Zwischen Äpfeln, Appetithäppchen und menschlichen Abgründen — Hannes Hametner verabschiedet sich mit Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“ vom Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt

Was kann es Schöneres geben, als Freunde zu einem gemütlichen gemeinsamen Abend einzuladen? Was kann es Schöneres geben, als bei gutem Essen und erlesenem Wein über wichtige wie alltägliche Themen zu diskutieren? Und was kann es Schlimmeres geben, wenn ein so vorhergesehener Abend vollends aus dem Ruder gerät? Diesen Fragen spürt Hannes Hametner in seiner Inszenierung des Schauspiels „Drei Mal Leben“ von Yasmina Reza auf ebenso eindrucksvolle wie leichtfüßig-unterhaltsame Art und Weise nach.

"Drei Mal Leben" am Theater Vorpommern

Aus Kommunikation wird Kampf

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Ein Netz der Beliebigkeit — André Rößler inszeniert Hebbels „Gyges und sein Ring“ am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt 

Selten aufgeführte und somit unbekannte Dramen zu zeigen, scheint dem Theater Vorpommern seit dem Wechsel der Intendanz im Sommer 2012 ein großes Anliegen zu sein: Nachdem in der letzten Spielzeit Die Ballade vom traurigen Café und Gerhart Hauptmanns Der weiße Heiland inszeniert worden sind, gab es nun also Friedrich Hebbels Gyges und sein Ring.

Theater Vorpommern Gyges

Angesichts der Fülle möglicher Themen und gesellschaftlich interessanter Fragestellungen, die dieses Dramas bietet, mag man sich fragen, warum es so selten inszeniert – also in Szene gesetzt – wird. Die Handlung der Hebbel’schen Tragödie ist dagegen schnell zu formulieren: Kandaules, der König von Lydien, hat eine Frau, die als die schönste Lebende gilt – doch darf außer ihm selbst niemand ihr Gesicht erblicken. Durch einen vermeintlichen Freundschaftsdienst des Griechen Gyges – vollbracht mittels eines Ringes, welcher seinen Träger unsichtbar werden lässt – nimmt das tragische, letztlich fatale Schicksal seinen Lauf. „Ein Netz der Beliebigkeit — André Rößler inszeniert Hebbels „Gyges und sein Ring“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen

Weiter so! — Wannie de Wijns DER GUTE TOD begeistert Greifswalder Publikum

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt

Plakat Der gute Tod

Wer am Samstagabend nicht zu denen zählte, die sich dem historischen Sportereignis widmeten, sondern sich ins Theater Vorpommern begab, konnte etwas ähnlich Seltenes, weil selten Gewordenes, erleben: Nämlich, dass Theater im Stande sein kann, zu berühren und zu packen. Grund für dieses Erlebnis war die Premiere von Wannie de Wijns Stück „Der gute Tod“, inszeniert von Hannes Hametner. Und bereits vorab sei gesagt: Bei dieser Inszenierung stimmt alles!

„DER TOD IST EURE SACHE, MEINE IST DAS STERBEN“

De Wijn widmet sich in seinem Text einem schwierigen, weil kontroversen, Thema – Sterbehilfe oder, wie es eine der Personen auf der Bühne am Abend nennen wird: Euthanasie. Dabei bezieht das Stück keine Position, zeigt nicht den Prozess bis zur Entscheidung, sondern thematisiert, wie Angehörige und Freunde mit dem Entschluss umgehen.

Bernhard Keller (Marco Bahr) hat Lungenkrebs im „terminalen Stadium“; ihm bleiben zwei Wochen, wahrscheinlich unter starken Schmerzen und mit stetiger Angst vor seinem Tod. Um sich dieser zu entziehen, hat er seinen besten Freund und Arzt, Robert (Lutz Jesse), gebeten, ihn von seinem Leid zu erlösen. Geschehen soll dies in Bernhards Haus, im Kreise seiner Lieben: seiner neuen Lebensgefährtin Hannah (Katja Steuer) und der geliebten Tochter Sam (Susanne Kreckel). Sie ist es schließlich, die auch die beiden Brüder von Bernhard ins Haus einlädt: den Geschäftsmann Michael (Markus Voigt) – der vor zwanzig Jahren selbst mit Hanna liiert war – und den verhaltensauffälligen kleinen Bruder Ruben (Alexander Frank Zieglarski).

Der gute Tod Theater Vorpommern
Lutz Jesse (Robert), Katja Steuer (Hannah)

Sie alle versammeln sich, um ihren Freund, Bruder, Partner, Vater in seinen letzten Stunden zu begleiten, bei ihm zu sein. Denn am nächsten Morgen um neun Uhr ist alles vorbei – so ist es Bernhards Wille.

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Mittelmaß! „Liebe Macht Tod/Romeo und Julia“ am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt

Plakat zu Romeo und Julia

Kaum eine Liebestragödie begeistert und berührt so sehr wie Shakespeares Romeo und Julia — die Tragödie einer Liebe, welche durch den Streit zweier reicher verfeindeter Familien zum fatalen Scheitern verurteilt ist; und dies bereits von ihrem Beginn an. Dennoch erweckt dieses Stück seit Jahrhunderten die Hoffnung und den Glauben an aufrichtige, bedingungslose Liebe bis in den Tod.

Thomas Braschs Fassung des Shakespeare’schen Dramas kleidet bereits in seinem Titel die Liebesgeschichte in ein neues, ein anderes Gewand: LIEBE MACHT TOD. Diese Fassung glänzt nicht nur durch eine „kräftigere“ Sprache, sondern auch durch ihre Konzentration auf die Macht der jeweiligen Clans und ihrer Mitglieder sowie deren Umgang mit ihr.

OBERFLÄCHE STATT TIEFGANG – STANDBILDER STATT EMOTIONEN

In der Inszenierung am hiesigen Haus, welche am Samstag Premiere feierte, gelingt es dem Regisseur und designierten Oberspielleiter Andrè Rößler leider nur, diese Begriffe — wenn überhaupt — oberflächlich zu behandeln. Trotz vieler inszenatorischer Einfälle — wobei einige das „klassische“ Greifswalder Publikum sicher einer Geduldsprobe unterzogen — gelingt es nur selten, dass die erzeugten Bilder der Inszenierung Emotionen transportieren, geschweige denn auslösen können.

romeo und julia greifswald

Allzu oft wirken Situationen wie Standbilder, wie Momentaufnahmen — man vermisst tatsächlich körperliche Aktion. Selbst bei einer Kampfszene zwischen Tybalt (wunderbar machthungrig dargeboten von Alexander Frank Zieglarski) und Mercutio (pubertär hemmungslos: Dennis Junge), in welcher Schwämme mit Kunstblut statt Schwertern zum Einsatz kommen, kann nur wenig Spannung erzeugt werden. „Mittelmaß! „Liebe Macht Tod/Romeo und Julia“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen