent der insgesamt über fünf Millionen Mitglieder nutzen die Plattform monatlich. Der Start in Deutschland wurde von umfangreichen Werbemaßnahmen begleitet. Außerdem unterstützte Blablacar die Kampagne Laut gegen Nazis.
Bei Blablacar wird Gemeinschaft großgeschrieben. Deshalb kann man nach der Registrierung nicht nur biographische Angaben im Nutzerprofil machen, sondern auch das eigene Mitteilungsbedürfnis oder die Haltung zu Tieren, Musik und Tabakkonsum konkretisieren. Je nach Auskunftsfreude weiß man dann schon vor Reisebeginn, mit wem man unterwegs ist — die Fahrt kriegt sozialen Eventcharakter.
Ansonsten funktioniert die Seite wie die anderen Webangebote für Mitfahrgesuche: Start- und Zielort eingeben, Reisedatum festlegen und die nach verschiedenen Merkmalen sortierbaren Ergebnisse werden angezeigt. Im Fall der Strecke Greifswald–Berlin, für die in der Regel besonders viele Mitfahrten gesucht werden, ist das Ergebnis durchschnittlich: Es gibt weniger Treffer als beim gebührenpflichtigen Mitfahrgelegenheit.de, aber mehr als bei durchsetzungsschwachen Konkurrenten wie drive2day; die Resultate der Meta-Suchmaschinen sind nicht unbedingt überzeugender. Trotzdem sollte man Blablacar auf dem Schirm behalten, wenn eine gebührenfreie Mitfahrgelegenheit vonnöten ist, denn angesichts des robusten Marketings und der kontinuierlich wachsenden Zahl der Nutzenden wird auch auf dieser Plattform weiterhin inseriert werden. Schon jetzt finden sich von beziehungsweise nach Greifswald viele Mitfahrten.
Noch hebt sich die Plattform vor allem durch ihre Gebührenfreiheit von ihrem größten Konkurrenten ab, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch dieses Angebot kostenpflichtig wird — wie es beispielsweise in Frankreich der Fall ist. Dann wird sich zeigen, ob die positiven Effekte der netzsozialen Gemeinschaft auf die Reisenden vergleichbar starke Bindungskräfte wie die Gebührenfreiheit ausüben werden oder nicht.
Auf Mitfahrzentralen auferksam zu machen ist eine gute Sache! Warum aber berichtet ihr nur über einen (von vielen) Anbietern? Das wird dem immer noch sehr verstreutem Angebot nicht gerecht.
Als Metasuchmaschinen bieten sich bspw. http://www.fahrtfinder.net oder http://www.riderunner.de an ..
Schauste dir die Überschrift nochmal an, denkst kurz nach und du weißt deine Antwort… 🙂
Hallo!
Danke, find ich gut, dass du die Angebote mal im einzelnen beleuchtest. Schließlich werden diese Plattformen immer populärer. ich find BBC auf der einen seite auch sehr sympathisch. Dass man vorher quasi schon ein bisschen weiß, zu wem man da ins auto steigt, find ich super. Andererseits hoff ich, dass nicht irgendwann hauptsächlich Gewerbe treibende, die Seite nutzen, wie es bei Mitfahrgelegenheit iwann der fall wurde :/
Gruß, Thorsten