Anzeige gegen Dr. Douglas Fernando

Aus einem Artikel in der Ostsee Zeitung von Benjamin Fischer geht hervor, dass Michael Steiger (Die Grünen) Anzeige wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung gegen den Geschäftsführer des Petruswerks, Dr. Douglas Fernando, erstattet hat.

Ungewohnt deutlich nahm die Lokalzeitung Stellung zum undurchsichtigen Treiben um das Haus. So heißt es in der Bildunterschrift: „Bloß schnell alles wegbaggern, ehe jemand was mitbekommt. Hinter der Stralsunder Straße 10 wurde ein Fachwerkgebäude plattgemacht.“

Gestern Abend fand mit dem Auftritt des WDR-Kabarettisten Jürgen Becker die erste Veranstaltung des Vereins Kultur- und Initiativenhaus Greifswald statt, die aber leider nicht in der Straze, sondern im Fremdsprachen- und Medienzentrum der Universität ablief und somit Exilcharakter aufwies. Der webMoritz hat dazu einen Podcast veröffentlicht.

Das Petruswerk besitzt inzwischen nicht nur die Straze, sondern auch den Komplex in der Anklamer Straße, dessen Sanierung den unter dem Haus befindlichen Club mira sein Obdach kosten wird. Heute Mittag wurde Fernando vor dem Anwesen in der Anklamer Straße in Begleitung eines Kamerateams gesichtet — offenbar interessiert sich jetzt sogar GTV für diese Angelegenheit.

*Update*

Eine aktualisierte und ausführliche Zusammenfassung der Immobiliengeschäfte, die das Petruswerk in Greifswald unternahm, ist im Beitrag Die Greifswalder Einkaufstour des Immobilienmagnaten Douglas Fernando zu finden.

Petruswerk startet Abrissarbeiten ohne Genehmigung

Gestern bewegte sich das erste Abrissfahrzeug auf den Hof der Straze und begann sein zerstörerisches Werk. Getroffen hat es ein altes zweistöckiges Fachwerkhaus.

„Binnen weniger Stunden machte eine Abrissfirma das Gebäude kurz und klein und hinterließ nur noch Schutt und Staub. Zudem wurden durch die Baggerschaufel auch einige Bäume in Mitleidenschaft gezogen. Der Verein Kultur- und Initiativenhaus Greifswald hatte vor in das Gebäude eine Holzwerkstatt zu integrieren.“ (greifkultur.de)

Die untere Bauaufsicht ist von dem Vorgang nicht informiert gewesen, nicht mal ein Abrissantrag lag nach Auskunft der Baubehörde vor. Die Grünen echauffieren sich auf ihrem Blog völlig zurecht:

Wir wünschen uns Menschen, die unsere Stadt entwickeln. Jene sind gerne willkommen. Wir brauchen aber niemanden, der unsere Geschichte ignoriert und an den Bedüfnissen der Greifswalder vorbeibaut. Es gibt kein Sanierungs- und Nutzungskonzept für die Strasunder 10 und der Baubeginn für den Akademiepark ist auf unbestimmte Zeit verschoben! Sieht so ein verlässlicher Investor aus?

Erinnern wir uns nochmal kurz des Investoren, der seine eigene Gemeinde verklagte und dessen Leitmotiv bekanntlich lautet: „“Es ist die soziale Verantwortung, der wir uns verpflichtet fühlen. Unser Ja zum Menschen.”

Wer denkt, das Treiben des Petruswerkes interessiere ihn nicht, weil die potentielle Straze-Klientel doch ohnehin zu alternativ sei, der sei darauf hingewiesen, dass die Baumaßnahmen in der Anklamer Straße, wo der gleiche Investor seine Vorstellungen sozialer Sanierung umsetzt, für eine rasche Schließung des Clubs mira sorgen werden.

Mit besonderem Nachdruck sei abschließend auf die neue Internetpräsenz der Gruppe verwiesen, die sich für den Erhalt der Stralsunder Straße 10 stark machen. Der Verein Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e.V. wird seine Öffentlichkeitsarbeit hoffentlich intensiver betreiben als die BI Straze und ist unter greifkultur.de erreichbar.

Inside Youniq

Nach einer längeren lohnarbeitsbedingtern Blogpause sollte hier endlich wieder etwas passieren. Vor wenigen Tagen wurde auf dem webMoritz eine Reportage von Drachenbootsaktivist Florian Bonn veröffentlicht, in der eine Wohnungsbesichtigung bei Youniq geschildert wird. Da ich mich bereits mehrmals mit dem Treiben um den Gebäudekomplex beschäftigt habe, möchte ich an dieser Stelle auf den Text hinweisen.

