Wir wiecheln uns vorwärts!

Cornelia Meerkatz lobte in der vorgestern erschienenen Ostsee-Zeitung das Verschwinden eines weiteren „Schandfleckens“. In ihrem Artikel prophezeihte sie den Umbau des „maroden Gebäudes in ein Schmuckstück“.

Die Grundstücksgesellschaft Wiechel & Partner bR hat die Immobilie in der Lange Reihe 67 erworben und plant, sie bis zum November zu sanieren. Das Haus ist inzwischen eingerüstet, aber hier ist noch ein Bild vor Beginn der Sanierungsarbeiten.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Ulf-Thorsten Wiechel frohlockt zurecht, zeichnet doch sein Unternehmen für die systematische Verschandelung des Bereiches Lange Reihe, Bleichstraße und Brinkstraße verantwortlich. Alte Bausubstanz wird weggerissen, Stahl-Glas-Beton-Ungetüme hochgezogen.

Das Phänomen ist nicht neu, sondern an vielen Standorten in der Stadt zu begutachten. Anstoß erregen dabei gar nicht primär steigende Mieten, sondern die völlige Abwesenheit ästhetischen Empfindens – wir bauen nicht mehr schön.

Wiechel hat es geschafft, eines der interessantesten Wohnquartiere der Stadt zu verbauen, wie auf dem folgenden Bild zu erkennen ist. Ärzten entzieht man bei schlimmen Missgriffen die Approbation, gegen Investoren wie Wiechel scheint dagegen kein Kraut gewachsen zu sein.

Stille Prominenz

Preisfrage: Wieviel Millionäre leben in Greifswald? Die Antwort ist schwer auszumachen, da über Geld ja bekanntlich nicht zuviel geredet wird. Abgesehen davon sind im strukturschwachen Nordosten nur bedingt immense Privatvermögen zu vermuten. Wie man aber eine steile Karriere vom arbeitslosen Kommunisten zum gutbetuchten Vorzeigeunternehmer gestaltet, lebt Michael Schmidt vor.

Ein Artikel in der Financial Times Deutschland portraitiert ihn als legeren Unternehmer, dem der Börsenspuk nicht zusagt. Das von ihm geführte Unternehmen, die Hanse Yachts AG, dessen Haupteigner er ist und das seinen Sitz in Greifswald hat, verbuchte im Geschäftsjahr 2006/2007 einen Umsatz von 105 Millionen Euro und etablierte sich als zweitgrößter Sportboothersteller in Deutschland.

Auf dem üppigen Werftgelände befindet sich mittlerweile auch ein gastronomischer Betrieb, die alte Tischlerei. Wenn ich mich recht entsinne, kaufte (der intern als Choleriker gefürchtete) Schmidt vor nicht allzu langer Zeit die alte Villa hinter dem Strand von Eldena. Die Deutsche Welle produzierte kürzlich einen Beitrag über Schmidt, der sich hier herunterladen lässt oder den man im nachfolgenden Videofenster sehen kann.

Flashmob am Fischerbrunnen

Gestern nachmittag gab es am Fischerbrunnen eine Flashmob-Aktion. Um nicht unnötigerweise zu erklären, um was es dabei geht, darf ich ruhigen Gewissens auf die Erkärung anderer verweisen.

Viele Leute waren nicht da, aber die Stimmung scheint dessen ungeachtet ausgelassen gewesen zu sein. Das kleine Rabauke, der beliebte wie geliebte kleine Kinderwagen, war so großzügig, die Meute zu beschallen. Glücklicherweise wurden Videoaufnahmen von der Aktion gemacht und in Windeseile veröffentlicht.

Der neue Vorbote ist da!

Seit einigen Tagen liegt die neue Ausgabe des Vorbotens vor, der in 2500er Auflage in Greifswald erscheint. Diese ganz hervorragende Stadt(teil)zeitung entsteht mit der Unterstützung des Quartiersbüros Fleischervorstadt und des IKUWOs.

Die nunmehr zehnte Ausgabe beschäftigt sich ausführlich mit der StraZe, dem Thema (Sub)Kultur und Arbeitsraum.

Anbei eine Leseprobe des ersten Artikels:

„Die Häuser denen, die sie brauchen“, die Parole der HausbesetzerInnenbewegung der 80er Jahre. In großen Buchstaben an das Haus gesprüht ist sie für jeden sichtbar, der Greifswald über die Stralsunder Straße verlässt. Wer braucht dieses Haus? Die Frage stellt sich beim Anblick des leer stehenden Hauses in der Stralsunder Str. 10/11.Die Fenster sind kaputt, die Ziegel fallen vom Dach, der Schornstein ist schief seit dem letzten großen Sturm. Die besprühte Fassade bröckelt und erzählt Geschichte. Um genau zu sein: Greifswalder Geschichte seit 1846.

Im Januar 2008 wird das Haus an einen viel versprechenden Investor verkauft. Die Stadt atmet auf. Alles sieht so aus, als hätte Greifswald bald einen „Schandfleck“ weniger. Ende Mai verkündet die Ostseezeitung die Nachricht, dass das Haus abgerissen werden soll. Zu alt, zu schlechter Zustand, eine Sanierung wäre unbezahlbar. Denkmalschutz? Ja, aber. Die Wirtschaftlichkeit ist nicht unwesentlich. Manchmal kann man ein altes Haus einfach nicht mehr retten. Eine Sanierung würde sich nicht rentieren.

Brauchen wir dieses Haus? Keine Ahnung. Wollen wir dieses Haus? Vielleicht. Soll dieses Haus erhalten bleiben? Ja. Ja. Ja.“

Moritz TV veröffentlicht GrIStuF-Beitrag

Moritz TV hat einen sehr gelungenen, halbstündigen Beitrag über das vergangene Studentenfestival und den Verein GrIStuF produziert und veröffentlicht.

Die Sendung ist in mehrere kurze Einzelbeiträge fragmentiert, in denen die Strukturen des Vereins und die Arbeit in den einzelnen Workshops vorgestellt werden.

Außerdem gibt es audio-visuelle Eindrücke der durchgeführten Kulturveranstaltungen und zur Auflockerung Interviews (u.a. mit Schirmherr Jakob von Uexküll und den Berliner Neo-Indie-Unsymphaten Bodi Bill). Die Sendung sollte unbedingt gesehen werden, wartet sie doch mit einer für Moritz TV ungeahnten Professionalität auf.