nordoststreifen: „Beltracchi – Die Kunst der Fälschung“

Passend zur Sonderausstellung Zwei Männer – ein Meer, in der seit Ende März Werke der beiden Expressionisten Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff präsentiert werden, wird am Donnerstagabend im Pommerschen Landesmuseum der Dokumentarfilm Beltracchi – Die Kunst der Fälschung (D 2014, 94 Min.) in der cineastischen Reihe nordoststreifen gezeigt.

Ein Anarcho mit Pinsel und Farbe, dem der internationale Kunstmarkt auf den Leim gegangen ist

Arne Birkenstocks Dokumentarfilm, der 2014 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde, erzählt in unterhaltsamer Tonalität vom größten europäischen Kunstfälscherskandal der Nachkriegszeit. Im Mittelpunkt dieses niemals langweiligen und zwischenzeitlich beinahe krimihaften Ritts steht Wolfgang Beltracchi — meisterhafter Fälscher, filigraner Handwerker, kackfrecher Betrügerr: ein Anarcho mit Pinsel und Farbe, der einen tiefroten Klecks auf der ohnehin befleckten Weste des internationalen Kunstmarkts mit seinen Blasen und Eitelkeiten hinterlassen hat und dessen Betrügereien nicht wenige Gutachter und renommierte Experten auf den Leim gegangen sind.

betracci

Die Kunst der Fälschung ist ein Hochgenuss, vor allem dann, wenn der Handwerker Beltracchi im Fokus steht und die Vielseitigkeit seiner Arbeit deutlich wird — zum Beispiel dann, wenn er auf Flohmärkten umherstromert, für wenig Geld alte Bilder kauft und so an das Originalmaterial vom Beginn des letzten Jahrhunderts kommt.

Ermittler schätzen Beltracchis Betrugsgewinn auf 20 bis 50 Millionen Euro

Beltracchis Spezialität waren expressionistische Maler wie Max Pechstein, die er kopierte und anschließend als verschollene und wieder aufgetauchte Werke zu Höchstpreisen verkaufte. Nachdem der Kunstfälscher vor fünf Jahren aufflog, wurde er im Oktober 2011 wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Die Ermittler gehen von einem Betrugsgewinn von 20 bis 50 Millionen Euro aus.

Die Filmvorführung ist ein Angebot der Kulturreferentin für Pommern und passt sich ohne Brüche in das Begleitprogramm der Expressionisten-Ausstellung Zwei Männer — ein Meer, die bis Ende Juni im Pommerschen Landesmuseum präsentiert wird, ein. Ein absoluter Hingehtipp oder — um es mit Daniel Böse (art) zu sagen — „Beltracchi beim Malen und Fälschen zuzusehen ist unbezahlbar.“

Fakten: 07.05. | 21 Uhr | Pommersches Landesmuseum | 3,50 EUR

nordoststreifen: „Europa“

Die Filmvorführungsreihe nordoststreifen verdient sich schon seit längerem Lorbeeren für ihr ausgesuchtes Programm. Wurde  während des Polenmarktes der Fokus auf das östliche Nachbarland gelegt, so ist es wenig verwunderlich, dass dieser Tage der Blick gen Norden gewandt wird.
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Dänemark ist nicht erst seit der Dogma-Gruppe Brutstätte großer Filmkunst und einer der wohl wichtigsten Regisseure dieses Landes ist zweifelsohne Lars von Trier (u.a. Hospital der Geister, Breaking the Waves, Idioten, Dancer in the Dark, Dogville, Manderlay, Antichrist). Im Rahmen des Nordischen Klangs 2011 wird heute im Pommerschen Landesmuseum von Triers Film Europa (DK/S/F/D/CH, 1991) gezeigt – eine cineastische Zitatmaschine in vorwiegend Schwarzweiß, die mit Mehrfachbelichtungen und Rückprojektionen zu einer experimentellen Bildschichtung wurde.

europa von trier (Foto: kino-zeit.de)

In Europa wird die Geschichte des deutschstämmigen Amerikaners Leopold Kessler (Jean-Marc Barr) erzählt, der kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland zurückkehrt und als Schlafwagenschaffner zu arbeiten beginnt.