Bonn verabredete sich ganz wallraffesk mit dem Youniq-Campus-Scout und gewann einige sehr interessante Innenansichten. Verkleidet als prototypischer Jurist konnte er dabei angebotenen Wohnmöglichkeiten in Augenschein nehmen und sein Urteil fiel vernichtend aus. Nicht nur die hochgepriesene learning lounge entpuppte sich als große Luftnummer:

„In der Wohnung nervte mich permanent das automatisch angehende Licht. Insbesondere im Foyer ging beim Betreten dieses schräg über den Köpfen eine sehr helle Lampe an, die einen durch fröhliches Blenden förmlich dazu aufforderte, sie einzuschlagen. Eine solche Lampenschaltung macht eigentlich nur im Fensterlosen, dunkeln Durchgangsraum zwischen Waschmaschinenraum und Flur Sinn. Dort gab es sie nicht, dafür zwei Toilettenkabinen. Auf einer der Toiletten stand aus unerfindlichen Gründen ein Papierkorb.“

Noch immer Mietermangel bei YOUNIQ *update*

Der Greifswalder Wohnungsmarkt ist gelinde gesagt so übersichtlich wie überteuert. Umso verwunderlicher ist es, dass die Wohungen von Youniq noch immer nicht alle vermietet sind. Dabei wurde kaum Aufwand gescheut.

Am 14. Mai sollte dort ein großes Grillfest stattfinden, eine gute Gelegenheit, den – dank Freibier gewogenen –  Gästen die unansehnlichen Räumlichkeiten vorzuführen. Betrüblicherweise blieb der Publikumsansturm an diesem Nachmittag aus.

UNSERIÖSE METHODEN BEI DER MIETERAKQUISE

Seit Wochen überhäuft das Rostocker Unternehmen Immobilienservice Ost die Greifswalder Mensa mit Flyern; Linderung ist nicht in Sicht. Ähnlich penetrant wie auf den Tischen in der Mensa verhält sich die Firma, deren Homepage noch nicht mal ein Impressum aufweist, auf dem virtuellen schwarzen Brett der Universität Greifswald. Dort veröffentlichte sie über Wochen fast täglich die gleichen Wohnungsinserate. Dabei agierte sie gleich unter drei verschiedenen virtuellen Identitäten. Eine Spamhydra?

Meine freundlichen Hinweise auf das eingeschränkte Mietrecht und die angekündigten Mieterhöhungen wurden daraufhin von einer anderen Identität (weltverbesserer) des Unternehmens beantwortet. Leider wurde dieses Thema wieder gelöscht, aber ein ähnlicher Fall lässt sich hier nachvollziehen:

ibs-ost offeriert youniqen Wohnraum, daraufhin beklagt ein Stammleser des Forums die Häufigkeit der gleichen Anzeigen und Nutzer weltverbesserer beginnt eine Diskussion. Aber auch weltverbesserer vermittelt Wohnraum, zum Beispiel hier. Sehen sich die beiden Inserate nicht verdammt ähnlich? Der dritte Account der „Immobilien-Profis“ firmiert unter Walter Davis. Auch hier wieder die identischen Angebote.

MIETER WERBEN MIETER

Inzwischen bietet Youniq auf Flyern 150€ für geworbene Mieter. Explizit wird auf den aktuellen Flyern darauf hingewiesen, dass es das Geld auch für diejenigen gibt, die sich selbst als Mieter werben. Das ist immerhin fast schon die Hälfte der Monatsmiete.

Youniq bleibt leer, da nützt dann auch der fescheste myspace-Account nichts mehr. Vielleicht hatten die Verantwortlichen andere Vorstellungen von der Zahlungswilligkeit der hiesigen Mieter? Vielleicht ist die Wohnungsnot auch momentan noch nicht so virulent wie zu Beginn des kommenden Wintersemsters.

Zum Abschluss möchte ich nochmal an das inzwischen etwas ältere Video des Youniq-Fotoshootings erinnern. Es ist zwar langweilig, aber ich empfehle die Position 01:43, denn paradoxerweise steht dort ein Bafög-Ordner im gefilmten Regal. Wie hoch mag der Anteil Bafög-abhängiger Mieter und Mieterinnen in den beiden Objekten Scharnhorst- und Mittelstraße sein? Und wieso wurden die kritischen Kommentare gelöscht, von denen es einige gab?

*update* 20.06.

