Schön war es, als Mitte Dezember 2009 die (Exil-)Österreicher Ja Panik mit ihrem Konzert das Klex beehrten.
Der Spechtl Andreas und seine Mitmusiker fanden regen Beifall für ihre schrullig-erfrischende Darbietung und sogar die Aftershow-Party funktionierte hervorragend. Nochmals vielen Dank für das hochkarätige Künstlerengagement! Ein ausführlicherer Eindruck des Konzertes findet sich bei der Greifswalder Musikbloggerin 49suns und in etwas längerer Form von der gleichen Autorin auf dem webMoritz.
Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.
Hinter dem glücksspielaffinen Namen steckt der mittlerweile in Würzburg lebende Berliner Wahlgreifswalder Alexander Leonard Stöckigt, der hier vier Jahre lang studierte und als Sänger und Keyborder der Band Jet Pilot auf sich aufmerksam machte. Soviel zur topographischen Verortung des Musikers. Noch in Greifswald mündete seine schier unerschöpfliche musikalische Produktivität im Soloprojekt Leonard Las Vegas, das es seit nunmehr fast vier Jahren gibt.
Sechs Veröffentlichungen später kann er mit blackjack illuminist nicht nur sein eigenes Label vorweisen, seit 2007 veröffentlichte Leonard Las Vegas auch bei den Berlinern Record 1fourFIVE, die sich inzwischen vom reinen netlabel zur Plattform für physische Tonträger entwickelt haben. Das aktuelle Album Lightspeed Your Body, We’re Going Downtown ist also problemlos im Laden zu bekommen.
blackjack illuminist macht Leonard natürlich trotzdem und mit voller Überzeugung weiter, da erhierbei jeder CD ne eigene Note verpasse und das ganze im heutigen Zeitalter die Antithese zum Downloadwahn und zur Austauschbarkeit darstellt.
Seine Tour im Mai 2009 führte ihn bis Amsterdam, vor zwei Monaten trat er im Rahmen der Release-Woche des lokalen Samplerprojektes klein stadt GROSS in der Kiste auf. In der damaligen Veranstaltungsankündigung wurde auf den emotionalen Tourtrailer der Band hingewiesen, der unbedingt angesehen werden sollte.
Im Livebetrieb läßt sich der My Bloody Valentinsche Shoegaze-Sound des Ein-Mann-Projekt nur schwer umsetzen, daher scharte Leonard Las Vegas eine Band um sich, die ihn auf den Konzerten unterstützt und so die atmosphärischen Postrock-Kulissen livefähig macht.
Zur Ergänzung sei auf das von kid Atari produzierte Video des Stückes No Need for Wires des Albums Naked Feet On Highway Darkness verwiesen.
Am zweiten Weihnachtstag sollte im Greifswalder Bunker das Festival If the kids are united stattfinden. Im Vorfeld des Konzertabends ist Kritik über das Booking laut geworden. So wiesen sowohl die Greifswalder Antifa als auch das Portal Oire Szene darauf hin, dass sich die angekündigten Bands Schusterjungs, Gerbenok und Mummys Darlings im rechtsoffenen Spektrum bewegen würden.
Hier mal ein Textauszug aus dem Stück Die neuen Hippies der Band Gerbenok:
„Das soll jetzt nicht rassistisch klingen, doch es ist nun einmal so
Irgendwelche Asylanten dealen auf dem Bahnhofsklo
Mit langem Haar und schöner Bräune stehn sie an der Litfaßsäule
Schicken Kinder auf den Strich, doch das interessiert euch nicht“
Andere, krass homophobe Textbeispiele erspare ich Euch an dieser Stelle und verweise nochmal auf die Seite der Greifswalder Antifa, wo die Zeilen veröffentlicht sind, die hier nicht stehen sollen.
Dort wird gerade gemeldet, dass das geplante If the kids are united inzwischen abgesagt worden sei. Die Veranstalter entschuldigen sich: „leider müßen wir das Fest absagen, Da es Probleme mit der Lokation giebt ;( wir bedauern das sehr. würden es aber gern auf mite März verschieben.Wir wissen das es sehr kurtzfristig ist.“ Etwas mysteriös ist außerdem, dass drei verschiedene Flyer mit unterschiedlichen Line-ups kursierten. Vielleicht haben ja Bands auf ein gemeinsames Konzert mit Gerbenok verzichten wollen und zwischenzeitlich abgesagt?
Ist Greifswald jetzt nach der Absage seitens der Veranstalter ein sogenanntes Rechtsrock-Konzert erspart geblieben?
Die Organisatoren verneinen sehr eindeutig jede politische Ambition ihres Festivals und bewegen sich damit in einem OI-politischen Trend, den ich für sehr gefährlich halte und dem die Öffnung nach rechts unterstellt wird und der im fatalen Booking der Band Gerbenok seine Bestätigung erhalten hätte: „Das Fest „If The Kids Are United“ ist rein UNPOLITISCH, wir wollen keine Rechten Nazis, sowie keine Linksextremisten, Das ITKAU sieht sich verbunden mit der OI! und Punk Bewegung. Was zählt ist der Zusammenhalt gegen all den Politischen Dreck! Bleibt euch selber Treu, und geht euren eignen Weg!“
Eine tolle Nachricht verbreitete sich in den letzten Tagen wie ein Lauffeuer: Die ursprünglich österreichische Band Ja, Panik, die inzwischen kollektiv nach Berlin gezogen sein soll, wird morgen Abend im Greifswalder KLEX spielen.
