Made in Greifswald: Der Bite Away

Was für ein Gefühl mich überkam, als ich das Paket öffnete und den Inhalt in meiner Hand hielt. Ein Hybrid aus Damenrasierer und elektrischer Zahnbürste. Made in Greifswald – das sehe ich nicht jeden Tag und es lässt mein lokalpatriotisches Herz natürlich höher schlagen.

bite awayDie Geschichte des bite away begann 1999, als Prof. Dr. Enderlein und die Ingenieure Schuldzig und Kruppa ein Patent anmeldeten. Sie hatten herausgefunden, dass Bestandteile des Insektengiftes hitzeempfindlich sind und sie bei Temperaturen über 48°C zersetzt werden. Außerdem werde durch die punktuelle Erwärmung die Ausschüttung von Histamin gehemmt. Nach mehrjähriger Entwicklung lag schließlich der bite away vor, der in zwei Varianten daherkommt: lang und schmal wie der beschriebene Damenrasierer-Elektrozahnbürsten-Hybrid namens Cobra sowie rundlich-kompakt und auf den Namen Maus hörend.

Funktioniert das wirklich?

Die Anwendung des bite away ist denkbar einfach. Angetrieben von zwei AA-Batterien wird für wenige Sekunden an dem kleinen Metallplättchen ordentlich Hitze produziert, die man bis zum Erklingen eines akustischen Signals auf die entsprechende Einstichstelle wirken lässt. Es ist heiß, aber man gewöhnt sich doch relativ schnell an die Temperatur. Ich war nach wenigen Anwendungen auch imstande, die Cobra auf einen Insektenstich an meiner Unterlippe loszulassen.

Um die Wirkung des Stichheilers wusste ich schon länger, aber alle unterwegs unternommenen Versuche, einen ähnlichen Effekt zu erzielen – zum Beispiel mit Feuerzeug und Kugelschreiber – waren nicht von Erfolg gekrönt. Meine Erfahrungen mit dem Testprodukt sehen da ganz anders aus, denn das Gerät funktioniert. Ich habe mich am vergangenen Wochenende genüsslich und aufmerksam von vielen Mücken stechen lassen, um anschließend den anschwellenden Hautstellen mit der Cobra zu begegnen.

mueckenmaus kobra biteaway

Es hat nicht mal eine Minute gedauert, bis das Jucken der bearbeiteten Mückenstiche aufhörte. Auch später begann der Juckreiz nicht von Neuem. Mir, der regelmäßig mit Mücken und ihrem Blutdurst konfrontiert ist, wird zum ersten Mal ein funktionierendes Gegenmittel wider die juckende Hautplage in die Hand gegegeben. Ich werde in wenigen Wochen die Cobra in den schottischen Highlands ausprobieren und überprüfen, wie gut der bite away im Kampf gegen die dort marodierenden Midgies geeignet ist.

Stellungnahme von Krafczyk zu sexistischer Werbung

Vor über drei Monaten erschien hier der Beitrag Von Männermode und Männerträumen, in dem es um die unsägliche und vor allem sexistische Werbung des Herrenausstatters Krafczyk ging. Nun hat vor zwei Tagen auch die Ostsee-Zeitung das Thema auf das Tableau gehievt, beziehungsweise auf die dritte Seite ihrer Greifswalder Ausgabe.

Widerstand gegen Krafczyks Reklame

Merkwürdig an dem Artikel Anke Lübberts ist, dass er mit unterschiedlichen Überschriften in der Print- („Ist diese Werbung zu sexistisch?„) und der Online-Ausgabe („Zu sexistisch? Kritik an Mode-Werbung„) publiziert wurde. Im Text ist die Rede von einem sich gegen die Werbung des Modehauses formierenden Widerstands.

inesgoemerDabei wird neben „mehreren Blogs“ (wurde die Problematik noch an anderer Stelle im Netz als hier thematisiert?) auch auf die Greifswalder Ladyfestgruppe und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Ines Gömer, Bezug genommen.

Gömer meint, Werbung zeige „Frauen oft in ziemlich einseitigen Rollen. Sie sind sexy, schön und manchmal auch ein bisschen dümmlich“ und fragt, „welche Auswirkungen das Angebot an solchen medialen Identifikationsfiguren auf Mädchen haben könnte„.

(Foto: Petra Hase / OZ)

Eingeschränkte Bewegungsräume durch sexistische Anzeigen

anjareuhlAnja Reuhl, die für die Grünen in der Greifswalder Bürgerschaft sitzt, fühlt sich in ihrem Bewegungsraum eingeschränkt, wenn sie mit sexistischen Anzeigen im öffentlichen Raum, in ihrem Fall im Theater, konfrontiert wird. Im OZ-Artikel wird auch Krafczyk zu seinen Werbeanzeigen befragt und gibt zu Protokoll, dass er die Debatte als überdramatisiert empfinde. Er gestaltet seine Werbung selbst und kommt ohne die Hilfe einer Werbeagentur aus.

(Foto: Grünen-Blog)

Professionelle Beraterinnen hätten ihn aber vielleicht darauf hingewiesen, dass er mit urheberrechtlich geschütztem Material für sein Geschäft wirbt und er Gefahr läuft, sich deswegen eine Abmahnung einzuhandeln. Und dass seine Anzeigen vielleicht nicht bei allen so gut ankommen, wie er es sich erhofft.