Schlimmer gehts nimmer. Immobilienvermieter walter davis fragt jetzt die eigene Firma Immobilienservice-Ost hier im Uniforum:

Hallo,
Frage an den Anbieter: Gibt es irgendwo schon Bilder von den Wohnungen im Netz zu sehen? Wäre für mich interessant, da auf Wohnungssuche in HGW ab 08/09.
Grüße  🙂

Hoffentlich werden diese Accounts bald stillgelegt.

Stralsunder Straße 10, Immobilienhandel und soziale Verantwortung

Das Berliner Petruswerk hat sich in den vergangenen Monaten nicht nur Freunde in Greifswald gemacht. Zweifelhafte Berühmtheit erlangte das Berliner Unternehmen um den Immobilienspekulanten Douglas Fernando durch den Kauf der Stralsunder Straße 10, kurz Straze.

Die Bürgerinitiative zur Rettung des Hauses klagte immer wieder über Schwierigkeiten bei den Verhandlungen mit Fernando, der entgegen seinen Selbstdarstellungen Gespräche blockierte und auf konkrete Anfragen nicht reagierte.

Derweil leidet die Bausubstanz, das Dach wird langsam abgedeckt und auch bei einem Wasserrohrbruch wurde nicht sofort reagiert, ungeachtet der Hinweise der BI. Offensichtlich spielt hier jemand auf Zeit.

ÜBER HUNDERT NEUE ATTRAKTIVE STUDENTENAPARTMENTS

Zeitungsöffentlich wurde Fernandos Bauvorhaben heute nochmal aktualisiert und die OZ frohlockt, dass Greifswald bald um 110 attraktive Studentenapartments reicher werden könne. Die Lokalzeitung orakelt weiter, er hätte „das geschichtsträchtige Haus auf Wunsch der Universität vor zwei Jahren gekauft“.

Nun würde er es erst für den doppelten Kaufpreis (600.000 Euro) veräußern. Involvierte sprechen bei dieser Summe sogar vom Dreifachen des Kaufpreises. Das Preisgefälle begründet Fernando mit Planungs- und Entwicklungskosten von über 300.000 Euro. Das ist ganz schön viel.

Auf der Internetseite des Unternehmens wird die selbstgestellte Frage, was das Petruswerk einzigartig mache, freimütig beantwortet: „Es ist die soziale Verantwortung, der wir uns verpflichtet fühlen. Unser Ja zum Menschen.“

Fernando bietet dem aus der Bürgerinitiative hervorgegangenem Verein Kultur- und Initiativenhaus an, den Saal in der Straze zu mieten, während im restlichen Teil des Hauses Studentenwohnungen installiert werden.

Es ist natürlich klar, dass sich so schallschutzbedingt weder ein Konzerthaus noch eine Theaterspielstätte etablieren kann. Die Vorwürfe, den Abriss des denkmalgeschützen Hauses beantragt zu haben, wies Fernando zurück: „Das war anfänglich nur kurz im Gespräch“

AKADEMIEPARK KOMMT – MIRA MUSS GEHEN

Das Petruswerk ist allerdings auch an anderer Stelle in der Stadt unternehmerisch aktiv. In der Anklamer Straße haben die Berliner ein etwa 9500m² großes Grundstück gekauft. Dazu gehört auch der Gründerbau Ecke Stellingstraße, dessen Keller das mira beheimatet, das sich nun nach einem neuen Standort umsehen muss.

Die Entwürfe auf der Internetseite des Unternehmens sind nicht aufregend und erinnern eher an die architektonischen Albträume von Youniq denn an schönes Bauen.

Laut webMoritz sollen dort 400 Studentenwohnungen,  „vor allem Einzimmer-Appartements, aber auch Wohnungen für Paare, für Behinderte und für Wohngemeinschaften, entstehen“.

WIE GEHTS WEITER?

Das Petruswerk pokert in der Stralsunder und schafft Tatsachen in der Anklamer Straße. Es bleibt zu hoffen, dass der Verein Kultur- und Initiativenhaus es doch noch irgendwie schaffen kann, die Immobilie vor dem Tod durch Sanierung zu bewahren und ein neues sozio-kulturelles Zentrum zu schaffen. Aber das wird eine schwierige Aufgabe.

Ein Blick auf die Liste der Gruppen und Initiativen, die früher in der Straze Arbeits- und Lebensraum gefunden haben, mag erhellend dazu beitragen, den Sinn eines sozio-kulturellen Zentrums zu erkennen. Zu den Nutzern des Hauses vor dem Verkauf zählten: das Caspar-David-Friedrich-Institut (Ateliers), das Historische Institut, der Hochschulsport, das Studententheater, GrIStuF, radio 98eins, Greenpeace, HSG UniGryps, die Tanzgruppe „Laribundus“, die Moritz-Gruppe, die BUND-Ortsgruppe, AK Ökologie, die BI Kernenergie und ein Kinderzirkus.

