Wegen Tumulten am Rande einer Kundgebung von Geflüchteten in Güstrow standen gestern der Sänger von Feine Sahne Fischfilet sowie zwei Mitangeklagte vor Gericht. Der Prozess endete mit Freisprüchen.
Details über den Deal zwischen dem Plattenlabel Audiolith und dem Innenministerium Mecklenburg-Vorpommerns sind nicht bekannt. Aber dass es irgend eine Form von Übereinkunft geben muss, daran dürfte kein Zweifel mehr bestehen. Schon vor fünf Jahren, vor dem Release der vorletzten Platte Scheitern und Verstehen, griff das Innenministerium der vorpommerschen Band amtlich unter die Arme.
(Foto: Bastian Bochinski)
Die Sicherheitsbehörde spendierte der Band damals eine ausführliche Besprechung im Verfassungsschutzbericht und widmete den Trompetenpunkern darin mehr Raum als dem NSU-Netzwerk, das 2004 den türkischen Imbissverkäufer Mehmet Turgut in Rostock ermordet hatte. Der Erwähnung im Verfassungsschutzbericht folgte ein massives Medienecho. Die „gefährlichste Band Vorpommerns“ war nun plötzlich vielen Leuten bundesweit ein Begriff.
Im Grunde baute das Innenministerium damals also ein robustes Fundament für den späteren Erfolg von Feine Sahne Fischfilet. Eine Grundsteinlegung, die sich nun wiederholen sollte.
Eingestellte Verfahren gegen Neonazis werden wieder aufgenommen
Mitte Januar wird das neue Album von Feine Sahne Fischfilet erscheinen. Es wird Sturm & Dreck heißen. Pünktlich vor dessen Release leistete das Innenministerium nun abermals Amtshilfe und unterstützte die Öffentlichkeitsarbeit des Plattenlabels mit einem Prozess gegen Sänger Jan Gorkow und zwei weitere Personen. Den Angeklagten wurde — zugespitzt formuliert — vorgeworfen, 2015 eine Kundgebung von Geflüchteten gegen einen Angriff von Neonazis verteidigt zu haben.
Die Polizei war damals bei der Veranstaltung präsent, ergriff aber keine Maßnahmen zum Schutz der Versammlung und wirkte massiv überfordert. Trotz ausführlicher Dokumentation des Angriffs auf die legale Kundgebung wurden zunächst sämtliche Ermittlungen gegen die Neonazis eingestellt. Stattdessen wurden drei Personen, die sich schützend zwischen die Versammlung und die angreifenden Rechtsextremisten stellten, mit abenteuerlichen Unterstellungen angeklagt. Unter den Angreifern befand sich auch Nils Matischent (NPD), der zu diesem Zeitpunkt noch Mitglied der Güstrower Stadtvertretung war. Er legte sein Mandat im Jahr 2016 nieder.
Der gestrige Prozess endete mit einem Freispruch für alle drei Angeklagten. Die Richter schlossen sich damit der Forderung von Staatsanwaltschaft und Verteidigung an. In der Urteilsbegründung hieß es, dass Fotos und Videos des Vorfalls nicht hätten belegen können, dass sich die drei angeklagten Männer an Gewalttätigkeiten beteiligt hätten.
Die Staatsanwaltschaft Rostock teilte zunächst mit, dass gegen mehrere Neonazis ebenfalls wegen Landfriedensbruchs ermittelt worden sei, diese Ermittlungen aber eingestellt wurden, da ihnen keine individuellen Straftaten hatten zugeordnet werden konnten. Inzwischen seien diese Ermittlungen wieder aufgenommen worden, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft gegenüber dem NDR erklärte.
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Für Feine Sahne Fischfilet war der Prozess gewissermaßen auch Auftakt einer kurzen Tour mit den Toten Hosen. Daher reiste die Band im Nightliner zum Prozess nach Güstrow an und brachte Freunde und Unterstützerinnen mit. Nach der Verhandlung fuhren sie dann weiter nach München, wo zwei gemeinsame Konzerte mit den Toten Hosen in der ausverkauften Olympiahalle auf dem Programm stehen.
Mehr über den Prozess:
- Freispruch für Sänger von Punkband (NDR, 18.12.2017)
- Freispruch für Sänger von Feine Sahne Fischfilet: Polizisten auf rechtem Auge „ein bisschen“ blind (Endstation Rechts, 19.12.2017)
Am 01. Februar 2018 beginnt die Tour zu Sturm & Dreck. Das neue Album von Feine Sahne Fischfilet kann hier vorbestellt werden.
„Alles auf Rausch“-Tour
01.02.2018 Linz (AT), Posthof
02.02.2018 Wien (AT), Arena
03.02.2018 Graz (AT), PPC
09.02.2018 Leipzig, Haus Auensee
10.02.2018 Hamburg, Inselparkhalle
15.02.2018 Fürth, Stadthalle
16.02.2018 München, Tonhalle
17.02.2018 Wiesbaden, Schlachthof
22.02.2018 Osnabrück, Hydepark
23.02.2018 Heidelberg, Halle02
24.02.2018 Zürich (CH), Dynamo
01.03.2018 Magdeburg, AMO
02.03.2018 Saarbrücken, Garage
03.03.2018 Dortmund, Phönixhalle
08.03.2018 Stuttgart, Im Wizemann
09.03.2018 Köln, Palladium
10.03.2018 Erfurt, Stadtgarten (ausverkauft)
16.03.2018 Berlin, Columbiahalle (Zusatzshow)
17.03.2018 Berlin, Columbiahalle (ausverkauft)
23.03.2018 Rostock, Stadthalle
Barista Barista
Viel Erfolg mit der neuen Platte.