Auf die Frage nach der auf dem Rammstein-Cover abgebildeten Szenerie, die sich mühelos als Vergewaltigung lesen lässt, wiegelte Krafczyk ab: „Das Bild zeigt ein Plattencover der Band Rammstein, wenn zufällig ein anderes Cover aktuell gewesen wäre, hätte ich natürlich das genommen“.

Schade, dass nicht zum Beispiel gerade die Super Heroines aktuell gewesen sind. Dann hätte Krafczyks Werbung auch ganz anders aussehen können.

„Wir kämpfen für die Kreisfreiheit!“

In der Ostsee-Zeitung des vergangenen Wochenendes konnte man bestaunen, wie vierzig „Prominente Partei für unsere Stadt ergriffen“ haben und zu Ablichtern des Kampfes für Kreisfreiheit wurden. Gesicht zeigen geht wieder um, aber wessen Antlitz wurde da eigentlich auf die erste Seite gehievt?

Unter den vierzig Kämpen muss man eine Weile suchen, um eine Frau zu finden. Insgesamt gibt es in der Auswahl derer drei; numerisch ausgedrückt liegt ihr Anteil also bei satten 7,5%. Gleichstellungsbeauftragtenherz, was begehrst du mehr als einen Spiegel der hiesigen Verhältnisse?

Die geplante Kreisgebietsreform wird heute in einer Anhörung vor dem Landtag behandelt.

Die Veröffentlichung hat verschiedene Reaktionen provoziert. In Sachen Gleichstellung und Repräsentation gibt es bei den Grünen einen Seitenhieb. Auf dem OZ-Watchblog werden indes Erinnerungen an journalistische Arbeit während der DDR aufgewärmt.

Fanartikel aus Greifswald #2

Vor etwa einem halben Jahr machte ich auf einige Devotionalien aufmerksam, mit denen der bedingungslosen Hingabe zur Hansestadt Greifswald Ausdruck verliehen werden kann. Das damals überschaubare Angebot zwischen Campus-Kleidung, Murder City und HGWaii-Accessoires wird nun dank Komma 10 um einige Artikel mit zum Teil staubfängerischen Qualitäten erweitert.

Lokalpatriotismus hat seinen Preis

Die Palette reicht dabei von Schlüsselanhängern und Flaschenöffnern über hanseatische Schneekugeln und Thermometer bis hin zu Plaketten für den hoch dekorierten Wanderstab. Das Angebot ist überraschend hochpreisig und die Artikel kosten jeweils zwischen zwei und sechs Euro. Lokalpatriotismus hat eben seinen Preis.

Mein persönlicher — und auch tatsächlich gekaufter — Favorit ist der handelsübliche Stoffbeutel mit aufgedrucktem Foto vom Blick auf den Dom; Kostenpunkt: exorbitante 2,50 Euro.

99. Internationaler Frauentag

Alles erdenklich Gute, Kampfgeist und Mut zum 99. Internationalen Frauentag!

Letztes Jahr fiel das große Greifswalder Mitternachtsshopping unrühmlicherweise auf den 08. März. Das konsumistische Spektaktel wurde dieses Jahr schon ausgiebig am Vortag zelebriert, so dass zwar unheimlich viele Frauen ihr Wochenende an den Ladenkassen verbringen mussten, aber das schon beinahe zynische Aufeinanderfallen von Einkaufsfest und Frauentag ausblieb.

Über die regionalen Lebensverhältnisse von Frauen und Männern gibt anhand ausgewiesener Indikatoren der gemeinsam vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sowie der Hans-Böckler-Stiftung entwickelte Gender-Index Auskunft. 

Ich bin mehr wert!

Anlässlich des beinahe einhundertjährigen Jubiläums des Gedenktages noch ein Video der DGB-Frauen-Kampagne Ich bin mehr wert! über Einkommensunterschiede und den mit angeklebten Schnurrbärten ausgefochtenen Kampf  für Gleichstellung.

Von Männermode und Männerträumen

Der Greifswalder Herrenausstatter Krafczyk hat mit der Werbekampagne „Männerträume“ inzwischen schon über 50 verschiedene Anzeigen veröffentlicht. In Sachen Frauenverachtung und Sexismus sind die einzelnen Werbeträger in der Hansestadt beispiellos. Eine Einsichtnahme.

Er hat es geschafft. Jens Krafczyk mühte sich Anfang der Neunziger Jahre noch auf dem Marktplatz als Grünpflanzenverkäufer ab, heute versprüht er den lebemännischen Esprit eines Modezars und nennt mit seinen Männermoden ein erfolgreiches Geschäft sein Eigen.

Von der Milch zur Mode

gold krafczykAuf der Homepage seines Unternehmens gibt Krafczyk freimütig über seinen beruflichen Werdegang Auskunft und erzählt die Geschichte vom Aufstieg des Kuhmelkers zum Herrenausstatter.

Im Geschäftsleben machte er in der Vergangenheit immer wieder mit ausgefallenen Werbeaktionen auf sich aufmerksam, von Bodypainting bis Velotaxi war alles dabei. Sein Logo zierte regelmäßig Schülerzeitungen und die Eintrittskarten zu den Bällen der Pennäler.

Auch im monatlich erscheinenden und vom früheren Oberbürgermeister-Kandidaten Rainer Mutke herausgegebenen Vorpommern-Magazin, schaltete Krafczyk Anzeigen seiner in Serie gegangenen Werbekampagne Männerträume. Hier erfährt die ganz offensichtlich männliche Zielgruppe „Dinge, die ein Mann in seinem Leben unbedingt tun sollte„.

„Ich tu dir weh“ „Von Männermode und Männerträumen“ weiterlesen