Das vergangene Wochenende nutzte die Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationalen, um am Tag der Befreiung mit einem lebendigen Politrave im Freien aufzuwarten. An dieser Versammlung, die vom Nachmittag bis in den frühen Abend andauerte, nahmen insgesamt etwa 300 Leute teil, die auf der ersten größeren Greifswalder Open Air Veranstaltung dieser Art den anbrechenden Sommer begrüßten.
Die Hedonistinnen haben auf ihrem Flickr-Account derweil die ersten visuellen Eindrücke des Spektakels versammelt und rufen dazu auf, noch mehr Bilder einzusenden. Außerdem wurde auf deren Internetpräsenz der von den lustgetriebenen Aktivistinnen beigesteuerte Redebeitrag zum Tag der Befreiung als Audiodatei veröffentlicht. Als Dreingabe wird auf der gleichen Seite auch noch das Set von verschnibbt & zugenäht angeboten.
Von der mehr als gelungenen Veranstaltung ist inzwischen auch ein Video aufgetaucht – wer nicht feiert hat verloren!
Die Hedonistische Internationale Sektion Greifswald ist wieder unterwegs und lädt dazu ein, gemeinsam in den Tag der Befreiung zu tanzen. Hierfür wird zum inzwischen wiederholten Mal die schmissige Parole Wer nicht feiert, hat verloren! herausgekramt und mit einer Soliparty für den zweiten Hedonistischen Weltkongress – den gibt es wirklich – und die Greifswalder Sektion der HI gelockt.
Für die Hedonistinnen ist die deutsche Kapitualtion der schönste Anlass, einen Jahrestag in diesem Land zu feiern. Sie schwören auf die befreiende Wirkung einer „Nacht voller Lustgewinn durch tanzende Glückseligkeit“.
„Den Abend eröffnet der hedonistische Techno-Romantiker und Musikweltverbesserer Npln Sajonz. Danach geleitet in den Tag der Befreiung ein Liveset vom Helden des technoiden Souls, Steffen Kirchhoff. Seine innovative Interpretation von Deep House wird nicht nur an diesem Abend Herzen und Tanzbeine gewinnen, sondern vermutlich wird auch seine bald erscheinende Split-EP einschlagen wie eine Bombe. Durch die Nacht führen die Befreier des deepen Grooves Oskar Offermann und Edward vom Berliner WHITE-Label. Das charismatische DJ Team ist bekannt für ausdauernde ohrgasmische House-Sessions, die Raum und Zeit vergessen lassen.“
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist fortwährender Veränderung unterworfen: bis 23 Uhr kostet es nur 4 Euro, zwischen 23 und 24 Uhr 5 Euro und danach schließlich 6 Euro. Wer nicht feiert, hat verloren!
Fakten: 07.05 | 22 Uhr | IKUWO | 4-6 Euro
UMSONST & DRAUSSEN – BEFREIUNGSPARTY AM SEE
Als ob das noch nicht genug wäre, geht es am Sonntagnachmittag so ähnlich weiter, wie es in den Morgenstunden der Vornacht aufhörte. Es darf getanzt und geruht werden, denn anlässlich des historischen Datums gäbe es einiges zu feiern, wie die Hedonisten bemerken: „Die Alliierten erzwangen 1945 die bedingungslose Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands und setzten der wahr gewordenen Hölle von industriellen Massenmord, totalem Vernichtungskrieg und Volksgemeinschaft endlich ein Ende. Darum feiern wir den Tag der Befreiung, das Ende des 2. Weltkrieges in Europa und die erfolgreiche Zerschlagung des 3.Reichs mit einem Tanz im Freien. Gib Geschichtsrevisionismus keine Chance!“
Für das technoid-musikalische Unterhaltungs- und Rahmenprogramm werden DJane Hannah, Silvio Marquardt und verschnibbt & zugenäht sorgen. Den Freiluft-Spaß gibt es auch bei Facebook mit einer eigenen Veranstaltung, falls jemand noch den Nachbarn und Oma Meier einladen möchte.
Wie bereits Anfang Januar angekündigt, wird in der nächsten Woche wieder Atommüll ins sogenannte Zwischenlager bei Lubmin transportiert werden. Hierbei sollen fünf Castorbehälter aus Karlsruhe überführt werden, die insgesamt 140 Glaskokillen enthalten.
Zweite Großdemonstration binnen dreier Monate
Lokale Anti-Atom-Aktivistinnen mobilisieren seit Wochen zu Protest und Widerstand gegen diesen Transport und rufen dazu auf, sich an der morgigen Demonstration zu beteiligen. Es ist der zweite große Anti-Atom-Protest in Greifswald binnen drei Monaten, denn schon im Dezember 2010 gingen über 2000 Menschen auf die Straße.
Am Sonnabend beginnt um 14 Uhr auf dem Markt die Auftaktdemo, die über die Lange Straße, den Karl-Marx-Platz und die Bahnhofstraße durch die Goethestraße, die Anklamer- und Brinkstraße schließlich über den Hansering und die Bachstraße zurück zum Ausgangspunkt führen wird.
