#Swag nicht aufgedreht: Gremienwahlen interessieren kaum jemanden

Democratic Avengers Konservative Liste Senatswahl Greifswald Universität

Ein Gastbeitrag von Franz Küntzel 

Jedes Jahr das gleiche spannende Prozedere: Die Jünger der Greifswalder Hochschulpolitik werben um die Gunst ihrer Kommilitonen. Von Freibeutern über Comic-Helden bis hin zu Kommunisten hat der hochschulpolitische Dunstkreis so einiges zu bieten, aber augenscheinlich hat es mal wieder keinen der 11.700 wahlberechtigten Studenten interessiert — in der vergangenen Woche verirrten sich nur etwa 10 Prozent von ihnen in die Wahllokale.

(Montage: Fleischervorstadt-Blog, Original: Disney)

Während sich die Liste der Solidarischen Uni am Mittwoch mit ihren beiden Hauptakteuren von Malottki und Rodatos schon vor dem Wochenende hart abfeierte, kann man jetzt einen nüchternen Blick auf die Ergebnisse werfen: Obwohl die Soli-Liste 11 von 12 Sitzen holte, bleibt abzuwarten, inwieweit man nun „progressive Politik“ überhaupt umsetzen kann und will.

Auf der einen Seite stellt die Gruppe der Studenten nur ein Drittel aller Senatsmitglieder, auf der anderen Seite ist die Liste bunt zusammengewürfelt und die Ziele der neuen Senatoren scheinen schon jetzt unterschiedlich zu sein

. Ob sich dann der Medizinstudent für die Volluniversität gegen seinen Professor stellt und die Belange der Philosophischen Fakultät vertritt, ist — wie in den letzten Semestern — fraglich. Für besondere Unterhaltung wird sicherlich außerdem Erik von Malottki (SPD) sorgen, wenn er den Senat als Bühne für seine eigene Wahlwerbung als Bürgerschaftskandidat nutzen wird.

NEHMT EUCH NICHT SO ERNST — IHR SEID NICHT DER BUNDESTAG!

Noch weniger spannend als die Wahlen zum Senat waren die Wahlen zum Studierendenparlament: gerade mal 30 Kandidaten auf 27 Plätze — gelebte studentische Demokratie sieht anders aus! Was in den letzten Jahren versäumt oder beschönigt wurde, wird nun immer augenscheinlicher: Die Mehrheit der Studenten an der Uni Greifswald interessiert sich nicht für ihre studentischen Vertretungen.

Obwohl die zurückliegende Legislatur durch verschiedene Demos und andere Aktionen mehr Rampenlicht auf den schnöden Alltag der Studentenvertreter geworfen hat, konnte man den normalen Studenten nicht an die Wahlurne locken. In den ersten Wochen der neuen Legislatur werden auch die restlichen drei Nachrücker ins StuPa einziehen und spätestens am Anfang des Wintersemesters wird das „Parlament“ nicht mehr vollzählig sein.

Letztlich wird auch im kommenden StuPa ein Problem nicht gelöst werden: Wenn man alle Studenten der Uni Greifswald vor die Wahl stellt, ob sie für ihren Beitrag von 8 Euro jedes Semester eine herausragende Party im Wert von 88.000 Euro feiern oder das Geld eher in ihre Studentenvertretung gesteckt wissen wollen, wie werden sie sich wohl entscheiden? Auch im kommenden Jahr sollten die Studentenvertreter ihre Bodenständigkeit und die eigene Existenzberechtigung als Stupisten nicht aus den Augen verlieren!

Franz Küntzel ist zurzeit Vorsitzender der JU Greifswald. Er war von 2010-2012 hochschulpolitischer Referent im Greifswalder AStA und schreibt gelegentlich auf dem Pommern-Blog.

5 Gedanken zu „#Swag nicht aufgedreht: Gremienwahlen interessieren kaum jemanden

  1. Lieber Franz,

    ich verspreche dir das ich den Senat nicht als Bühne für meine Kandidatur benutzen, sondern mich dort weiter für die Studierenden einsetzen werde. Trotzdem hoffe ich das möglichst viele von uns im Mai zur Kommunalwahl gehen werden, um die jahrelange CDU Herrschaft in Greifswald endlich zu beenden.

    Die Ergebis der Senatswahl zeigen für die Kommunalwahl vor allem eines: Schwarz ist out und da hilft auch kein Nachtreten in der Öffentlichkeit.

    Ich bin mir auch sicher das Soli Uni bald beweisen wird, wie progressive Politik im Senat aussieht und durchgesetzt werden kann.

    Schade das du damals zur anderen Seite gewechselt bist, aber die Karrierechancen bei der JU sind wahrscheilich besser.

    beste Grüße

    Erik

    1. „Die Ergebis der Senatswahl zeigen für die Kommunalwahl vor allem eines“ – hier wäre die realistische Antwort natürlich nicht „Schwarz ist out“, sondern „nichts“.

      An der Stelle mit dem Zur-anderen-Seite-wechseln musste ich schon hart lachen. Vor allem wenn man sich die dünne SPD-Personaldecke anschaut, wird einem ja auch schnell klar, dass die SPD das beste Pflaster für Karrieristen ist und nahezu jeder bei der SPD-MV was werden kann, der nicht gerade zufällig der weit überiegenden Mehrheit der eingenen Genossen auf den Sack geht und/oder sich sich mit dem MP und dazugehörigen Ministern anlegt…

      PS: Pro-Tipp an alle, die sich ein EvM-Bullshit-Bingo anlegen wollen: unbedingt „progressiv“ in der Mitte unterbringen.

    2. Gleich zwei Witze:

      1. Seit wann sagt die Senatswahl irgendetwas über die Kommunalwahlen aus? Greifswald wird die CDU nicht sobald aufgeben und wenn doch, hat das nichts mit irgendwelchen Hochschulwahlen zu tun.

      2. „Soli Uni bald beweisen wird, wie progressive Politik im Senat aussieht“ Wenn ihr das erst „bald“ beweisen werdet, was habt ihr dann in den letzten Semestern so gemacht?

      Rest hat „Aktiv in Oliv“ gut zusammengefasst.

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