„Fortan ist er einem merkwürdigen System absurder Vorschriften unterworfen, das inmitten des Chaos die in Deutschland ach so heilige Disziplin und Ordnung wieder herstellen soll. Auf seinen Fahrten quer durch das zerstörte Deutschland lernt er Katharina Hartmann (Barbara Sukowa), die Tochter des Besitzers von Zentropa, der während des Krieges die Waggons für den Transport von Juden in die KZs bereit stellte, und der nun so weitermacht, als sei nichts geschehen, kennen.

Natürlich verliebt sich Leopold in Katharina und natürlich wird seine Liebe schamlos ausgenutzt, denn die Untergrundorganisation der Nazis, die Werwölfe, sind immer noch aktiv, und der nichts ahnende Schlafwagenschaffner aus Amerika ist fester Bestandteil ihrer dunklen Pläne und Machenschaften – ein Opfer, das zum Täter wird.“ (kino-zeit.de)

Bei der International Movie Database (imdb) wird der Film mit 7,7 bewertet, einen englischsprachigen Trailer gibt es außerdem:

http://www.youtube.com/watch?v=rvnlawgfAY4

Fakten: 12.05. | 21 Uhr | Pommersches Landesmuseum | 3 EUR

nordoststreifen: „Ich, Tomek“

Heute Abend findet die einzige Vorveranstaltung des Polenmarktes 2010 statt und es wird eine Art cineastisches Warm-Up im Pommerschen Landesmuseum angeboten.

Gezeigt wird der Film Ich, Tomek (PL, 2009), der erst im Sommer dieses Jahres die deutschen Kinos erreichte und der sich nahtlos in die wärmstens zu empfehlende Filmreihe nordoststreifen einbettet, die das filmische Drama über Kinderprostitution an der deutsch-polnischen Staatsgrenze präsentiert und ihm das Prädikat Besonders wertvoll anheftet.

In Ich, Tomek geht es um einen 15 Jahre alten Jungen, der in der deutsch-polnischen Grenzstadt Gubin aufwächst, sich verliebt und plötzlich Geld braucht – Geld, das sich nicht einfach so verdienen lässt. So gelangt Tomek schließlich ins Zuhältermilieu und beginnt, sich zu prostituieren.

Vor dem Hintergrund des Wohlstandsgefälles an der Grenze zwischen Deutschland und Polen erzählt Regisseur Robert Gliński eine existentielle Geschichte, die universell für eine junge, europäische Generation auf der Suche nach Identität, Liebe und Wohlstand steht.

Die Filmvorführung kommt durch die Kooperation der Kulturreferentin für Pommern, des Filmclubs Casablanca und des Polenmarktes zustande. Hier sei noch auf den deutschsprachigen Trailer verwiesen.

Fakten: 18.11. | 21 Uhr | Pommersches Landesmuseum | 3 EUR

PolenmARkT: Überall ist es besser, wo wir nicht sind

Der PolenmARkT lädt in Zusammenarbeit mit dem Filmclub Casablanca zur Vorführung von Überall ist es besser, wo wir nicht sind (BRD 1989) ein. Beim anschließenden Filmgespräch wird der Regisseur Michael Klier zugegen sein.

Entweder ist das Gras grüner, oder die Häuser sind höher, oder die Sonne ist wärmer! Warschau 1988. Jerzy will in den Westen. Sein Ziel ist Amerika. Aber sein Geld reicht erst einmal nur für Berlin.

besser-wo-wir-nicht-sindDort trifft er Ewa wieder, die er an seinem letzten Tag in Polen kennen gelernt hat. Die beiden kommen sich näher. Sie nehmen alle Jobs an und haben wenig Zeit für einander. Dennoch gibt es einige Momente des Glücks, bis Ewa verschwindet, ohne eine Adresse zu hinterlassen…
Polnische Flüchtlinge revidieren ihre Utopien vom Westen, West-Berlin erweist sich als Durchgangsstation. Auf beiläufige, dabei fast visionäre Weise nimmt der Film Entwicklungen globaler Migrationsbewegungen vorweg.

[youtube CsoR6R-dr_4]

Fakten: 26.11. | 20 Uhr | Pommersches Landesmuseum | 3 EUR

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