Redebeiträge sind von Nadja Tegtmeyer (Anti-Atom-Bündnis NordOst), Holger (Nachttanzblockade Karlsruhe), Simone Leuning (AG Schacht Konrad), Pfarrer Matthias Gürtler (Ev. Kirchengemeinde) und Renate Backhaus (BUND) angekündigt, für einen musikalischen Beitrag sollen die Stormbirds sorgen. Es wurde auch eine Google Map eingerichtet, auf der neben der Route auch Parkplätze und die Orte der Zwischenkundgebung und des Abendprogramms vermerkt sind.
Aktionstag als Warm-up für den Castor
Die ganze Veranstaltung wird mit Sicherheit wie beim letzten Mal von einem Großaufgebot der Polizei begleitet und es ist nicht auszuschließen, dass von Seiten der Polizei der Protest gegen Atomkraft wieder gefilmt wird. Außerdem ist zu erwarten, dass Presse und Fernsehen bildreich berichten und viele Menschen zusätzlich private Aufnahmen machen werden. Wer darauf keine Lust hat, sei an dieser Stelle nochmal daran erinnert, an diesem Tag die für solche Bedenken anzuratende Kollektion aufzutragen. „Der Widerstand gegen den Castor geht auf die Straße“ weiterlesen →
Achtung, die Hedonistinnen gehen wieder um und laden zur Super-Soli-Sause gegen den bevorstehenden Castortransport nach Lubmin. Der hedonistischen Praxis entsprechend, lädt natürlich nicht irgendwer zur feierlichen Zusammenkunft, sondern die Sektion M.u.S.i.K. (M.ensch u.nd S.trahlung = i.rrationale K.ombination).
Mit einer Solidaritätsbekundungsparty sollen Gelder generiert werden, die dem lokalen Atom-Widerstand zukommen sollen. Alle beteiligten Künstler werden dafür ohne Gage auftreten und es darf eine dem Anlass entsprechend verstrahle Dekoration des IKUWOs erwartet werden. Um 18 Uhr wird eine Info-Veranstaltung des Anti-Atom-Bündnis Nord-Ost mit dem markigen Titel Atomkraftanlagen stilllegen! Energiewende sofort! Stopp Castor! stattfinden, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Danach steigt die große Sause.
Party für den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg
Hierfür konnte das Hamburger HipHop-Projekt Jales und Knopf gewonnen werden, das vor Urzeiten schon einmal zu Gast war. Außerdem als lokale und sprechmusikalische Unterstützung eine Formation bekannter Greifswalder Nachtgestalten. Danach geht es zackig elektronisch zu Werke, wenn die Exilanten flexonaut & hautzebautz, die hiesigen Elektrovisten verschnibbt & zugenäht, 239we aus dem Umfeld der Greifswalder Hedonistinnen und schließlich — wesentlich renommierter — por.no aus Berlin vom Pult aus die Meute dirigieren werden.
Für die subkulturellen Verhältnisse Greifswalds fällt die Regelung des Eintrittspreises ungewöhnlich innovativ aus. Keine Happy Hours oder vergleichbar konsumistische Regelungen, nein, hier zählen Uhrzeit und harte Währung, werden die Zustände auf den Kopf gestellt. Denn entgegen der üblichen Praxis wird die Party umso teurer, je später ihre Gäste erscheinen. Bis 22 Uhr sind nur 4 Euro fällig, wer bis 24 Uhr kommt, zahlt schon 5 Euro und danach sind 6 Euro fällig. Die Hedos erklären einleuchtend: „Wer früher kommt, kann mehr spenden und hat mehr Spaß“ und laden zum kollektiven Vergnügen auf die Tanzfläche:
„Dort findet auch das Aktionstraining unseres neuesten Blockadekonzepts statt. Gemeinsam wollen wir mit Euch die Beinarbeit für das Schotterwegtanzen trainieren und testen ob man heiß- und nassgetanzt an schienenartigen Metallteilen im Freien festfrieren kann.“
Das Set des gestrigen Abends vonflexonaut und hautzebautz ist jetzt auch bei soundcloud abrufbar. *2.Update* 07.12.
Verschnibbt und zugenäht haben es flexonaut und hautzebautz gleichgetan und ihr Set von der Sause wider die Atomkraft veröffentlicht.
Diese Nachricht ist gleichbedeutend mit 102 Minuten wohlgelaunter Klangelektrifizierung, die sich auch für den heimischen Dancefloor herunterladen lässt.
*3.Update* 07.12.
Jetzt ist der Abend beinahe komplett rekapitulierbar, zumindest was die Musik angeht. Die Hedonistinnen haben nachgelegt und auch noch das Set von Por.no veröffentlicht, das der Szene-Veteran übrigens ausschließlich mit Vinyl und ganz ohne Traktor darbot.