Einige der Gruppen sind heute quasi obdachlos, andere sind in Gebäuden untergebracht, deren Nutzung aus baupolizeilichen Gründen terminiert ist (z.B. Moritz Medien und GrIStuF in der Wollweberstraße).

Der Bedarf für ein Zukunftprojekt Straze besteht offenkundig, eine Betriebsstruktur wurde geschaffen und Gelder für den Immobilienkauf sind akquiriert worden. Jetzt müssten sich nur noch Douglas Fernando und das Petruswerk ihrer sozialen Verantwortung verpflichtet fühlen.

(Bildquellen: Feldweg via Flickr, Petruswerk, BI Straze)

*Update*

Eine aktualisierte und ausführliche Zusammenfassung der Immobiliengeschäfte, die das Petruswerk in Greifswald unternahm, ist im Beitrag Die Greifswalder Einkaufstour des Immobilienmagnaten Douglas Fernando zu finden.

Zukunft der Straze weiterhin ungewiss

Die Zukunft des Hauses Stralsunder Straße 10 bleibt ungewiss. Nachdem die Bürgerinitiative im vergangenen Jahr mit vielfältigen Aktionen auf die Ungereimtheiten um den Hausverkauf hinwies und mit der Stralsunder Straße 10 GmbH eine Struktur geschaffen wurde, über die der Hauskauf abgewickelt werden könnte, stocken nun die Verhandlungen.

Der momentane Eigentümer Dr. Douglas Fernando, der die Immobilie im Januar 2008 kaufte, fordere nach wie vor das Dreifache des Kaufpreises.  Doch damit nicht genug. In einer Pressemitteilung weist die Bürgerinitiative darauf hin, dass der Vorentwurf zum städtischen Bebauungsplan 105 das Haus zwar als „Initialprojekt zur zukünftigen Entwicklung des Stadtteils“ hervorhebt, allerdings keine Auskunft darüber gäbe, wie das geschehen soll.

Der Verein Kultur- und Initiativenhaus, der als einziger ein derartiges Konzept vorgelegt hätte, sei zu den Planungen nicht befragt worden. Der Vorentwurf zum Bebauungsplan sei aufgrund fehlender Freifläche mit den Sanierungsabsichten des Vereins inkompatibel.

In der Pressemitteilung heisst es weiter: „Da niemand sonst einen Plan zur Rettung und zum Betrieb des denkmalgeschützten Hauses vorgelegt hat, fürchtet die Bürgerinitiative einen eklatanten Rückschritt bei den Bemühungen das Gebäude zu retten. Vandalismus und Verfall schreiten seit Monaten fort, obwohl alle Beteiligten ihr Interesse am Erhalt bekundet hätten und der Verein sofort mit der Gebäudesicherung und der Sanierung beginnen könnte.“

Die Bürgerinitiative lädt nun alle Interessierten zu einer Bürgerversammlung am 28. Mai um 19.00 Uhr in der Stralsunder Straße 46 ein. Hier soll nochmal ausführlich über die Entwicklung des Stadtteils und der Straze gesprochen werden. Laut Bürgerinitiative könne nur ein Gegenentwurf die Rettung des Hauses garantieren, der „eine inhaltliche Integration der Gebäudenutzung in der Stralsunder Straße 10/11 mit dem Stadtteilleben sicherstellt“.

Diese Entwicklungen sind nicht unbedingt überraschend. Gestalteten sich die ersten Aktivitäten zur Rettung des Gebäudes scheinbar unkompliziert und vor allem vergleichsweise rasant, sieht sich der Verein inzwischen mit ganz anderen Kräften konfrontiert.

Das schlimmste Übel ist dabei sicherlich die Stagnation. Tag für Tag schreitet der Verfall des Hauses voran und schließlich wird es nicht mehr zu retten sein. Und am Ende darf es dann doch abgerissen werden, ehe es zusammenfällt.

Hier könnte sich ein düsteres Stück Stadtgeschichte wiederholen. Ich erinnere an die Entwicklung des ehemaligen AJZ am Karl-Marx-Platz, das nach der Räumung vor nunmehr neun Jahren leersteht und dessen Bausubstanz vermutlich weitestgehend unbrauchbar ist. Das sich Geschichte immer wiederholen muss.