Die Formation um den Sänger Andreas Spechtl wartet mit einem erfrischenden Sound auf, ihre manchmal etwas affektiert wirkende, lässige Intellektualität wird in mehreren mehr oder weniger inszenierten Interviews zur Schau getragen bzw. zum Konzept erhoben. In gewisser Weise kann man Ja, Panik als alpine Nachhut der Hamburger Schule bezeichnen und man sollte das morgige Konzert auf keinen Fall verpassen.
Der Eintrittspreis ist ebenfalls sehr moderat, auch wenn er die psychologische 5-EURO-Marke überschreitet, die die Greifswalder Kulturlandschaft so sehr einschränkt. Für die im Januar anstehenden Konzerte der gebürtigen Österreicher in anderen deutschen Städten bewegen sich die Preise zwischen 12 und 15 Euro. Nach dem Konzert wird das Knäcke Kollektief wie gewohnt für Unterhaltung sorgen.
Wer sich für deutsche Popkultur interessiert, sollte sich auch das Duett mit Christiane Rösinger und Andreas Spechtl auf einem Sofa in der Wiener Innenstadt ansehen. Rösinger sang früher bei den Lassie Singers und ist jetzt bei der Band Britta aktiv. Schließlich noch das offizielle Video zum Song Alles hin, hin, hin des bei Moses Schneider — der zuvor auch Tocotronic und Beatsteaks produzierte — aufgenommenen Albums The Angst And The Money (2009).
Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.
Pünktlicher hätte das Stück An der Zeit von Pauler nicht veröffentlicht werden können. Die Staubwolken des vor drei Wochen abgerissenen AJZ/Café Quarks haben sich gerade erst gelegt, da wird bekannt, dass das Greifswalder Studententheater die seit etwa zwei Jahren genutzten Räume verlassen muss. Zack, wieder ein Kulturraum verloren!
Am Montag wird um 16.30 Uhr eine Kundgebung an der Straze (Stralsunder Straße 10) stattfinden und man wird zum wiederholten Mal öffentlich den Willen demonstrieren, dieses Haus zu erhalten. Hoffentlich kommen auch die Hedonisten und laden sich vorher dieses Stück herunter.
Dessen Autor Pauler ist gebürtiger Rostocker, verbrachte allerdings viele Jahre in Greifswald und war offensichtlich vom Abriss seines früheren Zuhauses am Karl-Marx-Platz so entsetzt und wütend, dass er vor wenigen Tagen einen Song zum Thema veröffentlichte:
Gestern riss man wieder mir ein Stück Erinnnerung nieder, das besetzte Haus aus meiner wildern Zeit […] Sie zerstören deinen Club und dein Zuhause solange sie n Cent daran verdienen, doch was zu weit geht, geht zu weit.Spürst du die Trauer? Spürst du die Wut? Spürst du den Hass und fühlst du die Glut und das Feuer in dir und den wachsenden Unmut? Wohin mit soviel Zorn? In deinen Adern kocht das Blut.Wenn du erkennst, dass schon wieder ein Stück Hoffnung stirbt, weil irgendwelche Großverdiener denken, dass für ein bißchen Geld ihnen die Welt gehört. Und wenn du siehst wie sie mit ihren Zahlen spielen, Lebensräume unterspülen, denn der Finanzerseelesystem sind Liebe und Kultur ein unbekannter Wert.
Der Song kommt dubby daher und lässt sich hier herunterladen. Ein Klick auf den Link sollte einen Player öffnen, um das Stück ohne Umwege an Ort und Stelle hören zu können. Es empfiehlt sich die Verwendung einer bassaffinen Anlage oder eines Kopfhörers, die in Computern integrierten Lautsprecher können die essentiellen Tieffrequenzen einfach nicht transportieren. In Rostock arbeitet Pauler gemeinsam mit dem Schlagzeuger Jörn Knüppel in Richtung Dub und TripHop. Vom düsteren, aber dennoch jazzigen Ergebnis kann man sich mit diesem Livemitschnitt einen Eindruck machen.
Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.
Spätestens seit ihrem – auch auf dem Lokalkompilat klein stadt GROSS erschienenen – unglaublich energetischen Song Enemy muss man Kein Plan einfach lieben.
Die Greifswalder Band hat sich in gleichbleibender Besetzung in den vergangenen Jahren verdammt gut entwickelt und spielt klassischen Skatepunk amerikanischer Prägung. Vor wenigen Tagen haben Kein Plan neue Stücke bei myspace veröffentlicht, ein neues, zweites Album ist im Entstehen.
Das neue Material kann sich sehen bzw. hören lassen. Es wurde im Rostocker Petemusik-Studio aufgenommen und ist wirklich gut produziert. Hervorhebenswert finde ich den genretypischen Einsatz des kollektiven shoutings. Großartig!
Bereits im April hat die Band das folgende D.I.Y.-Video zu ihrem Stück Keep On im Internet veröffentlicht. Hier bekommt man einen sehr guten Einblick in das Wesen und die Mentalität von Kein Plan.